ASP in Hessen: Seuchenbekämpfung schreitet voran

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) bleibt auch weiterhin ein drängendes Thema in Hessen. Wir möchten Sie über den aktuellen Stand informieren, neue wissenschaftliche Erkenntnisse einordnen und Hinweise zur weiteren Vorgehensweise geben.

Archivfoto Quelle: Reinwald/DJV

Keine effektive Übertragung durch Stechfliegen

Immer wieder kommt die Frage auf, ob Stechfliegen, sog. „Wadenstecher“ (Stomoxys calcitrans), die ASP übertragen können.

Der aktuelle wissenschaftliche Stand ist eindeutig:

  • Es gibt keinen gesicherten Beleg, dass Stechfliegen das Virus übertragen.
  • Einzelne Übertragungsfälle sind theoretisch nicht auszuschließen, aber aus Sicht der Wissenschaft spielen sie keine wesentliche Rolle im Seuchengeschehen.
  • Wäre dieser Übertragungsweg relevant, müssten wir deutlich mehr ASP-Fälle beobachten. Das ist erfreulicherweise nicht der Fall.

Keine neuen Einträge in hessische Schweinehaltungen

Bisher ist es gelungen, weitere Einträge in schweinehaltende Betriebe in Hessen zu verhindern. Das ist ein großer Erfolg – und dabei soll es möglichst auch bleiben. Allerdings stehen viele Betriebe vor technischen Herausforderungen:

  • Fliegensichere Belüftungssysteme nachzurüsten ist meist kaum realisierbar.
  • Gerade bei Unterdrucksystemen würde jedes zusätzliche Netz oder jeder Filter die Luftzufuhr behindern – im Sommer kann das problematisch oder sogar gefährlich für die Tiere im Stall werden (verminderte Sauerstoffzufuhr).

Jagd als wirksamstes Mittel gegen die Seuche

Die Jagd bleibt das wirksamste Mittel, um die Viruslast in den betroffenen Regionen zu senken. Die Zahlen sprechen für sich:

  • Im Kreis Groß-Gerau wurden innerhalb eines Jahres 602 verendete Wildschweine mit einem ASP-Positivnachweise gefunden.
  • Allein in den Monaten April und Mai 2025 konnten dort bereits rund 500 Wildschweine erlegt werden – ebenso viele im Kreis Bergstraße.

Das zeigt: Eine intensive Bejagung kann die Schwarzwildpopulation in rund zwei Monaten stark reduzieren – das ASP-Virus hätte dafür vermutlich ein weiteres Jahr gebraucht. So leistet die Jagd bei der Seuchenbekämpfung einen enormen „Vorschub“ und bringt uns dem gemeinsamen Ziel, die ASP aus Hessen zu verbannen, einen weiteren großen Schritt näher.

Absenkung der Viruslast ist entscheidend:

  • Je GERINGER die Populationsdichte,
  • je WENIGER Übertragungen/Infektionen finden statt,
  • dadurch gibt es WENIGER tote Tiere in der Fläche, dies führt zur Absenkung der Viruslast und damit zu einer verbesserten Situation für unsere Landwirte und Schweinehalter. Unnötiges Tierleid wird vermieden und die Jägerschaft zeigt, wie wichtig der gesetzliche Hegeauftrag auch im Rahmen der Seuchenbekämpfung ist.
  • ERGEBNIS: Die Wahrscheinlichkeit eines Vireneintrags in eine Hausschweinehaltung sinkt, zudem verbleiben weniger Kadaver oder Knochenreste in der Landschaft, an denen sich weitere Wildschweine infizieren können.

DESHALB: Bitte jagen Sie weiterhin intensiv auf das Schwarzwild!


Fortschritte in der weißen Zone

Einige erste Kacheln der weißen Zone – also der inneren Pufferzone zwischen Seuchengebiet und ASP-freien Regionen – sind mittlerweile wildschweinfrei gestellt:

  • Diese Bereiche wurden vollständig bejagt,
  • sie werden fortlaufend überwacht,
  • aktuell werden dort keine Wildschweine mehr nachgewiesen.

Ein weiterer Schritt in Richtung Eindämmung.


Perspektive für Drückjagden

Das hessische Landwirtschafts- und Umweltministerium (HMLU) wird in Kürze eine offizielle Prognose zum Thema Drückjagden in den Sperrzonen veröffentlichen. Der Stand der Dinge:

  • Auch in Sperrzone II können Drückjagden voraussichtlich erlaubt werden,
  • allerdings unter bestimmten Auflagen, etwa:
    • keine weitjagenden Hunde,
    • Mindestabstand zu ASP-Schutzzäunen.

