Erste Herbst-Dialogveranstaltung in Groß-Gerau
Am Montagabend, dem 27. Oktober 2025, fand in der Stadthalle Ober-Ramstadt die erste Herbst-Dialogveranstaltung zur Afrikanischen Schweinepest (ASP) statt. Eingeladen hatten das (HMLU) sowie der Landkreis Darmstadt-Dieburg. Ziel der Dialogveranstaltungen ist es, über den aktuellen Stand der Seuchenbekämpfung zu informieren, Erfahrungen auszutauschen und den Dialog zwischen Behörden, Landwirtschaft und Jägerschaft weiter zu stärken.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Robin Eisenmann aus der Pressestelle des HMLU. Nach der Begrüßung führte Staatssekretär Michael Ruhl in die Thematik ein und gab einen umfassenden Überblick über die aktuelle Lage in Hessen und Nordrhein-Westfalen. Er stellte die bisherigen Maßnahmen vor und betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit aller Beteiligten.
In seiner Präsentation zeigte Ruhl zunächst die Entwicklung der ASP seit dem Ausbruch im Juni 2024 und erklärte die unterschiedlichen Phasen der Seuchenbekämpfung – von der Eintragsphase über die epidemische und endemische Phase bis hin zur angestrebten Eliminationsphase. Hessen befinde sich derzeit noch in der endemischen Phase, in der es darum gehe, die Viruslast weiter zu senken und die „weißen Zonen“ konsequent wildschweinfrei zu halten. Nur dann könne ein Antrag auf Rückstufung der Sperrzonen bei der EU-Kommission gestellt werden.
Ein Blick richtete sich auch auf das sogenannte Persistenz-Dreieck des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) – seit vielen Jahren die wissenschaftliche Grundlage für die Bekämpfung der ASP in Deutschland. Staatssekretär Ruhl erinnerte, dass die Ansteckungsgefahr durch das Virus unter Schweinen niedriger sei als in der öffentlichen Wahrnehmung bekannt. Geleichzeitig handelt es sich laut Experten bei der ASP um eine fast immer tödlich verlaufende Krankheit bei infizierten Schweinen. Dass sich die Bekämpfung langwierig gestaltet, liegt an der besonders hohen Widerstandsfähigkeit des Virus. Es hält sich in Kadavern und der Umwelt lange Zeit und kann zur Übertragung führen. Das Virus bleibe dadurch lokal bestehen und breite sich nur langsam räumlich aus – ein Grund, warum konsequente Jagd und regelmäßige Kadaversuche im Rahmen der ASP-Bekämpfung weiterhin unerlässlich seien. Mit eindrucksvollen Karten und Fotos zeigte Ruhl die derzeitigen Sperrzonen und die bereits eingerichteten weißen Zonen in Südhessen und im Rheingau. Diese weißen Zonen sind im Kreis Darmstadt-Dieburg bereits teilweise wildschweinfrei und dienen der Unterbrechung von Infektionsketten. In anderen Bereichen um die Kerngebiete „Alpha“ und „Beta“ befinden sich die weißen Zonen noch in der finalen Bauphase. Sie sind nach innen und außen durch feste Zäune begrenzt und bilden eine wesentliche Säule der ASP-Bekämpfung in Hessen.
Anhand aktueller Zahlen verdeutlichte der Staatssekretär die enorme Leistung aller Beteiligten: 6.389 beprobte Kadaver, davon 2.286 positive Befunde, und eine Suchfläche von insgesamt 844.498 Hektar, die mit Drohnen und Hunden abgesucht wurde.
„Wir haben die Seuche aktuell eingegrenzt. Jetzt geht es vor allem darum, die Schwarzwildpopulation zu reduzieren. Gleichzeitig haben wir Monitoring-Aufgaben vor uns, weil wir immer schauen müssen, wo möglicherweise noch positive Fälle auftreten. Wir müssen Nachweise gegenüber dem Bund und der EU erbringen, dass wir gebietsweise die Seuche tatsächlich auch tilgen. Die wichtigste Maßnahme, die aktuell gilt, ist vor allem, dass wir die Möglichkeit der Drückjagdsaison nutzen, weil wir jetzt – bis Ende Januar – vor allen Dingen Strecke machen müssen. Je mehr Schweine wir jetzt in dieser Phase entnehmen können, desto schneller können wir am Ende auch die Seuche bekämpfen und desto eher haben wir dann auch die Seuche überwunden“,
so Staatssekretär Michael Ruhl in einem Videointerview mit dem LJV.

