Vorwort Januar 2022

Prof. Dr. Jürgen Ellenberger

Liebe Jägerinnen und Jäger,

die neue Bundesregierung ist nun im Amt. Der neue Landwirtschaftsminister ist Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen); die neue Innenministerin ist Nancy Faeser (SPD). Man wird sehen, ob und wenn ja, wie die neuen Minister die Themen angehen, die unmittelbar mit der Jagd und der Jagdausübung zu tun haben.

Aus Europa erreichte uns am 8. Dezember 2021 die Nachricht, dass die EU-Kommission ihr umstrittenes Ziel aufgegeben hat: Ein Jagdverbot in Schutzgebieten zu verhängen. Dies geht aus Verlautbarungen der Kommission zur Anwendung ihrer Richtlinien hervor. Im Mai 2020 hatte die Kommission ihre Leitlinien zur Umsetzung der EU-Biodiversitätsstrategie vorgestellt. Demnach sollen streng geschützte Gebiete künftig 10 Prozent der Landflächen der Europäischen Union ausmachen. In diesen Schutzzonen sollten jegliche „extraktive“ Tätigkeiten verboten sein – neben Bergbau auch Jagd und Fischerei. Nach einem Jahr intensiver Diskussionen mit den Mitgliedstaaten und dem wiederholten Einspruch von FACE und Deutschem Jagdverband wurde dieser Vorschlag der EU-Kommission als ungerechtfertigte Maßnahme eingestuft. Heftigen Widerstand gegen die Pläne haben im Vorfeld unter anderem Nutzerverbände geleistet. Der Deutsche Jagdverband (DJV) hatte sich bei der Bundesregierung dafür eingesetzt, die problematische Formulierung zu streichen und über den Dachverband der europäischen Jäger FACE Einfluss genommen. Der DJV begrüßt das Einlenken der Europäischen Kommission und ruft die neue Bundesregierung auf, die Ziele der EU-Biodiversitätsstrategie mit Augenmaß umzusetzen. Denn: Schützen durch Nutzen ist ein international anerkannter Leitsatz für erfolgreichen Artenschutz.

Ende November haben Behörden einen Fall von Afrikanischer Schweinepest (ASP) bei einem Wildschwein in Mecklenburg-Vorpommern nachgewiesen. Es ist damit das dritte Bundesland, in dem das Virus nachgewiesen wurde. Den verendeten Frischling haben Jäger in den Ruhner Bergen nahe der Autobahn 24 gefunden. Wie das Virus dorthin gelangt ist, können die zuständigen Behörden derzeit noch nicht sagen. Der nächste bekannte Ausbruch bei Wildschweinen ist 160 Kilometer entfernt. Nach Ansicht des Deutschen Jagdverbands (DJV) deutet vieles darauf hin, dass Menschen die Tierseuche eingeschleppt haben. Dies gilt auch für den ASP-Ausbruch Mitte November in einer abgeschotteten Schweinemastanlage in Mecklenburg-Vorpommern. Der DJV fordert, dass die Biosicherheit ernster genommen und strenger kontrolliert wird. Lebensmittelreste aus Schweinefleisch beispielsweise können das hochinfektiöse ASP-Virus enthalten und weitere Tiere anstecken. Rastanlagen an Transitstrecken sollten deshalb gezäunt, Mülltonnen grundsätzlich verschlossen sein. Zudem sollten landwirtschaftliche Betriebe mit Schweinehaltung verstärkt auf Hygiene achten. Das Virus überlebt selbst im Schlamm eines Radkastens oder an der Kleidung über 100 Tage. Deutschlandweit gibt es bereits mehr als 2.800 nachgewiesene ASP-Ausbrüche bei Wildschweinen – Tendenz steigend. Gemeinsam mit dem Deutschen Bauernverband und Bundesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer fordert der DJV ein konsequenteres Vorgehen gegen die Seuche. Trotz guter Ansätze müssten die Behörden von Bund, Ländern und Landkreisen enger zusammenarbeiten. Die gemeinsamen Positionen der drei Verbände sind im „Forderungspapier zum Umgang mit der Afrikanischen Schweinepest“ zusammengefasst.

Unter dem Titel „Jagd in Deutschland- mit Herz und Hand für Wild, Wald und Flur“ hat der Landesjagdverband Hessen gemeinsam mit dem Deutschen Jagdverband und Friederike Gethöffer von der Tierärztlichen Hochschule Hannover bei der dritten Bonner „Konferenz der Arten“ die Naturschutzarbeit der Jägerinnen und Jäger vorgestellt. Denn oft unbemerkt von medialer Öffentlichkeit und meist finanziert aus eigenen privaten Mitteln, werden in den Jagdrevieren in Deutschland vielfältigste Hegemaßnahmen umgesetzt, die nicht nur dem Wild, sondern auch vielen anderen Arten im Feld und Wald zugutekommen. Aber auch revierübergreifend beteiligen sich viele Jägerinnen und Jäger an Natur- und Artenschutzmaßnahmen und realisieren unterschiedlichste Projekte im Rahmen von Hegegemeinschaften, Kreisjägerschaften oder Jagdvereinen oder beteiligen sich sogar an internationalen Forschungsprojekten wie dem ebenfalls auf dem Poster vorgestellten Life Projekt “MICA“. Das ehrenamtliche Engagement beim Lernort Natur, dem bereits seit 30 Jahren bestehenden Umweltbildungsprojekt des Deutschen Jagdverbandes und seiner Landesverbände, kommt ebenfalls dem Schutz unserer Natur und damit auch dem Erhalt der Biodiversität zugute. „Last but not least“ beteiligen sich viele Jägerinnen und Jäger beim WILD, dem ebenfalls seit bereits 20 Jahren bestehendem Monitoringprogramm für Wildtiere und helfen so naturschutzfachlich wichtige Erkenntnisse zum Vorkommen und zur Verbreitung von Wildtieren zusammenzutragen.

Liebe Jägerinnen und Jäger, ich wünsche Ihnen im neuen Jahr 2022 alles Gute, vor allem Gesundheit und Waidmannsheil!

Ihr Prof. Dr. Jürgen Ellenberger

Präsident des Landesjagdverbandes