Hintergrund: Auch wenn die Zäune grundsätzlich wildschweinsicher sind, könnten aufgescheuchte Rotten diese auf der Flucht durchbrechen.


Probenanalyse: Entlastung durch neue Priorisierung

In den vergangenen Tagen und Wochen – insbesondere nach den Feiertagen im Juni – haben uns zahlreiche Anfragen erreicht, dass die Laborergebnisse zur ASP-Beprobung erst nach 10 oder mehr Tagen übermittelt wurden.

In zahlreichen Gesprächen mit dem HMLU und den Landkreisen konnten wir erreichen, dass das Hessische Landeslabor (LHL) seine Priorisierung angepasst hat:

  • A-Priorität haben nun Proben, die zu einer geänderten Lage (ggf. mit Ausweitung der Sperrzonen) führen könnten.
  • B-Priorität: Proben von Schwarzwild, welches zur Verwertung bestimmt ist (aus der ASP-Sperrzone I), wird künftig vorrangig beprobt.
  • C-Priorität: haben die übrigen Funde aus bereits bekannten ASP-Regionen (z. B. bei Räumungssuchen).

Neue Bedrohungslage in Nord- und Mittelhessen

In Kirchhundem (Landkreis Olpe, NRW) – nur rund 20 km von Hessen entfernt – wurde Mitte Juni 2025 ein ASP-Fall bestätigt. Mittlerweile ist Seitens des FLI ein Fund bestätigt worden, welcher nur noch 16 km von der hessischen Landesgrenze entfernt liegt.

Die Folge:

  • Auch Nord- und Mittelhessen rücken jetzt in den Fokus,
  • seit Mitte Juni 2025 sind im Bereich der Landesgrenze Hessen-NRW Teams mit Suchhunden und Drohnen unterwegs.
  • Allerdings gibt es dort bislang noch keine Sperrzonenregelungen.
  • Wir erwarten die Einrichtung von Sperrzonen in NRW, diese könnten bis nach Hessen reichen. Allerdings ist nach derzeitiger Lagebeurteilung davon auszugehen, dass es in Nord- und Mittelhessen nur zur Einrichtung einer Sperrzone I kommen könnte.

Deshalb unser weiterer eindringlicher Appell an die Jägerinnen und Jäger aus Nord- und Mittelhessen (Lahn-Dill-Kreis, Kreis Marburg-Biedenkopf, Kreis Waldeck-Frankenberg):

  • Jetzt intensiv bejagen,
  • Vermarktung nutzen, solange es keine Einschränkungen gibt,
  • helfen, eine Ausbreitung nach Hessen zu verhindern.

Das Land Hessen errichtet dort aktuell einen zusätzlichen Zaun entlang der Grenze zu NRW, um ein weiteres „ASP-Einfallstor“ nach Hessen zu vermeiden.


Differenzierte Lage in Hessen

Hessen lässt sich aktuell in zwei ASP-relevante Regionen einteilen:

1. Südhessen – aktives Seuchengeschehen

  • Seit dem 14. Juni 2024 aktives ASP-Geschehen

Die folgenden Landkreise sind durch entsprechende ASP-Positivbefunde direkt betroffen:

  • Groß-Gerau
  • Bergstraße
  • Darmstadt-Dieburg
  • Stadt Darmstadt
  • Rheingau-Taunus-Kreis
  • Odenwaldkreis

2. Landkreise in den Sperrzonen, jedoch ohne bestätigten Positivbefund:

  • Main-Taunus-Kreis
  • Kreis Offenbach
  • Stadt Frankfurt am Main
  • Stadt Wiesbaden
  • Stadt Offenbach
  • Hochtaunuskreis

Jäger sind gefragt: Monitoring und intensive Bejagung

Wir rufen alle Jägerinnen und Jäger in Hessen und angrenzenden Bundesländern auf, weiterhin:

  • auffällige Wildschweine zu melden,
  • auch Unfallwild oder verendet aufgefundene Tiere zu dokumentieren,
  • und insgesamt die Schwarzwildpopulation aktiv zu reduzieren.

Denn: Je geringer die Dichte der Wildschweine, desto geringer die Viruslast, desto geringer das Risiko neuer Ausbrüche.

Warum Frischlinge besonders wichtig sind

Insbesondere Frischlinge sollten bejagt werden – auch wenn sie nicht verwertet werden können.
Warum?

  • Schon nach acht bis zehn Monaten können Frischlinge selbst wieder Nachwuchs bekommen.
  • Die Reduktion dieser Tiere wirkt sich direkt und schnell auf die Populationsdichte aus.

Unser gemeinsames Ziel:

  • ASP eindämmen, die Schwarzwildpopulation gesund erhalten und langfristig wieder zur Normalität zurückkehren!

