In Eudorf begrüße LJV-Vizepräsident Dr. Rudolf Leinweber rund 30 Teilnehmer und stellte die weiteren Referenten des Abends vor. Er dankte den beiden ehrenamtlichen Wolfsbeauftragten des LJV, Dr. Wolfgang Fröhlich und Dieter Sellemann für ihr großes Engagement und den unermüdlichen Einsatz bei der Unterstützung des Wolfsmonitorings in Hessen. Es sei eher die Regel als die Ausnahme, dass Anrufe mit Wolfs- oder Rissmeldungen in den späten Abend- oder den frühen Morgenstunden erfolgten und das häufig weite Strecken zurückgelegt werden müssten, um die für das Monitoring so wichtigen Genproben zu sichern.
Bundesweite Wolfszahlen
Dr. Nadine Stöveken informierte in einem rund einstündigen Vortrag über die aktuellen bundesweiten Wolfszahlen. Nach offiziellen Angaben leben in 143 Wolfsterritorien in Deutschland 105 Rudel, 25 Paare und 13 Einzeltiere. In einhundert dieser Territorien konnte eine Reproduktion mit insgesamt 393 Wolfswelpen bestätigt werden (Quelle: https://www.dbb-wolf.de).
Zwei aktuelle Totfunde nach Verkehrsunfällen
Schon zu Beginn des Jahres 2020 gab es zwei Totfunde nach Verkehrsunfällen in der Nähe von Mainz (A60) und in Frankfurt Sachsenhausen. Ein Ergebnis der genetischen Untersuchungen stand zum Zeitpunkt der Informationsveranstaltungen noch aus.
Wolfshinweise an LJV-Wolfsbeauftragte melden
Dieter Sellemann und Dr. Wolfgang Fröhlich riefen alle Teilnehmer dazu auf, Wolfssichtungen, Risse oder auch Kotproben zu melden. Als ehrenamtliche sachkundige Helfer nehmen diese auch Meldungen entgegen und leiten diese an das HLNUG weiter, welches für das staatliche Wolfsmonitoring in Hessen verantwortlich ist. Der Losung käme aktuell im Vogelsbergkreis und im Bereich um Rotenburg/Fulda eine besondere Bedeutung zu. In diesen Gebieten seien zwei Wölfinnen mit den Bezeichnungen “GW1194f“ und „GW116f“ schon mehrfach bestätigt worden.
„GW“ steht dabei für Grauwolf. Es folgt eine individuelle Nummer sowie das Geschlecht: „f“ für weibliche und „m“ für männliche Tiere. Sofern im Februar eine weitere Bestätigung gelänge, könnten die Wölfinnen als territorial bezeichnet werden, da sie dann schon in einem Zeitraum von 6 Monaten nachgewiesen werden konnten.
Jägerschaft ist wichtiger Partner beim Wolfsmonitoring
Die Jägerschaft spiele beim Wolfsmonitoring eine entscheidende Rolle: Jägerinnen und Jäger seien fast täglich in den Revieren unterwegs, fänden Risse von Wildtieren, Fährten oder auch Wolfslosung. Diese sei einfach zu erkennen, da sie meist mitten auf dem Weg abgesetzt werde und deutlich sichtbare Überreste von Haaren oder Knochen enthielte. Allerdings könne das Monitoring nur funktionieren, wenn auch genügend Meldungen eingehen. Insbesondere Fotos oder Aufnahmen aus Wildkameras sollten den beiden LJV Wolfsbeauftragten direkt mit Angabe von Datum, Uhrzeit, Örtlichkeit und Ansprechpartner übermittelt werden. In Niedersachsen seien Jägerinnen und Jäger mit 66 % bei tatsächlichen Wolfsnachweisen bereits bei den Fund-, Sicht- oder Rissmeldungen führend.
Fröhlich und Sellemann nehmen auch Risse von Nutztieren wie Schafe oder Ziegen auf. In diesem Zusammenhang wiesen sie darauf hin, dass ein Jäger keinesfalls ein vom Wolf verletztes Nutztier erlösen dürften. Dies sei ausschließlich dem hinzugerufenen Tierarzt bzw. dem Tierhalter vorbehalten und könne für Jäger zu ernsthaften Schwierigkeiten führen.
Körperliche Merkmale beim Ansprechen
Stöveken zeigte noch einmal die eindeutigen körperlichen Merkmale beim Ansprechen eines Wolfes auf: Ein Wolf habe kurze, dreieckige, leicht abgerundete Ohren, eine hängende Rute mit dunkler Endbinde. Wölfe seien generell hochläufig, hätten eine gerade Rückenlinie und insgesamt eine quadratische Erscheinung. Einzelne Tiere könnten einen dunkleren Sattelfleck aufweisen.
Unterstützung für Weidetierhalter
LJV-Pressesprecher Markus Stifter berichtete von seinen Gesprächen mit den Weidetierhaltern auf einer Demonstration im Januar in Wiesbaden. Der LJV hatte den Weidetierhaltern dort seine Unterstützung zugesagt. Neben einem erhöhten Aufwand, um ordnungsgemäße Elektrozäune aufzustellen, sei es für Weidetierhalter ein kaum erträglicher Zustand, fast jede Nacht um die eigenen Schafe oder Ziegen bangen zu müssen. Das Auffinden von vom Wolf gerissenen oder verletzten Weidetieren sei emotional sehr belastend für deren Eigentümer. Weiterhin appellierte Stifter an die teilnehmenden Multiplikatoren, zugesendete Wolfsfotos selbst auf Plausibilität zu prüfen oder sie an die beiden Wolfsbeauftragten des LJV zu senden. Auf keinen Fall sollten sich Jägerinnen und Jäger durch Weiterleiten von Fotos bzw. Sicht- oder Rissmeldungen über Messangerdienste oder soziale Medien an Spekulationen oder im schlimmsten Fall an der Verbreitung von Fake-News beteiligen.
Ein Teilnehmer fand ein ideales Schlusswort und wünschte sich eine sachliche und wissensbasierte Diskussion statt einer emotional hitzigen Debatte.
Auf Wunsch der Teilnehmer wird der LJV in den kommenden Wochen eine Themenwebseite zum „Wolf in Hessen“ veröffentlichen sowie über aktuelle Bestätigungen im Newsletter berichten.
Bitte melden Sie sich unter www.ljv-hessen.de/newsletter an, wenn Sie ebenfalls direkt bei Neuigkeiten rund um den Wolf informiert werden möchten.
Die Veranstaltung in Stockstadt findet am 13. Februar 2020 statt.
Kontakt LJV-Wolfsberater:
Melden auch Sie Wolfssichtungen, Risse, Fährten der Losung an die beiden LJV-Wolfsbeauftragten:
Dr. Wolfgang Fröhlich
Telefon: 05681/-2815
oder mobil: 0171/-9517343,
E-Mail: froehlich@wildpark-knuell.de
Dieter Sellemann
Mobil: 0172/-4015727
E-Mail: sellemann-dieter@t-online.de
Bei Fragen steht Ihnen auch gern die LJV-Geschäftsstelle unter 06032/9361-0 oder per Mail an info@ljv-hessen.de zur Verfügung.