„Die klassische Vorstellung ist ja, der Jäger geht raus und schießt Wild“, sagte die Landrätin, „aber das Jagdwesen beinhaltet ja auch viele Aufgaben im Naturschutz.“ Damit hatte sie ein Thema angeschnitten, das zu den wichtigsten der zwei Männer zählt. „Gerade einmal zwei bis drei Prozent macht das Ansitzen aus, der Rest sind ganz andere Aufgaben“, bestätigt Dieter Mackenrodt. Einmal in der Woche geht er auf den Ansitz, zumindest ist es das Ziel. Mit vielen Ehrenämtern im Rucksack klappt das aber leider nicht immer. Zuletzt ist er zum Vizepräsident des Landesjagdverbandes Hessen gewählt worden. „Wenn ich im Monat ein oder zwei Stück Wild schieße, dann ist das viel.“
Das Interesse am grünen Abitur hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Das führt Dieter Mackenrodt auf eine zunehmende Wahrnehmung von Wald und Wild zurück. Etwa 2.000 Jagdscheininhaber hat der Landkreis Gießen registriert. Bis zu 50 Anmeldungen gibt es beim Jagdverein Hubertus Gießen und Umgebung e. V. pro Kurs, 35 können aufgenommen werden. „Wir bilden ein ganzes Jahr aus, das sind dann staatlich geprüfte Naturschützer.“ Das grüne Abitur stehe dem normalen Abitur in nichts nach. Allen wird eine Jagdgelegenheit geboten.
Um Beispiele für ein Engagement im Naturschutz ist er nicht verlegen. Etwa 6.000 Euro seien im vergangenen Jahr in Wildwarnreflektoren investiert worden, um Wildunfälle zu vermeiden. Blühwiesen sind angelegt worden, um Bienen zu fördern. In Notzeiten wird das Wild gefüttert. Fast 30 Jahre betreuen zum Beispiel die Biebertaler Jäger die Ferienspielaktion „Mit dem Jäger auf Ansitz“. Und erst vor wenigen Wochen hat der Jagdverein „Hubertus“ Gießen zusammen mit dem Landkreis Gießen einen Bachlehrpfad am Petersgraben im Hubertus-Lehrrevier im Markwald Grüningen eröffnet. Auf fünf Lehrtafeln wird demonstriert, welche komplexen Ökosysteme Bäche und Flüsse sind. Stichwort: Umweltbildung für Kinder und Jugendliche.
„Momentan geht es schlicht und einfach darum, die Felder zu schützen“, erklärt Peter Seibert die aktuelle Aufgabe der Jägerschaft. Der Weizen befinde sich in der sogenannten Milchreife. Und das treibt die Wildschweine begeistert in die Felder. „Da muss man eine Lanze brechen für die jungen Jäger, die da nächtelang ansitzen.“
Generell sei die Arbeit der Jäger wichtig, fügt Landrätin Schneider hinzu. Dabei interessiert sie sich dafür, wie die EU-Richtlinie zur Bekämpfung gebietsfremder Arten in geltendes Recht umgesetzt wird. Insbesondere informieren Dieter Mackenrodt und Peter Seibert über die praktischen Auswirkungen auf die Arbeit der Jagdbehörden der Kreisausschüsse.
„Den Jagdbehörden werden durch die Änderungen von Naturschutz- und Jagdgesetz im Einvernehmen mit den Jagdpächtern Managementaufgaben übertragen“, erklärt Peter Seibert. Dies diene dem Schutz einheimischer Arten und der Biodiversität vor gebietsfremden, jagdbaren Wildarten wie Waschbär, Marderhund, aber auch der Nilgans, berichtet er weiter aus dem nahezu abgeschlossenen Gesetzgebungsverfahren.
Im Gespräch werden weitere Themen gestreift, wie den Umgang mit Waschbären, die neue Barbecue-Broschüre „Aus dem Wald auf den Grill“, Wildschadenersatz oder auch die immer stärkere Nutzung des Waldes als Ort der Freizeitnutzung mit allen positiven wie negativen Begleiterscheinungen.
Bei leckerer Wildwurst und Austausch von Wildrezepten klang ein interessanter Abend im Sonnenuntergang aus.