Pressemeldung: Zeckenalarm im Frühjahr: Mediziner und Jäger geben wichtige Tipps – neuer Impfstoff gegen Borreliose in Sicht

Warme Temperaturen und ausgebliebene Frostperioden im Februar lassen Zecken bereits früh im Jahr aktiv werden. Experten des Landesjagdverbands Hessen und des Deutschen Verbands für Jagdmedizin geben wichtige Tipps, um sich vor einem Zeckenstich und den Folgen einer FSME- oder Borrelieninfektion zu schützen.

Solange die Zecke noch nicht gestochen hat, lässt sich diese einfach entfernen. Ein gründliches Absuchen nach dem Aufenthalt in der Natur ist daher besonders wichtig. Archivfoto: privat
Solange die Zecke noch nicht gestochen hat, lässt sich diese einfach entfernen. Ein gründliches Absuchen nach dem Aufenthalt in der Natur ist daher besonders wichtig. Archivfoto: privat

Selten aber besonders gefährlich ist eine durch Borrelien verursachte entzündliche Herzerkrankung – die Lyme-Karditis. Doch ein neuer Impfstoff gegen Borreliose mit dem Namen „VLA15“ befindet sich bereits in der klinischen Entwicklung und könnte schon im Jahr 2026 zulassungsreif sein.

Zecken, die Borreliose-Erreger in sich tragen, kommen nahezu überall vor. Für die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) galten bis vor einigen Jahren noch Baden-Württemberg und Bayern als Hauptrisikogebiete. Mittlerweile weist das Robert-Koch-Institut (RKI) bereits zehn Risikogebiete in Hessen aus. Besonders betroffen sind die südlichen, östlichen und südöstlichen Landkreise sowie der Landkreis Marburg-Biedenkopf in Mittelhessen.

Bei der FSME handelt es sich um eine Gehirn-, Hirnhaut- oder Rückenmarksentzündung, die durch Viren nach einem Zeckenstich übertragen werden kann. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen FSME allen Personen, die sich in Risikogebieten aufhalten oder dort wohnen und von Zecken gestochen werden können. Für die Grundimmunisierung sind drei Impfungen erforderlich, die beim Hausarzt verabreicht werden können.

Bisher keine Impfung gegen Borreliose

Gegen die Borreliose gibt es bislang noch keine schützende Impfung. Wie die renommierte internationale medizinische Fachzeitschrift „The Lancet“ berichtet, befindet sich ein Borreliose-Impfstoff mit dem Namen „VLA15“ bereits in einer großangelegten Phase-III-Studie. In einer Pressemitteilung vom 4. Dezember 2023 geben die beiden Unternehmen Pfizer und Valneva an, dass die Beantragung der behördlichen Zulassung ihres Impfstoffs für das Jahr 2026 geplant ist.

Typisch für eine Borreliose ist die sogenannte ‚Wanderröte‘. Diese kennzeichnet sich durch eine rötliche Hautveränderung, die zwischen 3-30 Tage (frühestens nach 2 Tagen) nach einem Zeckenstich um diesen herum auftreten kann. „Es sollte dann zeitnah eine Antibiotika-Therapie eingeleitet werden. Eine bloße Hautreizung unmittelbar nach dem Stich ist meist unspezifisch und bedarf keiner speziellen Therapie“, so Thomas Scherf, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie vom Deutschen Verband für Jagdmedizin.

„Während bei einer Borrelien-Infektion am häufigsten Haut, Gelenke und Nervensystem betroffen sind, kann die seltenere Lyme-Karditis, eine entzündliche Herzerkrankung, zu gefährlichen Komplikationen führen. Vereinzelt werden in der Literatur sogar tödliche Verlaufsformen beschrieben. Zu dem typischen Krankheitsbild zählen Kurzatmigkeit bei Belastung, Schmerzen in der Brust oder ein Herzstolpern. Treten diese Symptome einige Wochen (im Mittel 21 Tage) nach der Wanderröte auf, sollten Betroffene dringend ihren Hausarzt, Internisten oder Kardiologen aufsuchen“,

so der Kardiologe, der im Internistischen Zentrum Spilburg (Medicum Wetzlar) tätig ist. Laboruntersuchungen, Langzeit-EKG, Herzultraschall oder eine MRT-Untersuchung können wichtige Hinweise liefern. Betroffenen rät der erfahrene Internist, die behandelnden Ärzte unbedingt auf einen bekannten oder auch einen möglichen Zeckenstich hinzuweisen, damit eine entsprechende Diagnostik vorgenommen werden kann.