Auch Lutz Köhler, Erster Kreisbeigeordneter des Landkreises Darmstadt-Dieburg, berichtete über die Situation im Landkreis. Seit dem Ausbruch der ASP habe es dort 407 Fälle gegeben, in den vergangenen sechs Wochen seien jedoch nur noch sieben neue Fälle hinzugekommen. Köhler hob hervor, dass die intensive Kadaversuche und die errichteten Schutzzäune – 18 Kilometer entlang der A5, 11 Kilometer entlang der A67, 8 Kilometer entlang der B38 sowie weitere 8 Kilometer östlich davon – maßgeblich zur Eindämmung beigetragen hätten.
Der Landkreis habe bereits 261.600 Euro an Abschlussprämien an Jägerinnen und Jäger ausgezahlt (Stand: 20. Oktober 2025). Die Prämie beträgt 200,00 Euro pro erlegtem Stück Schwarzwild, davon trägt das HMLU die Hälfte. Die Bekämpfung der Seuche habe den Kreis bislang 1,4 Millionen Euro im laufenden Jahr und 1,28 Millionen Euro im Jahr 2024 gekostet. Köhler appellierte an alle Beteiligten, weiterhin wachsam zu bleiben, Tore geschlossen zu halten und Zaunschäden umgehend zu melden. Gleichzeitig richtete er ein herzliches Dankeschön an die Jägerschaft für ihren unermüdlichen Einsatz: Ohne ihr Engagement wäre der bisherige Erfolg nicht denkbar.
„Alle müssen ihren Teil dazu beitragen, die Seuche zu bekämpfen“, sagte Lutz Köhler nach der Veranstaltung, „denn es geht letztlich darum, die Sperrzonen mit ihren Restriktionen so schnell wie möglich aufheben zu können. Für die Schweinehalter ist dies von existenzieller Bedeutung.“
In einer abschließenden Diskussionsrunde hatten die zahlreichen Gäste – darunter viele Jäger, Landwirte und Schweinehalter – Gelegenheit, Fragen zu stellen und Erfahrungen auszutauschen.
Auch der Pressesprecher des Landesjagdverbandes Hessen, Markus Stifter, richtete ein Statement an die Gäste der Veranstaltung.
„Die Jägerschaft hat Großes geleistet in Hessen. In allen Seuchengebieten wurde die Jagd intensiviert und es wurde in kurzer Zeit, teilweise innerhalb weniger Monate, eine deutlich erhöhte Schwarzwildstrecke erreicht. Daran sieht man eindeutig, wie wichtig die Jägerinnen und Jäger für die Seuchenbekämpfung insgesamt sind. Denn die Seuche hätte viel, viel länger gebraucht, um die einzelnen Wildschweine zu infizieren. Und deshalb ist es so wichtig, dass die Jägerschaft jetzt beherzt mit eingegriffen hat, die Maßnahmen unterstützt und so hohe Strecken erzielt wurden. Nur so ist es möglich, dass der Infektionsdruck in der Gesamtfläche gesenkt wird. Und jedes Wildschwein, das erlegt und geborgen wurde, kann auf der einen Seite nicht mehr aktiv die ASP verbreiten und auch später nicht mehr als Kadaver über Monate oder vielleicht sogar über ein Jahr als Infektionsquelle dienen. Bitte machen Sie weiter so, jagen Sie weiterhin so engagiert und intensiv, damit wir die ASP schon bald wieder aus Hessen verbannen können.“
Das Hessische Landwirtschaftsministerium nutzte die Gelegenheit, um auch seine Aufklärungskampagne erneut vorzustellen. Die bekannten Motive mit Slogans wie „Loch im Zaun kann tödlich sein – nicht für dich, aber für die Schweine in deiner Region“ sind weiterhin an Autobahnen, Rastplätzen und vielen Zauntoren zu sehen.

