Zu Ostern sind die Hasen los – Hasenbestände in Hessen weiter stabil

In vielen hessischen Revieren sind derzeit die Jäger auf der Pirsch – allerdings nicht mit der Flinte, sondern mit großen Suchscheinwerfern, Fernglas, Papier und Bleistift. In den Abendstunden, rund zwei Stunden nach Beginn der Dunkelheit, werden auf Hessens Feldflächen Hasen gezählt. Bei dem derzeit noch niedrigen Bewuchs können die Hasen auf bis zu 170 Metern sicher erkannt und gezählt werden. Ihre Augen leuchten hellrot, wenn sie angestrahlt werden.

Feldhase
Symbolbild Quelle: Rolfes/DJV

In Hessen wird die halbjährliche Zählung der Feldhasen mit der Scheinwerfermethode bereits seit Ende der achtziger Jahre durchgeführt. Damit nehmen die hessischen Jägerinnen und Jäger eine Vorreiterrolle bei der Wildtiererfassung ein. Seit 2002 fließen die Daten der hessischen Referenzgebiete für die Feldhasenzählung in das WILD-Projekt (Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands) des Deutschen Jagdverbandes ein und werden im Rahmen der bundesweiten Auswertung zum westdeutschen und südwestdeutschen Mittelgebirge gezählt.

Im Frühjahr 2021 konnten in den hessischen Referenzgebieten im Durchschnitt 25 Feldhasen auf 100 Hektar gezählt werden, im Herbst lag die Anzahl im Mittel bei 28 Feldhasen. Somit ergibt sich für die ausgewerteten Referenzgebiete ein Zuwachs von 10,5 %. In den teilnehmenden Revieren liegt der Besatz damit über dem bundesweiten Schnitt von 16 Feldhasen auf 100 Hektar Offenlandfläche im Frühjahr 2021.

Aufgrund des nassen Frühjahrs und des verregneten Sommers 2021 sind die Zuwächse jedoch geringer ausgefallen als in den Vorjahren.  Die nasskalte Witterung ist ungünstig für Junghasen, sie werden z. B. anfälliger für Krankheiten. Solche Schwankungen in den Wildtierbesätzen sind jedoch normal und werden durch viele Faktoren, wie z. B. Witterung, Krankheiten oder auch Beutegreiferdruck beeinflusst.

Neben den WILD-Zählungen in den Referenzgebieten gibt es in Hessen auch eine Erfassung der Feldhasen durch die Hegegemeinschaften mit wissenschaftlicher Begleitung durch den Arbeitskreis (AK) Wildbiologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Die Ergebnisse aus dem Jahr 2020 haben für die beteiligten Hegegemeinschaften einen durchschnittlichen Frühjahrsbesatz von 12,5 und einen Herbstbesatz von 16,9 Feldhasen auf 100 Hektar Offenlandfläche ergeben. Der durchschnittliche Zuwachs lag bei 35 %. (Quelle: Lang und Lanz, 2021.Niederwildmonitoring in Hessen. Hessenjäger 11/2021. S. 21.)

Die Angaben verstehen sich immer als Durchschnittswerte, die die Ergebnisse der Zählungen aus sehr unterschiedlich Regionen Hessens zusammenfassen. So gibt es zum Beispiel sehr waldreiche Regionen, in denen der Hase als typischer Vertreter der Agrarlandschaft nur in geringen Dichten vorkommt und Besätze von gerade einmal 3 Hasen pro 100 Hektar gezählt werden, während in anderen Regionen, die Feldhasen deutlich bessere Lebensbedingungen vorfinden und Feldhasenbesätze von über 30 Hasen auf 100 Hektar keine Seltenheit sind.

In Spitzenrevieren wie z. B. in den Landkreisen Groß-Gerau, der Wetterau oder Gießen sind im Herbst 2020 sogar Besätze von weit über 100 Feldhasen auf 100 Hektar gezählt worden.

Grundlage für die insgesamt guten Hasenzahlen ist neben den lebensraumverbessernden Maßnahmen eine flankierende intensive Bejagung von Beutegreifern wie Fuchs, Rabenkrähe, Waschbär oder Marder, ohne die in unserer Kulturlandschaft ein solcher Besatz kaum mehr erreichbar wäre. Den positiven Effekt, den eine intensive Raubwildbejagung auf den Erhalt der Artenvielfalt haben kann, zeigen Projekte wie zum Beispiel das Bremer Blockland.