Jäger sind ähnlich wie Landwirte und Forstmitarbeiter einer besonders hohen Gefahr ausgesetzt, von einer Zecke gestochen zu werden, da sie oft in Wald und Feld unterwegs sind. Sie geben Naturliebhabern wichtige Tipps, wie ein Zeckenstich verhindert werden kann:

„Beim Spaziergang in der Natur, insbesondere auf Graswegen, empfehlen wir deshalb lange Hosen zu tragen und die Hosenbeine in die Socken zu stecken, damit die Zecken nicht so leicht auf die Haut gelangen und an den Beinen hochkrabbeln können. Das Einsprühen der Schuhe und der Hosenbeine mit Anti-Zeckenmitteln hat sich in der Praxis als besonders effektiv erwiesen“,

so Markus Stifter, Pressesprecher des Landesjagdverbandes Hessen.

Der Schutz dieser Mittel hält allerdings nur wenige Stunden an. Daher ist es wichtig, diese bei längeren Aufenthalten in der Natur erneut aufzutragen. Der Fachhandel bietet spezielle Bekleidung an, die bereits einen Zeckenschutz enthält. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten sich jedoch über die verwendeten Materialien und Inhaltsstoffe informieren, um z. B. Allergien auszuschließen.

„Nach dem Spaziergang oder auch während einem Picknick sollte man insbesondere auch Kinder und Hunde genau absuchen. Zecken suchen oft nach einer geeigneten Einstichstelle und können so noch entfernt werden, bevor sie sich festgesaugt haben. Ideal ist es, sich nach dem Spaziergang gründlich und mit Seife zu duschen. Besonders in den Kniekehlen, in der Leiste oder am Bauch saugen sich die kleinen Plagegeister gerne fest“, so Stifter weiter.

Was tun, wenn eine Zecke bereits gestochen hat?

Sollte es dennoch eine Zecke geschafft haben zu stechen, sollte diese so schnell wie möglich entfernt werden. Je länger die Zecke in der Haut verbleibt, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit sich mit FSME oder Borrelien zu infizieren. Zum Entfernen verwenden Sie am besten eine spezielle Zeckenzange (erhältlich in Apotheken oder in Drogeriemärken). Die Zecke sollte möglichst direkt über der Haut mit der Zange gegriffen werden und mit einer leichten Drehbewegung ohne Zug vorsichtig entfernt werden. Wichtig ist dabei, dass der Zeckenkörper nicht zerquetscht wird und dass die Zecke vollständig entfernt wird. Die Wunde sollte mit einem Wundantiseptikum desinfiziert werden. Das Auftragen von Speiseöl oder Haarspray, um die Zecke zu „ersticken“, sollte unbedingt unterbleiben, da die Blutsauger sonst noch mehr Erreger in die Einstichstelle abgeben, rät Internist Thomas Scherf.

Ausbreitung exotischer Zecken erhöht das Gesundheitsrisiko für Mensch und Hund

Bedingt durch den Klimawandel breiten sich auch exotische Zeckenarten, wie die braune Hundezecke oder die Riesenzecke Hyalomma immer mehr in Deutschland aus. Mit ihnen steigt auch die Gefahr, sich in Deutschland mit Erregern von bisher eher seltenen Krankheiten wie dem Fleckfieber anzustecken. Für Hunde birgt vor allem die braune Hundezecke viel Gefahrenpotential. Sie kann den Erreger der Hundemalaria (Babesiose) oder der caninen Ehrlichiose in sich tragen. Auch die Gefahr der Ausbreitung weiterer Krankheitserreger, die unter Sammelbegriff „Mittelmeerkrankheit“ fallen, ist durch das zunehmende Vorkommen der Zecke aus dem Mittelmeerraum erhöht.

Quellen- und Linkliste:

Informationsportal zum Thema Zecken:

https://www.zecken-radar.de/


FSME

RKI-Informationen zur FSME: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/F/FSME/FSME.html

Karte der FSM-Risikogebiete in Deutschland:  https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/F/FSME/Karte_Tab.html

BZga zur FSME-Impfung:

https://www.impfen-info.de/impfempfehlungen/fuer-erwachsene/fsme-fruehsommer-meningoenzephalitis/#c8882

Borreliose

RKI Informationen zur Borreliose

https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/B/Borreliose/Borreliose.html


Borreliose-Impfstoff

VLA15, a new global Lyme disease vaccine undergroes clinical trials

https://www.thelancet.com/journals/laninf/article/PIIS1473-3099(23)00312-2/abstract


Gemeinsame Pressemitteilung von Pfizer und Valneva zum aktuellen Stand der klinischen Entwicklung des Borreliose Impfstoffkandidats VLA15 vom 4. Dezember 2023:

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Diagnostik, Therapie und Prognose der Lyme-Karditis

https://www.aerzteblatt.de/archiv/168828/Diagnostik-Therapie-und-Prognose-der-Lyme-Karditis

 

Forschung über Zecken beim Hund

https://hundezecken.uni-hohenheim.de/hundezecken