Die ursprünglich geplante Überarbeitung des BJG, die u. a. eine bundeseinheitliche Regelung zur Verwendung von bleifreier Munition und eines deutschlandweit einheitlichen Schießübungsnachweises sowie Fragen zur Jäger- und Falknerprüfung klären sollte, wurde damals von Horst Seehofer (CSU) kurz vor dem erwarteten Gesetzesbeschluss im Bundestag blockiert, obwohl kurz zuvor der damalige Bundeslandwirtschaftsminister, Christian Schmidt (CSU), die Verabschiedung auf dem Bundesjägertag in Wolfsburg 2016 bereits angekündigt hatte. Auch darüber wurde ausführlich berichtet. Seit dem Bundesjägertag im vergangenen Jahr, auf dem Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner außerdem noch das Thema „Wald/Wild“ in einem Atemzug mit der BJG-Novelle genannt hat, treiben der DJV auf Bundesebene und auch der LJV Hessen wildtierfreundliche Strategien auf Veranstaltungen, wie z. B. dem Waldgipfel im BMEL voran.
Eine weitere Verbändeanhörung zum BJG zu den von Frau Klöckner eingebrachten Fragen zu „Wald/Wild“ hat es dazu noch nicht gegeben. Im ersten Halbjahr 2020 solle ein Entwurf zur Änderung des BJG vorliegen. Dieser befinde sich derzeit in der Ressortabstimmung, wie die Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage mitteilte. In der Antwort heißt es weiterhin, dass im Rahmen der Änderung auch geprüft werde, ob amtliche Verbissgutachten bei der Feststellung von Abschussquoten herangezogen werden können. Ob aber die jagdgesetzlichen Voraussetzungen ausreichen, um eine natürliche Anpassung heimischer Baumarten zu ermöglichen, werde noch geprüft.
Sollte in diesem Zusammenhang ein neues Anhörungsverfahren stattfinden, wird der DJV dazu umgehend informieren.
Sowohl der DJV als auch der LJV Hessen haben zu den Themen „Waldumbau“ und „Wald mit Wild ist möglich“ zahlreiche Aktionen unternommen und auch entsprechende Meldungen und Positionspapiere veröffentlicht. Diese beziehen sich selbstverständlich vorbereitend und präventiv auch auf eine im obigen Sinne angedachte Novellierung des BJG, auch wenn diese in den einzelnen Veröffentlichungen nicht immer explizit erwähnt wird.
Darüber wurde z. B. auch in der November-Ausgabe 2019 des Hessenjägers auf Seite 22 berichtet. Der Artikel sowie das DJV-Positionspapier „Wald und Klimawandel“ sind auf der der LJV-Homepage unter folgendem Link abrufbar: https://ljv-hessen.de/waldgipfel-djv-fordert-wildtierfreundliche-strategie/
Weitere Informationen finden Sie in der anhängenden Pressemitteilung:
Waldstrategie 2050: DJV kritisiert Inhalte und Verfahren scharf
DJV und fünf weitere Organisationen veröffentlichen gemeinsame Stellungnahme und lehnt Entwurf ab. Änderungsvorschläge wurden nicht aufgenommen. Bundesregierung schafft Fakten zu Jagd und Forstwirtschaft und umgeht den Bundestag.
(Berlin, 07. Mai 2020) Der vorliegende Entwurf des Kapitels Wald und Wild der Waldstrategie 2050 stößt inhaltlich auf breite Ablehnung bei Jägern. Gemeinsam mit fünf weiteren Organisationen hat der Deutsche Jagdverband (DJV) gestern eine Stellungnahme dazu beim Bundeslandwirtschaftsministerium abgegeben. Die Organisationen zeigen sich enttäuscht, dass zahlreiche inhaltlich fundierte Vorschläge für den Waldumbau bisher keinen Eingang in den Entwurf gefunden haben. Auch die Vorgehensweise kritisiert der DJV: Viele Punkte sind vage formuliert und könnten sogar Gesetzesänderungen nach sich ziehen. Es drohen laut DJV eine Schwächung des Reviersystems oder verpflichtende Verbissgutachten. Diese wären ohne Gesetzesänderungen nicht umsetzbar. Die Bundesregierung missachtet damit die Gewaltenteilung: Sie schafft mit dem vorliegenden Entwurf der Waldstrategie 2050 eine Grundlage für die Zukunft von Jagd und Forstwirtschaft ohne den Bundestag einzubinden.
Wildtiere als Sündenbock für waldbauliche Misserfolge
Zwar betont das Papier eingangs, Wald und Wild gehörten untrennbar zusammen. In den weiteren Ausführungen werden allerdings „deutschlandweite überhöhte Wilddichten“ als alleinige Ursache für waldbauliche Misserfolge verantwortlich gemacht. Die Waldstrategie 2050 sieht folglich den Abschuss von Wildtieren als alleinige Lösung für den Waldumbau vor. Ignoriert werden unter anderem die Ergebnisse der Bundeswaldinventur von 2012: Auf jedem Hektar Waldfläche in Deutschland sind durchschnittlich über 4.000 unverbissene Bäume der Verjüngungsphase (20 bis 130 Zentimeter Höhe) zu finden.
Nadelbäume dominieren weiterhin
Mit dem Entwurf der Waldstrategie 2050 wird eine große Chance vertan, die Fehler einer wenig erfolgreichen Forstpolitik der vergangenen 30 Jahre zu beheben. Nach wie vor ist jeder zweite Waldbaum in Deutschland ein anfälliger Nadelbaum, 27 Prozent der Waldfläche bestehen nur aus diesen. Dort wachsen folglich aus Samen fast ausschließlich Nadelbäume nach. Besonders die Fichte hat unter Dürre, Stürmen und Schädlingen zu leiden und soll ersetzt werden. Insgesamt muss die Fläche der Größe des Saarlandes aufgeforstet werden.
Abgestimmtes Jagd- und Forstkonzept notwendig
Jagd und Waldbau müssen künftig zusammen gedacht werden, das zeichnet sich derzeit allerdings nicht ab. Der DJV und weitere Organisationen fordern eine Betrachtung des gesamten Ursachenkomplexes für Wildschäden. Beispielsweise dominieren vielerorts äsungsarme Waldstrukturen, der Freizeit- und Bejagungsdruck ist hoch. Ein Umbau der Wälder kann nur mit einem abgestimmten Konzept aller Akteure gelingen. Auf entstehenden Aufforstungsflächen müssen Jäger als Partner der Waldbesitzer schwerpunktmäßig stärker bejagen. Die Forstwirtschaft muss mehr in Schutz und Pflege von Jungbäumen investieren. Gleichzeitig benötigen Wildtiere Ruhezonen, in denen Jagd, Tourismus und Forstwirtschaft eingeschränkt werden.
Die gemeinsame Stellungnahme gibt es hier.
Zum Hintergrund:
Bereits Ende 2019 hat der DJV bei einer Anhörung des Bundeslandwirtschaftsministeriums zur Waldstrategie seine Position deutlich gemacht, ebenso anlässlich der Umweltministerkonferenz. Gemeinsam mit sechs weiteren Verbänden hat der DJV im April 2020 mit eine Stellungnahme auf den erstmals vorliegenden Entwurf der Waldstrategie 2050, Kapitel Wald und Wild, reagiert. Parallel dazu hat der Dachverband der Jäger auch ein eigenes Forderungspapier veröffentlicht.