Nach einer rund einstündigen Fragerunde wurde deutlich: Die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die nur mit langem Atem, guter Koordination und engagierten Akteuren vor Ort gelingen kann. Die Jägerschaft bleibt dabei ein unverzichtbarer Partner – sowohl bei der Bejagung als auch beim Monitoring.
Zweite Herbst-Dialogveranstaltung in Groß-Gerau
Nur wenige Tage nach der Auftaktveranstaltung in Ober-Ramstadt fand am 3. November 2025 die zweite Herbst-Dialogveranstaltung im Kreishaus Groß-Gerau statt. Der Kreis Groß-Gerau war im Juni 2024 der erste ASP-positive Landkreis in Hessen und ist damit am längsten unmittelbar von der Afrikanischen Schweinepest betroffen.
In seiner Begrüßung betonte Staatssekretär Michael Ruhl vom HMLU, dass die Fallzahlen deutlich zurückgegangen seien und es seit dem 10. Juli 2025 keinen neuen Positivbefund gegeben habe. Dennoch mahnte er zur Vorsicht: Die lange Haltbarkeit des Virus in der Umwelt bleibe ein Risiko, da sich Wildschweine auch nach Monaten noch anstecken könnten. Daher bleibe die Kadaversuche eine Daueraufgabe und eine der wichtigsten Säulen der Seuchenbekämpfung.
Ruhl lobte die gute Zusammenarbeit zwischen Land, Kreis, Landwirtschaft und Jägerschaft. Nach der Errichtung der festen Zäune seien in vielen Bereichen wieder Ansitz- und Drückjagden möglich, um die Schwarzwildbestände weiter zu reduzieren.
„Die Zielmarke in der weißen Zone ist Null – also wildschweinfrei“,
stellte Ruhl klar. Gleichzeitig zeigte er sich erfreut, dass es im Jahr 2025 keinen ASP-Fall in einem Schweinehaltungsbetrieb gegeben habe und auch keine Sperrzone III notwendig war. Dennoch sei
„auf dem Zeitstrahl von der ersten Infektion bis zur Seuchenfreiheit noch nicht einmal die Hälfte des Weges erreicht“.
Der Erste Kreisbeigeordnete Adil Oyan berichtete, dass der Kreis Groß-Gerau seit dem 1. April 2025 die Kadaversuche in Eigenregie organisiert und eine eigene Hundeausbildung aufgebaut habe. Bis Ende des Jahres solle das gesamte Kreisgebiet vollständig abgesucht sein – anschließend beginne die Kontrolle von vorn. Oyan wies außerdem auf die enorme organisatorische Leistung hin: Rund 2.500 Ausnahmegenehmigungen für die Landwirtschaft seien innerhalb von nur neun Monaten (schwerpunktmäßig in den Erntemonaten) bearbeitet worden.

„Nur durch das gemeinsame Handeln von Land, Kreis, Jägerschaft und Landwirtschaft konnte die Lage so gut stabilisiert werden“,
betonte er.
Ruhl ergänzte, dass es nun entscheidend sei, den Nachweis der Seuchenfreiheit dauerhaft zu führen. Sobald die weißen Zonen vollständig wildschweinfrei gestellt seien, könne das Land einen Antrag auf Rückstufung der Sperrzone II auf Sperrzone I stellen.
Die Veranstaltung in Groß-Gerau machte erneut deutlich: Die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest ist und bleibt eine Gemeinschaftsaufgabe, die nur mit Ausdauer, Zusammenarbeit und großem Engagement aller Beteiligten gelingen kann.
Dritte Herbst-Dialogveranstaltung in Bürstadt
Am 4. November 2025 fand im Bürgerhaus Bürstadt im Landkreis Bergstraße die dritte und damit letzte Herbst-Dialogveranstaltung des HMLU zum Thema „Gemeinsam gegen die Afrikanische Schweinepest“ statt.

„In der Bevölkerung entsteht teilweise der Eindruck, dass wir mit der ASP fast durch wären. Das ist aber bei Weitem nicht so“,
stellte Ruhl klar.
Er erläuterte, dass die epidemische Phase mit zweistelligen Fallzahlen mittlerweile vorbei sei und man sich nun in der endemischen Phase befinde. Diese Phase zeichne sich durch langsam sinkende Fallzahlen aus, könne aber sehr lange andauern. Wörtlich sagte Ruhl:
„Wir sehen einen Silberstreifen am Horizont, haben aber noch einiges vor uns.“
Gleichzeitig warnte er davor, in den Bemühungen nachzulassen:
„Wenn wir nicht dranbleiben in der ASP-Bekämpfung, kann uns ein einzelner Fall wieder zu einem großen Seuchengeschehen werden.“

Er sagte:
„Es ist uns gelungen, die Kadaver schnellstmöglich zu bergen. Ohne das massive Engagement der Hegeringe und der Jägerinnen und Jäger wäre das hier (Anm. d. Red.: im Kreis Bergstraße) nicht so gut gelungen. Wenn wir an der B38 die ASP nicht hätten stoppen können, hätten wir jetzt mit einem ganz anderen Seuchengeschehen zu kämpfen.“

Die Veranstaltung in Bürstadt bildete den Abschluss der diesjährigen Herbst-Dialogreihe. Im Frühjahr ist ein weiterer Dialog mit der Jägerschaft geplant.
In allen drei Terminen wurde deutlich, wie eng die Zusammenarbeit zwischen Ministerium, Kreisen, Landwirtschaft und Jägerschaft funktioniert und wie entscheidend sie für den Fortschritt im Kampf gegen die ASP ist.
Hessen hat bereits viel erreicht – doch der Weg zur vollständigen Seuchenfreiheit bleibt anspruchsvoll und herausfordernd. Der gemeinsame Einsatz von Behörden, Landwirten und Jägerschaft wird auch in den kommenden Monaten der Schlüssel zum Erfolg sein.
Autor: Markus Stifter, LJV-Pressesprecher