Wir danken Ihnen für Ihren unermüdlichen Einsatz und Ihre Unterstützung im Kampf gegen die ASP!


Rückmeldungen aus den einzelnen Landkreisen (04.07.2025):

  • Erlegungen gesamt Q2 2025 (excl. Saufänge): 381
  • Saufänge seit dem 01.04: 38
  • Saufänge insgesamt seit Q4 2024: 80
  • Gesamtstrecke seit Q4 2024: 579

Aktuell ist es gelungen, die weitere Ausbreitung der ASP über die B38  aufzuhalten. Derzeit werden ausschließlich Funde westlich der B38 verzeichnet, was unserem langfristigen Ziel entspricht. Durch den gezielten Aufbau der sogenannten „Weißen Zonen“ sollen Seucheneinträge östlich der B38 konsequent verhindert werden. Westlich der B38 ist mit dem aktuellen Fundgeschehen um Oberlaudenbach jedoch eine Migration Richtung Süden feststellbar.

Zudem ist im Ried ein Rückgang der vitalen Schwarzwildpopulation zu beobachten, der unmittelbar auf den Seuchenzug in diesem Gebiet zurückzuführen ist. Diese Entwicklung führt zwangsläufig zu geringeren Fallzahlen in diesen Bereichen.

Es ist jedoch zu beachten, dass die rückläufigen Fundzahlen auch im Zusammenhang mit den derzeitigen Suchmaßnahmen zu sehen sind: Aufgrund des Seuchengeschehens in Nordrhein-Westfalen werden aktuell umfangreiche Suchaktivitäten mit zahlreichen Einsatzkräften in Mittel- und Nordhessen durchgeführt, wodurch die Suchmaßnahmen und damit die Funde im Kreis Bergstraße entsprechend reduziert wurden. Weiterhin ist festzustellen, dass auf Grund der Überlastung des Landeslabors ein Großteil der Funde aus dem Kerngebiet in den aktuellen Statistiken nicht mehr berücksichtigt werden.

Hinsichtlich der bestehenden Zonierung lässt sich derzeit keine Rücknahme oder Reduzierung der Zonen rechtfertigen, im Gegenteil das Kerngebiet wird auf Grund der Funde um Oberlaudenbach weiter ausgeweitet.

Wir möchten an dieser Stelle unsere große Wertschätzung gegenüber der Jägerschaft im Kreis Bergstraße zum Ausdruck bringen. Die hervorragende Zusammenarbeit stellt einen wesentlichen Erfolgsfaktor in der Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest dar. Zum einen erfahren wir im Rahmen der Kadaverbergungen eine vorbildliche Unterstützung, auf die wir uns jederzeit verlassen können. Zum anderen leisten die Jägerinnen und Jäger einen wichtigen Beitrag durch ihre engagierte und kontinuierliche Entnahme von Schwarzwild.

Insbesondere in den bereits eingerichteten Weißen Zonen ist eine sehr gute Entnahmeleistung zu verzeichnen. Aber auch außerhalb dieser Zonen zeigt sich die Jägerschaft äußerst aktiv und trägt damit maßgeblich zur Reduktion der Schwarzwilddichte bei. Diese Reduktion ist ein elementarer Baustein in der ASP-Seuchenbekämpfung und entscheidend für den Schutz unserer heimischen Wild- und Hausschweinbestände.

Wir bitten die Jägerschaft daher, ihr Engagement weiterhin mit der gleichen Verlässlichkeit und Intensität fortzuführen und danken allen Beteiligten für ihren unermüdlichen Einsatz.

Die Gesamtstrecke inkl. Entnahmen über Saufänge und über Entnahmeteams liegt seit dem 01.04.2025 bei 757 Wildschweinen.

Nach wie vor gibt es im Landkreis Darmstadt-Dieburg ein aktives dynamisches Seuchengeschehen der ASP, dass sich auf einzelne Hotspots konzentriert.  

Herr Köhler und sein Team des Veterinäramtes möchten sich nochmal ausdrücklich für die Hilfe und Unterstützung der Jägerschaft bei der Eindämmung der ASP bedanken. Wir möchten dazu aufrufen auch weiterhin die Jagdreviere aktiv zu begehen, um Schwarzwild zu bejagen und mögliches Fallwild zu finden.

Gerne stellt der Landkreis auch weiterhin die Daten der Drohnenbefliegungen hinsichtlich Fallwild und vitalem Schwarzwild, sowie die aktuellen Untersuchungsergebnisse zu Fallwild und erlegten Wild zur Verfügung.

