In Hessen wird die halbjährliche Zählung der Feldhasen mit der Scheinwerfermethode bereits seit Ende der achtziger Jahre durchgeführt. Damit nehmen die hessischen Jägerinnen und Jäger eine Vorreiterrolle bei der Wildtiererfassung ein. Seit 2002 fließen die Daten der hessischen Referenzgebiete für die Feldhasenzählung in das WILD-Projekt (Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands) des Deutschen Jagdverbandes ein und werden im Rahmen der bundesweiten Auswertung zum westdeutschen und südwestdeutschen Mittelgebirge gezählt.
Im Frühjahr 2020 konnten in den hessischen Referenzgebieten im Durchschnitt 18,2 Feldhasen auf 100 Hektar gezählt werden, im Herbst lag die Anzahl im Mittel bei 25,48 Feldhasen. Somit ergibt sich für die ausgewerteten Referenzgebiete ein Zuwachs von 20,51 %. In den teilnehmenden Revieren liegt der Besatz damit etwas über dem bundesweiten Schnitt von 14 Feldhasen auf 100 Hektar Offenlandfläche.
Neben den WILD-Zählungen in den Referenzgebieten gibt es in Hessen auch eine Erfassung der Feldhasen durch die Hegegemeinschaften mit wissenschaftlicher Begleitung durch den Arbeitskreis (AK) Wildbiologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Die Ergebnisse aus dem Jahr 2019 haben für die beteiligten Hegegemeinschaften einen durchschnittlichen Frühjahrsbesatz von 14,3 und einen Herbstbesatz von 18 Feldhasen auf 100 Hektar Offenlandfläche ergeben. Der durchschnittliche Zuwachs lag bei 26 %.
Die Angaben verstehen sich immer als Durchschnittswerte, die die Ergebnisse der Zählungen aus sehr unterschiedlich Regionen Hessens zusammenfassen. So gibt es zum Beispiel sehr waldreiche Regionen, in denen der Hase als typischer Vertreter der Agrarlandschaft nur in geringen Dichten vorkommt und Besätze von gerade einmal 3 Hasen pro 100 Hektar gezählt werden, während in anderen Regionen, die Feldhasen deutlich bessere Lebensbedingungen vorfinden und Feldhasenbesätze von über 30 Hasen auf 100 Hektar keine Seltenheit sind.
In Spitzenrevieren wie z. B. in den Landkreisen Groß-Gerau, der Wetterau oder Gießen sind im Herbst 2020 sogar Besätze von weit über 100 Feldhasen auf 100 Hektar gezählt worden.
Grundlage für die insgesamt guten Hasenzahlen ist neben den lebensraumverbessernden Maßnahmen eine flankierende intensive Bejagung von Beutegreifern wie Fuchs, Rabenkrähe, Waschbär oder Marder, ohne die in unserer Kulturlandschaft ein solcher Besatz kaum mehr erreichbar wäre.
Hintergrundinformationen:
Schwankungen in Wildtierbesätzen sind normal und werden durch viele Faktoren beeinflusst (Beutegreifer, Witterung, Krankheiten, etc.). Solche Schwankungen zeigen aber auch Veränderungen in der Landschaftsstruktur und in der Landnutzung unserer Kulturlandschaft auf.
Weder auf Landesebene noch regional kann von einer generellen Gefährdung noch von einer pauschal guten Situation für Feldhasen gesprochen werden. Das „Gesetz des Örtlichen“, die lokalen Bedingungen, entscheiden über den jeweiligen Hasenbesatz.
Die Hasenzählung wurde erstmal 1989 vom Landesjagdverband Hessen e. V. initiiert. Seit 32 Jahren zählen die Jägerinnen und Jäger in Hessen auf freiwilliger Basis zweimal jährlich – im Frühjahr und Herbst die Hasenbestände.