Mit Kommentaren wie „Solche wie Sie würden wohl auch die eigene Mutter abknallen lassen nur damit sie schneller auf der Karriereleiter aufsteigen können“ oder „Es gibt leider viel zu wenig Jagdunfälle unter den Hobbykillern“, „Freue mich über jedes grüne Lodenstück, das entnommen wird“ gingen die Kommentare laut Meinung der Hessenjäger-Redaktion weit über eine persönliche Meinungsäußerung hinaus. Rund 1.600 Kommentare gingen in nur 48 Stunden auf dem Account „Wiebke Knell – FDP“ ein. Der Gipfel waren Äußerungen, die von der FDP-Politikerin als Drohungen wahrgenommen wurden: „Es wäre absolut in Ordnung für mich, wenn Wiebke Knell bei ihrem nächsten Jagdausflug nen Querschläger abbekommt“ oder „ein Schuss müsste sie in den Rücken treffen, damit sie ähnliche Qualen wie die Tiere erleidet.“ Mittlerweile ermittelt der Staatsschutz. Die Politikerin will nun auch gegen einige Personen Anzeige erstatten.
Im Interview mit der Hessenjäger-Redaktion schildert Wiebke Knell, wie sie mit diesen Anfeindungen umgeht und welche Forderung sie an die Strafverfolgungsbehörden stellt.
Haben Sie in Ihrer politischen Laufbahn bereits solche Anfeindungen und Drohungen erlebt?
Ich habe immer mal wieder Kritik einstecken müssen, damit kann ich auch umgehen. Die Themen, die ich bearbeite wie Jagd oder auch Landwirtschaft, rufen eher Gegner hervor als andere Politikbereiche. Aber die aktuellen Beleidigungen gegen mich als Politikern und Jägerin sind teilweise sehr persönlich, niveaulos und voller Hass, das ist auch in der Vielzahl der Beiträge neu für mich.
Wie haben Sie sich gefühlt, als die ersten Hasskommentare Sie erreicht haben?
Mich hat das gerade in den ersten Tagen sehr beschäftigt, es hat mich viel Zeit und Nerven gekostet und natürlich macht es auch keinen Spaß, diese Anfeindungen zu lesen. Ich habe mich aber auch über die unterstützenden Beiträge aus der Jägerschaft gefreut, die dann teilweise von den Jagdgegnern auch beleidigt wurden.
Wie haben Sie auf diese Kommentare reagiert?
Zunächst bin ich noch auf sehr viele Kommentare eingegangen, habe versucht sachlich und fachlich zu argumentieren. Allerdings war das Zeitverschwendung, da die allermeisten der Personen auch gar keine Argumente hören wollen, sondern ohnehin voreingenommen gegen die Jagd und die Jägerschaft sind. Wer glaubt, alle Jäger seien „psychisch kranke Lustmörder“, die auf alles und jeden schießen, dem kann man nicht mit den guten Argumenten kommen, die für die Jagd sprechen.
Ministerpräsident Volker Bouffier hatte erst Ende September betont: „Auch im Netz ist die Würde des Menschen zu wahren“. Hetze und Hass gehörten nicht zur Meinungsfreiheit. Ein neues Meldesystem und die Verstärkung der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität solle dabei helfen, gegen die Hasskommentare vorzugehen. Haben Sie als Mitglied des Landestages bereits Unterstützung erhalten?
Ich habe über unseren Fraktionsgeschäftsführer die Landtagskanzlei informiert, die unmittelbar den Kontakt zum Gefährdungsmanagement des Landeskriminalamtes hergestellt haben. Das Landeskriminalamt war sehr hilfsbereit und hat unverzüglich Einschätzungen zur Gefährdungslage und Justiziabilität abgegeben. Auch wenn ich wenig Hoffnung habe, dass meine Anzeigen zu etwas führen werden, werde ich diese einleiten. Als Fraktion werden wir auch den Ältestenrat und die anderen Fraktionen informieren. Hass und Hetze im Internet nehmen zu, das darf man nicht einfach hinnehmen. Ich möchte zumindest, dass solche Fälle dokumentiert werden und dazu anregen, dass auch Kolleginnen und Kollegen, sollten sie ähnlichen Anfeindungen ausgesetzt werden, diese melden.
Welche Unterstützung hätten Sie erwartet?
Die, die ich bekommen habe. Mehr kann der Landtag da leider auch nicht machen. Über die Unterstützung aus den Reihen der Jägerschaft habe ich mich sehr gefreut. Es ist wichtig, wenn wir als Jägerschaft hier zusammenstehen und uns gegenseitig bei solchen koordinierten Angriffen unterstützen.
Werden Sie trotz dieser Anfeindungen weiter in den sozialen Medien aktiv sein oder hat sich Ihre Einstellung dazu geändert?
Natürlich bleibe ich weiter aktiv in den sozialen Medien, ich lasse mich von den Jagdgegnern und selbsternannten Tierrechtlern nicht mundtot machen. Denn dann hätten diese Leute das erreicht, was sie wollen.
Was empfehlen Sie anderen Jägerinnen und Jägern, die in einer ähnlichen Situation sind und ebenfalls beleidigt oder gar bedroht werden?
Ich empfehle, dass sie aktiv ihre Freunde mit Jagdschein in den Online-Communities um Unterstützung bitten und sich von persönlichen Angriffen nicht aus der Fassung bringen lassen sollen. Oft steigt die Tierliebe mit dem Stockwerk und diejenigen, die dann völlig sachfremd und persönlich kommentieren, haben häufig den Bezug zur Natur verloren und wären bei einer Begegnung im Supermarkt still. Es ist wichtig, die laute Minderheit nicht als Mehrheit zu interpretieren. Bei Antworten rate ich zu Gelassenheit und zur Faktentreue. Und wenn man beleidigt und bedroht wird, sollte man sofort Screenshots der Aussagen machen, damit eine eventuelle Anzeige leichter nachverfolgt werden kann.