ASP-Infoveranstaltung in Witzenhausen: Sind wir bereit für die Afrikanische Schweinepest?

Witzenhausen/Wendershausen – Das Interesse am Thema war groß: Mehr als 100 Besucherinnen und Besucher kamen am Freitag, dem 10. Oktober 2025, in das Landgasthaus Zur Krone in Wendershausen, um sich über den aktuellen Stand der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Hessen und mögliche Vorsorgemaßnahmen zu informieren.

Justus Kallmeyer, Operativer Leiter des ASP-Führungsstabs im HMLU erläuterte in seinem Vortrag u. a. den Verlauf der Sperrzonen und Schutzzäune sowie die Kadaversuche mittels Wärmebilddrohnen und speziell ausgebildeten Hunden. Foto: Markus Stifter
Justus Kallmeyer, Operativer Leiter des ASP-Führungsstabs im HMLU erläuterte in seinem Vortrag u. a. den Verlauf der Sperrzonen und Schutzzäune sowie die Kadaversuche mittels Wärmebilddrohnen und speziell ausgebildeten Hunden. Foto: Markus Stifter

Eingeladen hatte die Hegegemeinschaft 1 – Nördliches Werratal unter Vorsitz von Herbert Rafalski. Aufgrund einer kurzfristigen Erkrankung übernahm Jürgen Schrebb die Moderation.

Die Veranstaltung wurde gemeinschaftlich von den Hegegemeinschaften Nördliches Werratal, Bad Sooden-Allendorf, Großalmerode, Hessisch-Lichtenau und Witzenhausen organisiert. Ziel war es, Jägerinnen und Jäger, Landwirte und Interessierte aus der Region über den aktuellen Verlauf der Tierseuche, die getroffenen Maßnahmen und die nötige Vorsorge aufzuklären.

Grußwort der Landrätin und Fachvorträge aus erster Hand

Zu Beginn begrüßte Landrätin Nicole Rathgeber die zahlreichen Gäste und betonte, wie wichtig das Zusammenspiel von Jägerschaft, Landwirtschaft und Veterinärbehörden sei, um im Ernstfall schnell und abgestimmt handeln zu können.

Im Anschluss referierten Justus Kallmeyer, operativer Leiter des ASP-Führungsstabs im Hessischen Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat (HMLU), Markus Stifter, Pressesprecher des Landesjagdverbandes Hessen, Dr. Astrid Schulze vom Fachdienst Veterinärwesen des Werra-Meißner-Kreises sowie Uwe Roth, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Werra-Meißner e.V.

Justus Kallmeyer informierte über das aktuelle Seuchengeschehen in Hessen. Der Eintrag des Virus sei bislang nicht eindeutig geklärt; als mögliche Wege gelten nach wie vor menschliche Faktoren wie Fernfahrer, Erntehelfer oder Reisende, die kontaminierte Lebensmittelreste in der Landschaft entsorgt haben können. Besonders betroffen waren in den vergangenen Monaten Südhessen mit den Landkreisen Groß-Gerau, Bergstraße, Darmstadt-Dieburg und dem Rheingau-Taunus-Kreis. Inzwischen sind die Fallzahlen rückläufig, dennoch bleibe die Lage angespannt.

Einschränkungen für Jagd und Landwirtschaft

Wie stark ein ASP-Ausbruch das öffentliche Leben beeinflussen kann, zeigte Markus Stifter anhand praktischer Beispiele aus Südhessen. Nach einem positiven Erstbefund folgen sofortige Maßnahmen: Sperrzonen, Suchaktionen, Allgemeinverfügungen und ein zeitweiliges Jagdverbot im betroffenen Kreisgebiet.

Für Jäger bedeutet das nicht nur jagdliche Einschränkungen, sondern auch rechtliche und finanzielle Auswirkungen. So entfällt in der Regel die Wildschadensersatzpflicht für Jagdausübungsberechtigte, wenn ein Jagdverbot ausgesprochen wird. Auch Pachtminderungen können – abhängig von Dauer und Umfang der Einschränkungen – ein Thema werden. Wichtig sei, so Stifter, „dass Jäger und Landwirte in dieser Situation partnerschaftlich zusammenarbeiten und frühzeitig das Gespräch suchen“.

Prävention und Vorsorge – jetzt handeln

Ein Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf der Frage, wie sich der Werra-Meißner-Kreis auf einen möglichen ASP-Fall vorbereiten kann. Die Fachleute empfahlen, bestehende Kommunikationswege zwischen Jägerschaft, Veterinäramt, Landwirten und Forstämtern zu überprüfen und digitale Vernetzungsmöglichkeiten stärker zu nutzen.

Mehrsprachige Hinweisschilder an Rastplätzen, Park- und Grillplätzen sollen helfen, die Gefahr einer Einschleppung durch unsachgemäß entsorgte Lebensmittel zu verringern. Auch die Sensibilisierung von Saisonarbeitskräften und Lkw-Fahrern ist ein wichtiger Baustein der Prävention.

Für die Jägerschaft gilt: Fallwildsuche, Hygienemaßnahmen und insbesondere die Reduzierung der Schwarzwildbestände sind entscheidend, um das Risiko zu minimieren. Besonders wertvoll seien zudem die Ausbildung von Kadaversuchhunden, der Einsatz von Drohnen-Teams und die Nutzung digitaler Hilfsmittel wie GPS-Apps und das Tierfund-Kataster.

Erfahrungen aus Südhessen

Ein eindrucksvolles Beispiel für erfolgreiche Seuchenbekämpfung lieferten die Landkreise Bergstraße und Groß-Gerau: Dort konnten Jäger innerhalb weniger Monate den Schwarzwildbestand massiv reduzieren und so die Viruslast in der Region deutlich senken. Die gute Zusammenarbeit zwischen Jägerschaft, Behörden und Landwirten habe gezeigt, dass koordinierte Maßnahmen wirken.

Fazit: Gemeinsam vorbereitet sein

Zum Abschluss waren sich alle Referenten einig: Die Afrikanische Schweinepest wird Hessen noch einige Jahre beschäftigen. Die wichtigste Vorsorge bleibt ein niedriger Schwarzwildbestand und eine enge Abstimmung aller beteiligten Akteure. „Wenn die Strukturen und Abläufe schon jetzt stehen, können wir im Ernstfall schneller reagieren und das Tierleid sowie wirtschaftliche Schäden bestmöglich begrenzen“, betonte Markus Stifter.

Die Informationsveranstaltung in Wendershausen zeigte eindrucksvoll, wie groß das Interesse und das Verantwortungsbewusstsein in der Region sind. Sie war zugleich ein starkes Signal dafür, dass Jäger, Landwirte und Behörden in Hessen gemeinsam an einem Strang ziehen – für eine wirksame Vorsorge und den Schutz unserer heimischen Wildbestände.

Das Team der Organisatoren und Redner bildeten (von links): Justus Kallmeyer, Sebastian Meister, Andreas Schlauch, Stephanie Heimerich, Jürgen Schrebb, Dr. Astrid Schulze und Markus Stifter. Es fehlt: Uwe Roth. Foto: Miriam Merkel
Das Team der Organisatoren und Redner bildeten (von links): Justus Kallmeyer, Sebastian Meister, Andreas Schlauch, Stephanie Heimerich, Jürgen Schrebb, Dr. Astrid Schulze und Markus Stifter. Es fehlt: Uwe Roth. Foto: Miriam Merkel