Achtung: Wildunfallgefahr steigt nach Zeitumstellung rapide an

Eine aktuelle Auswertung des Tierfundkatasters zeigt: Die Hälfte aller Wildunfälle ereignet sich mit Rehen. Besonders risikoreich für Mensch und Tier sind die Morgen- und Abendstunden in den Monaten April und Mai. Der Landesjagdverband Hessen e. V. gibt Tipps, wie Autofahrer das Wildunfallrisiko reduzieren können und was zu tun ist, falls es doch zu einem Zusammenstoß mit einem Wildtier kommen sollte. Ein Ratgeberfilm sowie eine Broschüre für das Handschuhfach stehen kostenlos zum Download zur Verfügung. Die kostenfreie App „hessenWARN“ des Hessischen Ministeriums des Innern und für Sport warnt zudem tageszeitabhängig vor Wildunfallschwerpunkten.

Wildunfälle
Statistisch passiert alle 2,5 Minuten auf Deutschlands Straßen ein Wildunfall. Foto: Thorsten Mohr, Polizei Mittelhessen

Am kommenden Wochenende werden in Deutschland die Uhren wieder auf Sommerzeit umgestellt. Die Gefahr von Wildunfällen nimmt besonders im April und Mai, vor allem zwischen 5.00 Uhr 7.00 Uhr morgens und 21.00 Uhr bis 23.00 Uhr abends, rapide zu. Rehe sind die häufigsten Opfer, sie sind in knapp der Hälfte der Wildunfälle verwickelt. Fleischfresser wie Fuchs, Dachs, Marderhund und Waschbär machen 15 % der Wildunfälle aus. Jeder zehnte Zusammenstoß auf Straßen ereignet sich mit Hasen und Kaninchen. Diese Ergebnisse hat der Deutsche Jagdverband (DJV) aufgrund einer Auswertung aus 48.200 gemeldeten Fällen aus dem Tierfund-Kataster aus den Jahren 2019 bis 2022 veröffentlicht. Über die App „Tierfundkataster“ können Verkehrsteilnehmer und Jäger tot aufgefundene Tiere per App melden. Das Ausmaß von Wildunfällen mit kleineren Säugetieren, die in der offiziellen Wildunfallstatistik nicht erfasst werden, wurde erst durch dieses Projekt sichtbar.

Während heute noch die Sonne je nach Region schon um kurz nach 6.00 Uhr morgens aufgeht, verschiebt sich der Sonnenaufgang ab dem kommenden Sonntag auf kurz nach 7.00 Uhr und fällt damit direkt in den morgendlichen Berufsverkehr. Denn die Uhren werden in der Nacht von Samstag auf Sonntag von 2.00 Uhr auf 3.00 Uhr um eine Stunde vorgestellt.

„Wie die Erfahrung der Jägerinnen und Jäger zeigt, kommt es insbesondere mit Rehen im April und Mai sehr oft zu Verkehrsunfällen. Die einjährigen männlichen Tiere (Jährlingsböcke), die gerade geschlechtsreif geworden sind, werden auf der Suche nach einem eigenen Territorium (Revier) oft von den älteren Platzböcken vertrieben. Deshalb laufen die jungen Rehböcke häufig unvermittelt und hochflüchtig auf die Fahrbahn. Auch das frische Grün im April und Mai auf den Wiesen lockt die Rehe, die im Winter über im ‚Energiesparmodus‘ leben, oft über gefährliche Straßen“,

so LJV-Pressesprecher Markus Stifter.

Doch auch am Abend ist Vorsicht geboten. Besonders in der Dämmerungsphase, ca. eine Stunde vor dem Dunkelwerden, steigt die Wildunfallgefahr besonders auf Überlandstrecken an.

Pressegrafik Schwerpunktzeiten für Wildunfälle mit Rehen
Die meisten Wildunfälle mit Rehen ereignen sich in den Monaten April und Mai. Quelle: Pressegrafik DJV

Tipps für Autofahrerinnen und Autofahrer:

Der Landesjagdverband Hessen rät besonders in wald- und feldreichen Gebieten zu einer angepassten Fahrweise. Wer Tempo 80 statt 100 fährt, verkürzt den Bremsweg bereits um 25 Meter. Der Straßenrand sollte stets genau beobachtet werden. Lässt sich ein Zusammenstoß nicht vermeiden, gilt es das Fahrzeug abzubremsen, ohne dabei auf die Gegenfahrbahn auszuweichen. Ist es zu einem Wildunfall gekommen, sollte sofort über die Notrufnummer 110 die Polizei verständigt werden, die dann den Jagdpächter oder den zuständigen Forstbeamten benachrichtigt.

