In Kooperation mit der Landwirtschaft und den Naturschutzverbänden sollen in zehn hessischen Schwerpunkträumen Maßnahmen geplant und umgesetzt werden. Drei Schutzprojekte sollen noch in diesem Jahr starten, hierzu zählen Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen für die Grauammer in der Wetterau, für den Feldhamster im Main-Kinzig-Kreis und für das Rebhuhn und den Feldhamster im Wiesbadener Osten.
Der Landesjagdverband begrüßt die Absicht des HMUKLV verstärkt in den Schutz von Offenlandarten zu investieren. Für den LJV ist die Förderung von örtlichen Projekten zur Biodiversitätsstrategie allerdings nicht neu und wurde seit vielen Jahren immer wieder eingefordert. Durch die oft schwierigen Bedingungen der Agrarförderung konnten die Potentiale von Greening- und Agrarumweltmaßnahmen nicht richtig ausgeschöpft werden. LJV Vizepräsident Dr. Bretschneider-Herrmann fordert deshalb schon lange eine bessere Koordination, Beratung und Betreuung der Akteure vor Ort, denn „nur das vielfältige Handeln vor Ort schafft biologische Vielfalt“. Wichtig sind ihm auch deutliche Verbesserungen bei den Regelungen der Agrarpolitik hin zu mehr Flexibilität bei der Umsetzung von Maßnahmen. „Wir haben hier bereits erste Erfolge erreicht, aber weitere Verbesserungen sind hier noch vorzunehmen“.
Die hessische Jägerschaft hat bereits Ende der 90er Jahre die Begrünung von Ackerflächen, vor allem im Rahmen der damaligen Stilllegungsflächen, mit unterschiedlichen Blüh- und Äsungspflanzen initiiert. Die als „Offenlandartenprojekt“ gestartet Initiative organisierte sich zum bundesweit tätigen Netzwerk „Lebensraum Brache (heute: Netzwerk Lebensraum Feldflur), das sich bis heute stetig weiterentwickelt und für blühende Landschaften sorgt. Heute sind die von den Jägern ins Leben gerufenen Blühflächen in aller Munde und wesentlicher Bestandteil von bundesweiten Natur- und Artenschutzmaßnahmen im Offenland. Nur die ständige Initiative der Jägerschaft und die von LJV-Vizepräsident Dr. Bretschneider-Herrmann vorgelegten Strategien zur Förderung der Biodiversität in Ackerbaugebieten auf ökologischen Vorrangflächen haben letztendlich zu dem Engagement der Ministerin geführt. Dieser enorme ehrenamtliche Einsatz der Jägerschaft als Ideengeber blieb jedoch auf dem Pressegespräch unerwähnt.
Die jetzige Kampagne der Ministerin wurde in einer dreiteiligen Seminarreihe, die der LJV gemeinsam mit dem NZH in Wetzlar veranstaltet hat, nahezu identisch nachgebildet. Die Themen Projektorganisation, Maßnahmen und Fördermöglichkeiten zur Niederwildhege mit den Zielgruppen Jäger, Revierpächter, Hegegemeinschaften, Jagdgenossenschaften und Landwirte wurden dort bereits intensiv bearbeitet und geschult.
Aber auch in vielen anderen Bereichen setzen sich die Jäger für mehr Artenschutzmaßnahmen im Offenland ein. Neben der Beteiligung der Hegegemeinschaft Wiesbaden-Ost an dem neuen Sonderprogramm zur „Förderung von Leitarten in der Feldflur“ gibt es viele weitere Projekte bei denen sich einzelne Jäger oder Hegegemeinschaften für den Schutz selten gewordener Offenlandarten einsetzen. Das Engagement bei der Wiederherstellung und Optimierung der Lebensräume sowie die intensive Raubwildbejagung führt nicht nur zu besseren Niederwildbesätzen sondern, wie ein Beispiel aus der Wetterau zeigt, auch zu einer Stabilisierung der örtlichen Feldhamsterpopulation sowie zu einem verbesserten Bruterfolg bedrohter Wiesenvögel.
Weitere „Leitartenprojekte“ der Jägerschaft werden beispielsweise in Darmstadt-Dieburg, Niederwöllstadt und Licht umgesetzt.
Hegegemeinschaften sind Zusammenschlüsse zusammenhängender Jagdbezirke, die einen bestimmten Lebensraum umfassen und nach dem Hessischen Jagdgesetz zur Erstellung von Lebensraumkonzepten und zur gemeinsamen Hege des darin lebenden Wildes verpflichtet sind. Die Wiederherstellung von Lebensräumen und eine intensive Raubwildbejagung gehören zu den Kernaufgaben einer Hegegemeinschaft.