Feldfahrt zu den Blühflächen der Hegegemeinschaft Wiesbaden-Ost

Die dritte Feldfahrt der Hegegemeinschaft Wiesbaden-Ost (HGO) führte vor Augen, wie sinnvoll das Projekt der Jäger, Landwirte und Imker ist, durch die Anlage von artenreichen Blühpflanzenfeldern die Natur zu bereichern.

Blühstreifen der Hegegemeinschaft Wiesbaden-Ost (HGO)
7,5 Hektar Blühflächen sind bereits eingesät. Im nächsten Jahr sollen es noch mehr werden.
Foto: Petra Spielberg

Über zwei Jahre hinweg hatten die Beteiligten Daten und Beobachtungen gesammelt, um festzustellen, wie sich der Lebensraum für Wildtiere und Insekten im Osten der Landeshauptstadt gestaltet. Das Ergebnis war erschreckend und aufrüttelnd zugleich. In den letzten Jahrzehnten haben sich die Lebensbedingungen für Hasen, Rebhühner, Fasanen, Lerchen und zahlreiche Bestäuber, insbesondere auch für Bienen massiv verschlechtert. Starker Landverbrauch für Bauvorhaben, die Zunahme des Verkehrs, die Zerschneidung der Lebensadern, intensive Landwirtschaft und ein hoher Freizeitdruck durch Hundehalter, Jogger und Radfahrer machen es den Tieren schwer, Ruhe, Vermehrungsräume und Nahrung zu finden. Alle Informationen wurden in einer Broschüre mit dem Titel „Lebensraumkonzept“ zusammengefasst (Download Lebensraumkonzept als PDF).

In diesem Konzept sind aber nicht nur die Defizite benannt, sondern eine ganze Reihe von praktischen Vorschlägen aufgelistet, wie und mit welchen Maßnahmen kurz-, mittel- und langfristig eine Verbesserung der Artenvielfalt (Biodiversität) erreicht werden kann.

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Quelle: Youtube/Wiesbadener Kurier

Resultierend aus dem Lebensraumkonzept wurden im Frühjahr 2017 die ersten Blühflächen zusammen mit Landwirten und Imkern angelegt. Dabei gehen die Akteure neue Wege: Die Landwirte stellen Flächen für Blühstreifen zur Verfügung und übernehmen Einsaat und Pflege. Dafür werden sie aus Mitteln, die die Landeshauptstadt Wiesbaden auf Antrag der Hegegemeinschaft zur Verfügung gestellt hat, entschädigt.Das ebenso durch städtische Mittel finanzierte Saatgut beschaffft die Hegegemeinschaft. Auch der Imkerverein stellt Fachwissen und Samen bereit. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Blühflächen langfristig fachgerecht gepflegt werden und die Natur größtmöglichen Nutzen hat.

Blühende Pflanzen in großer Zahl und darauf tausende Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Käfer. Foto: Petra Spielberg

Und wie schnell die Natur sich erholen kann, wenn man ihr etwas hilft, das war bereits an der ersten der insgesamt fünf Stationen zu sehen: Blühende Pflanzen in großer Zahl und darauf tausende Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Käfer. Die im Frühjahr ausgebrachte Samenmischung „Blühende Landschaft“ machte ihrem Namen alle Ehre und überzeugte selbst die Fachleute. Die heimischen Kräuter und Kulturpflanzen, darunter Sonnenblumen, Bienenfreund, Färberdistel, Buchweizen, Senf und Hahnenfuß boten nicht nur ein überaus buntes Bild, das die Landschaft bereichert, sondern auch den Wildtieren Schutz und Deckung sowie den Insekten jede Menge Nahrung. Schwarzkehlchen und Schwalben fanden hier einen gedeckten Tisch und flogen dicht über das Blütenmeer, um den einen oder anderen Leckerbissen zu fangen. Interessant für die Fahrtteilnehmer war aber auch die Feststellung, dass die Samen nicht überall gleich aufgegangen waren. Je nach Bodengüte entwickelten sich niedrig- beziehungsweise hochwachsende Bestände und gaben so ein sehr unterschiedliches Bild.

Auch wenn im Spätherbst die letzten Blüten verschwunden sind, werden die Wildäcker weiterhin von erheblichem biologischem Nutzen sein. In den stehen gelassenen Stengeln und Pflanzenresten finden Insekten Überwinterungsmöglichkeiten und Hase und Co. Deckung vor gefräßigen Feinden.

Frank Heeser und Claus Deußer, die das Lebensraumkonzept und die Realisierung der Biodiversitätsprojekte entscheidend vorangetrieben haben, konnten zum Ende der Feldfahrt eine beachtliche Bilanz ziehen: 7,5 Hektar Blühflächen sind bereits eingesät und werden fachgerecht von den Landwirten gepflegt. Im kommenden Jahr werden es noch mehr werden, denn weitere Bauern haben zugesagt, Äcker zur Verfügung zu stellen.