Gemeinsam mit dem Polizeipräsidium Mittelhessen und dem ADAC Hessen-Thüringen hat der Landesjagdverband Hessen den Präventionsfilm „Wildunfälle verhindern – Und was tun nach einem Wildunfall?“ veröffentlicht. Der Film kann unter folgender Webadresse kostenlos angesehen, weitergeleitet, geteilt und heruntergeladen werden:

https://ljv-hessen.de/wildunfall-film/

Ein Youtube-Link steht ebenfalls zur Verfügung: https://www.youtube.com/watch?v=Zpt4LI5F5j0

App „hessenWARN“ warnt vor Unfallschwerpunkten

Über die kostenlose App „hessenWARN“ des Hessischen Ministeriums des Innern und für Sport werden Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer vor Wildwechseln gewarnt. Während der Fahrt ertönt aus dem Smartphone ein Signalton sowie ein Sprachhinweis, sobald sich das Fahrzeug einem Wildunfallschwerpunkt nähert. Sollte es zu einem Zusammenstoß mit einem Wildtier gekommen sein, lässt sich über die App ganz einfach ein Notruf mit Positionsübermittlung absetzen.

Service

Wie kann ein Wildunfall verhindert werden?

  • Geschwindigkeit entlang von unübersichtlichen Wald- und Feldrändern reduzieren.
  • Besonders gefährlich sind neue Straßen durch Waldgebiete, da das Wild seine gewohnten Wege beibehält.
  • Die größte Gefahr droht in der Morgen- und Abenddämmerung, bei Nacht und bei Nebel.
  • Tier am Straßenrand: Abblenden, Hupen, Bremsen.
  • Ein Tier kommt selten allein. Autofahrer sollten stets mit Nachzüglern rechnen.
  • Lässt sich ein Zusammenstoß nicht verhindern: Vollbremsung einleiten und das Lenkrad festhalten. Nicht ausweichen! Sonst endet die Fahrt schnell im Gegenverkehr oder an einem Baum.

 Was ist nach einem Wildunfall zu tun?

  • Unfallstelle sichern: Warnblinkanlage anschalten, Warnweste anziehen, Warndreieck aufstellen und Polizei unter 110 anrufen. Sind Personen verletzt, muss der Notruf 112 gewählt werden.
  • Aufgrund einer möglichen Infektionsgefahr: Tote Tiere nur mit Handschuhen anfassen.
  • Wer Wild mitnimmt, macht sich der Wilderei strafbar.
  • Einem geflüchteten Tier nicht folgen. In der Unfallmeldung die Fluchtrichtung mitteilen und die Unfallstelle markieren. Dies gelingt z. B. mit einem weißen Papiertaschentuch, das an einen Ast oder Busch, von der Straße aus gut sichtbar, befestigt wird. Auch ein Einmalhandschuh aus dem Verbandskasten kann z. B. über den nächstgelegenen Leitpfosten gestülpt werden, um den Unfallort zu markieren. So kann der Jäger das verletze Tier leichter finden.

 

Hintergrundinformationen:

Das Tierfund-Kataster – Mitmachen und Leben retten!

Mit dem Tierfund-Kataster werden im Straßenverkehr verunfallte Wildtiere und andere Totfunde erstmals bundesweit systematisch erfasst. Die gesammelten Daten können helfen, Unfallschwerpunkte zu identifizieren und zu entschärfen. Über die zugehörige App lassen sich Daten unterwegs schnell erfassen. Sie ist kostenlos und für iPhone oder Android erhältlich. Bisher haben über 25.000 Nutzerinnen und Nutzer knapp 130.000 Funde gemeldet. Alle Funde gibt es in interaktiven Karten und Diagrammen auf der Internetseite www.tierfund-kataster.de.