Auf Anregung der Jägerschaft wird ab dem 12.07.2025 eine weitere Abgabestelle für erlegtes Wild im Westkreis des Landkreises (Griesheim) vom Veterinäramt in Zusammenarbeit mit der Stadt Griesheim ermöglicht. Damit stehen zwei Abgabestellen in der Sperrzone II und eine Abgabestelle in der Sperrzone I mit unterschiedlichen Öffnungszeiten, auch samstags, zur Verfügung.

Im Zusammenhang mit der Abgabe von erlegten Wildschweinen und Aufbruch an den Sammelstellen haben wir noch eine Bitte an die Jägerschaft:

Wir bitten darum, erlegte Wildschweine und Aufbruch unbedingt auslaufsicher verpackt an den Kadaversammelplätzen abzugeben. Bitte verwenden Sie reißfeste Säcke oder reißfeste Folie und achten Sie bitte darauf, dass diese unbeschädigt bleiben.

Bitte achten Sie auch auf das korrekte Ausfüllen der Probenbegleitscheine.

Ein Video für das seuchengerechte Bergen und den Transport von Schwarzwild zum Sammelplatz finden Sie auf der ASP-Übersichtsseite des Landkreises unter www.ladadi.de/asp unter „Informationen für Jäger“. Über dem Video ist zusätzlich ein Handout mit den wichtigsten Informationen zur Bergung, Verpackung und  Beprobung verlinkt.

Vom 01.04.2025 bis zum 30.06.2025 wurden im RTK 1056 Wildschweine erlegt und 62 Wildschweine mit Hilfe von Saufängen entnommen.

1. Wie viele Wildschweine wurden seit dem 01.04.2025 im Kreis Groß-Gerau erlegt?

Seit dem 01.04.2025 wurden insgesamt 578 Wildschweine erlegt – davon 525 ohne Saufang, 53 im Saufang.

2. Wie hoch ist die Gesamtstrecke inkl. Entnahmen über Saufänge (gesamter Zeitraum)?

Die Gesamtstrecke beträgt bislang 669 Tiere, aufgeschlüsselt wie folgt:
– 30 Erlegungen vor dem 01.04.2025 ohne Saufang
– 61 Erlegungen vor dem 01.04.2025 im Saufang
– 525 Erlegungen seit dem 01.04.2025 ohne Saufang
– 53 Erlegungen seit dem 01.04.2025 im Saufang

3. Schätzen Sie das Seuchengeschehen als rückläufig ein?

Ja, das aktuelle Infektionsgeschehen zeigt sich rückläufig. Die Zahl der tot aufgefundenen Tiere geht trotz fortgesetzter intensiver Suche derzeit zurück.
Unsere Drohnensuche findet im gesamten Kreisgebiet im 4-Wochen-Rhythmus statt. Auch der Aufbau der Kadaversuchstrukturen geht weiter voran: Bislang wurden neun Mensch-Hund-Teams durch den Kreis geprüft, ein weiterer Ausbildungskurs ist bereits in Planung. Interessierte Jägerinnen und Jäger können sich gern noch melden.

4. Gibt es von Ihrer Seite noch Anmerkungen oder Wünsche an die Jägerschaft?

Wir möchten der Jägerschaft im Kreis Groß-Gerau ausdrücklich danken. Seit dem ersten Tag stehen wir in einer offenen, verlässlichen und konstruktiven Kommunikation miteinander – und arbeiten eng und vertrauensvoll zusammen.
Trotz der enormen Herausforderungen und Belastungen hat sich die Jägerschaft jederzeit engagiert, einsatzbereit und lösungsorientiert gezeigt.
Ihr unermüdlicher Beitrag bei der Entnahme von Schwarzwild ist ein entscheidender Baustein im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest.
Dafür sagen wir von Herzen: Danke!
Wir hoffen und vertrauen darauf, dass dieses großartige Engagement auch weiterhin fortgeführt wird.

  1. Die Gesamt-Abschüsse liegen der Veterinärbehörde nicht vor. Die Jagdstrecken werden zum Ende des Jahres der Unteren Jagdbehörde gemeldet. Aus der Probenliste ergibt sich jedoch, dass im Jahr 2025 bereits 828 Wildschweine beprobt wurden; die allermeisten davon wurden erlegt. Die monatsweisen Meldungen zu den erlegten Tieren, die Sie in unserem Telefonat erwähnt hatten, gibt es bei uns derzeit nicht.
  1. Die Lage ist derzeit stabil. Westlich des Zauns werden, erwartungsgemäß, weitere positive Funde gefunden. Diese halten sich aber auch in geringer Anzahl und führen nicht zu einer Lageveränderung.
  1. Wir bedanken uns für die bislang gute Zusammenarbeit mit der Jägerschaft und der Bereitschaft, durch jagdliche Betätigung bei der Bekämpfung der ASP mitzuwirken sowie insbesondere die Weiße Zone Wildschwein-frei zu bekommen.