Ein Jahr Afrikanische Schweinepest in Hessen – Jägerschaft ist unverzichtbarer Partner im Seuchenschutz

Bad Nauheim – Vor einem Jahr, am 15. Juni 2024, wurde das Virus der Afrikanischen Schweinepest (ASP) erstmals bei einem Wildschwein im südhessischen Rüsselsheim-Königstädten nachgewiesen.

Symbolfoto: Afrikanische Schweinepest, Quelle: Veterinäramt Groß-Gerau
Symbolfoto: Afrikanische Schweinepest, Quelle: Veterinäramt Groß-Gerau

Für die organisierte Jägerschaft in Hessen war dies kein überraschender, sondern ein lange befürchteter und einschneidender Ernstfall – der Auftakt eines beispiellosen Engagements für den Tierschutz, den Schutz von Landwirten und Schweinehaltern sowie die öffentliche Sicherheit.

Vorausschauende Vorbereitung seit Jahren

Bereits im Jahr 2017 hatte der LJV Hessen als anerkannter Naturschutzverband zur Prävention ein Merkblatt zur effektiven Schwarzwildbejagung veröffentlicht – in der klaren Absicht, durch angepasste jagdliche Maßnahmen die Populationen zu regulieren und so die Ausbreitungsgefahr für die ASP zu minimieren. Seitdem informierte der LJV kontinuierlich über das Seuchengeschehen in Osteuropa, ab 2020 auch über die Entwicklungen in Brandenburg und weiteren ostdeutschen Bundesländern.

Ein zentraler Baustein der ASP-Prävention war dabei von Beginn an die flächendeckende Beprobung sogenannter Indikatortiere – also verendeter oder verunfallter Wildschweine sowie solcher mit auffälligen Krankheitssymptomen. Diese freiwillige und aufwendige Arbeit wurde von der hessischen Jägerschaft über Jahre hinweg engagiert und systematisch geleistet – lange bevor das ASP-Virus überhaupt Hessen erreichte. Damit leisteten Jägerinnen und Jäger einen unschätzbaren Beitrag zur Früherkennung und Gefahreneinschätzung. Denn je früher ein Ausbruch erkannt wird, desto wirksamer lassen sich Seuchenherde durch gezielte Schutzmaßnahmen eindämmen.

Frühzeitige Beteiligung und Fachkompetenz im Krisenmanagement

Mit dem Fund des ersten infizierten Wildschweins in Hessen trat der Krisenplan in Kraft – und die hessische Jägerschaft war vom ersten Tag an Teil der Lösung. In enger Abstimmung mit dem Hessischen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt (HMLU), dem Regierungspräsidium Darmstadt sowie dem Veterinäramt des Kreises Groß-Gerau wurde noch am 15. Juni 2024 eine Überfliegung mit Wärmebilddrohnen rund um die Fundstelle organisiert. Bis in die Nacht hinein waren vier Drohnenteams des Kreisjägervereins Groß-Gerau und des Jagdvereins Rheingau im Einsatz.

Umfassende Unterstützung der Jägerschaft

Die Jagdvereine, Hegegemeinschaften sowie zahlreiche ehrenamtliche Jägerinnen und Jäger leisten seitdem einen immensen Beitrag zur Bekämpfung und Eindämmung der Seuche:

  • Langjährige Unterstützung des ASP-Monitorings durch Beprobung von Indikatortieren (verendete, kranke oder verunfallte Wildschweine)
  • Mitwirkung in wöchentlichen Krisensitzungen auf Landes- und Kreisebene
  • Beratung beim Zaunbau und Unterstützung bei Zaunkontrollen und -reparaturen
  • Kadaversuche mittels Wärmebilddrohnen und speziell ausgebildeten Kadaversuchhundegespannen
  • Förderung und Ausbildung von Kadaversuchhunden durch die Hundeschule Barbara Schäfer in Kooperation mit dem LJV und dem HMLU
  • Unterstützung bei der Kadaverbergung und beim Schließen von Zauntoren
  • Einhaltung der Jagdruhe während der ASP-Schutzmaßnahmen
  • Unterstützung der Landwirte bei Erntemaßnahmen durch Drohneneinsätze
  • Aktive Meldung von Schwarzwildvorkommen und -funden an die Behörden
  • Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung durch Plakatkampagnen, u. a. entlang von Rhein und Main sowie zur Leinenpflicht für Hunde
  • Kommunikation über WhatsApp-Kanal, Newsletter und über 40 Video- und Textbeiträge zur ASP

Ein Blick auf die Herkunft des Virus

Unklar bleibt bis heute, wie das Virus nach Hessen gelangt ist. Eine genetische Untersuchung ergab, dass der Virenstamm in Deutschland und Polen bisher nicht nachgewiesen wurde – wohl aber auf dem Balkan, insbesondere in Rumänien und Bulgarien. Ein Eintrag über nicht sachgemäß entsorgte Lebensmittelreste, z. B. durch Fernfahrer, Saisonarbeitskräfte oder andere Reisende, ist wahrscheinlich, aber kaum nachweisbar. Fakt ist: Die Verkehrsdichte im Rhein-Main-Gebiet machte diese Region besonders gefährdet.

Ziel: Gesunde Schwarzwildbestände und Schutz der Hausschweine

„Die Jägerschaft unterstützt das Land und die Landkreise seit der ersten Stunde, nachdem die ASP aufgetreten ist“, 

betont LJV-Präsident Prof. Dr. Jürgen Ellenberger.

„Die Jäger sind wichtige Partner und Verbündete bei der Bekämpfung der ASP. Sie nehmen ihren Hegeauftrag und die Seuchenbekämpfung sehr ernst. Unser Ziel ist es, durch gezielte Bejagung künftig wieder gesunde Schwarzwildbestände in den betroffenen Regionen zu ermöglichen. Gleichzeitig tragen wir zum Schutz der Landwirte und Schweinehalter bei, für die ein ASP-Ausbruch existenzbedrohend ist. Auch andere Bundesländer mit intensiver Schweinehaltung müssen vor einem Eintrag geschützt werden. Jede Reduktion der Virenlast hilft, die Übertragung auf Hausschweine zu verhindern.“

Gemeinsam Verantwortung übernehmen

Die Jägerschaft in Hessen versteht sich als engagierter Partner der Landwirte, der Veterinärbehörden und der Bevölkerung. Der Kampf gegen die ASP kann nur gemeinsam gewonnen werden. Jeder Einzelne kann seinen Beitrag leisten: Hunde in Waldgebieten bitte anleinen, keine Wildtiere aufscheuchen, keine Ausflüge in Einstandsgebiete unternehmen – ob mit Mountainbike, beim Geo-Caching oder auf Spaziergängen. Denn auch eine unbewusste Verbreitung des Virus über Schuhsohlen oder Hundepfoten ist möglich.

Ein gemeinsames Ziel: Die ASP aus Hessen verbannen

Mit Augenmaß, Verantwortung und Zusammenhalt können wir die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest eindämmen. Die hessische Jägerschaft steht nach wie vor bereit – zum Schutz unserer heimischen Wildtiere, zur Vermeidung von großem Tierleid, zur Sicherung der Existenz unserer Landwirte und Schweinehalter und für eine intakte, gesunde Kulturlandschaft, von der wir alle profitieren.