Um über die aktuelle Lage zu informieren und konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung zu erläutern, hatte das Hessische Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat (HMLU) am Donnerstagabend in die Hinterlandhalle nach Dautphetal eingeladen. Rund 500 Jäger, Landwirte und Waldbesitzer sowie Vertreter aus Verwaltung und Forst folgten der Einladung – ein deutliches Zeichen für das große Interesse und die wachsende Sorge um die Seuchensituation.
Der Landesjagdverband Hessen (LJV) unterstützt ausdrücklich das Ziel des Ministeriums, mit allen Beteiligten im Gespräch zu bleiben und hatte im Vorfeld die Jagdvereine, Hegegemeinschaften sowie die Mitglieder über die Veranstaltung informiert. Wir berichten an dieser Stelle ausführlich – denn Information und Aufklärung sind die Grundlage für gemeinsames Handeln.
Einstieg mit klaren Worten
Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Staatssekretär Michael Ruhl, der als Leiter des ASP-Führungsstabs die aktuelle Lage skizzierte. In seinem Vortrag wurde deutlich: Die Gefahr ist real – und sie rückt näher. Direkt hinter der hessischen Landesgrenze, im nordrhein-westfälischen Kirchhundem (Kreis Olpe), wurden bereits acht bestätigte ASP-Fälle festgestellt. In Südhessen selbst wurden bis zum Veranstaltungstag 5.934 Wildschweinkadaver beprobt, davon 2.218 positiv auf ASP. Mit Drohnen und Suchhunden wurden über 499.000 Hektar Fläche systematisch abgesucht.
Lageberichte aus Hessen und NRW
Im Anschluss stellte Justus Kallmeyer, operativer Leiter des ASP-Führungsstabs, die Entwicklung in Hessen und NRW vor. Besonders eindrucksvoll war dabei die Vorstellung des sogenannten „Persistenzdreiecks“ des Friedrich-Loeffler-Instituts: Die ASP ist zwar nicht hoch ansteckend (geringe Kontagiosität), verläuft aber in 95 % der Fälle tödlich (hohe Letalität) und in der Umwelt ist das Virus sehr langlebig (hohe Tenazität). Diese drei Faktoren sorgen dafür, dass sich das Virus zwar langsam, aber langfristig und sehr stabil ausbreitet.
Kadaversuche im Fokus
Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Kadaversuche mit speziell ausgebildeten und geprüften Hunden. Im Grenzgebiet NRW wird aktuell ein etwa zehn Kilometer breiter Suchgürtel intensiv abgesucht. Derzeit sind 300 Suchteams einsatzbereit, weitere 400 Bewerber sind registriert. Zwei Drittel der eingesetzten Hunde sind Jagdhunderassen, ein Drittel andere Rassen oder Mischlinge. Entscheidend ist die enge Zusammenarbeit zwischen Hund, Hundeführer und Suchtrupphelfer – ergänzt durch den Einsatz von Drohnen mit Piloten und Fernbeobachtern. Die Teams werden jährlich geschult und geprüft – auch in Technik, Arbeitsschutz und rechtlichen Fragen.
Hygieneschleusen und Biosicherheit
In den Landkreisen Lahn-Dill, Marburg-Biedenkopf und Waldeck-Frankenberg wurden bereits mobile Hygieneschleusen in Betrieb genommen. Sie ermöglichen eine vollständige Reinigung und Desinfektion von Mensch, Hund und Fahrzeug – ein wichtiger Baustein der Biosicherheit. Wer täglich im Einsatz ist, kann sich dort duschen, umziehen und sein Fahrzeug dekontaminieren, bevor es zurück auf öffentliche Wege geht.
Starke Zahlen – klare Botschaft
Besonders eindrucksvoll ist der Vergleich der Seuchenentwicklung mit den Ergebnissen der Jagd im Landkreis Groß-Gerau. Dort wurden in einem Jahr 601 Wildschweinkadaver positiv auf ASP getestet. In nur zwei Monaten – April und Mai 2025 – konnten dort rund 500 Stück Schwarzwild durch die Jagd entnommen werden. Ein klarer Beleg, wie wirkungsvoll jagdliches Handeln die Seuchenausbreitung bremsen kann.
„Wenn diese Tiere nicht erlegt worden wären, hätten sie sich möglicherweise in einem langen Zeitraum nach und nach infiziert. So aber sind sie geborgen und können kein neues Wirtstier mehr sein. Jeder Abschuss ist in diesem Fall ein aktiver Beitrag zur Seuchenbekämpfung“, betont LJV-Pressesprecher Markus Stifter.
Aufruf zur Jagd: Jetzt zählt jeder Einsatz
Der Abend endete mit einer offenen Fragerunde – mit vielen praktischen Themen, etwa zur Wildschadensverhütung oder zur Aufbruchentsorgung. Staatssekretär Ruhl appellierte an die Jägerschaft in den betroffenen Kreisen Marburg-Biedenkopf, Waldeck-Frankenberg und dem Lahn-Dill-Kreis, jetzt intensiv Schwarzwild zu bejagen. Noch bestehen keine Restriktionen – alles, was jetzt an Schwarzwild erlegt wird, ist ein Gewinn im Kampf gegen die Seuche. Gleichzeitig betonte er die geltenden Regeln des Bundesjagdgesetzes, insbesondere den Muttertierschutz. Dennoch sollten nun auch Frischlinge gezielt bejagt werden – denn sie können bereits nach acht bis zehn Monaten selbst für Nachwuchs sorgen.
Fazit: Gemeinsam Verantwortung übernehmen
Der Informationsabend in Dautphetal war informativ, gut besucht und von gegenseitigem Respekt und Engagement geprägt. Jagd, Landwirtschaft, Forst, Waldbesitzer und Behörden ziehen an einem Strang – und genau das braucht es jetzt. Jeder Beitrag zählt. Deshalb unser Aufruf an alle Jägerinnen und Jäger: Setzen Sie sich ein. Seien Sie aktiv. Bleiben Sie informiert. Es geht um den Schutz unserer heimischen Wildbestände, die Gesundheit der Hausschweine – und um die Zukunft der Jagd.
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Autor und Fotograf: Markus Stifter, LJV-Pressesprecher