Liebe Jägerinnen und Jäger,
wenn Sie diese Zeilen lesen, ist die Bundestagswahl gewesen und wir werden wissen, welche Parteienkonstellation die neue Bundesregierung stellen wird. Damit die Belange der Jägerschaft ausreichend berücksichtigt werden, hat der Deutsche Jagdverband Kernforderungen aufgestellt. Das Präsidium des Deutschen Jagdverbandes hat diese Kernforderungen der Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel persönlich übergeben.
Der Deutsche Jagdverband fordert unter anderem, dass das Jagdrecht als Eigentumsrecht gewährleistet und die Trennung der Rechtskreise Jagd und Naturschutz beibehalten werden muss. Durch eine nachhaltige Naturnutzung kann die bestehende Kulturlandschaft mit ihrer Vielfalt an Arten und Biotopen erhalten werden. Nachhaltig Nutzen und Schützen sind zwei Seiten derselben Medaille, die ihre Grundlage dem Schutz des Eigentums verdankt. Denn nur der durch das Eigeninteresse bedingte verantwortungsvolle Umgang der Bewirtschafter und Grundeigentümer bietet die Gewähr für einen erfolgreichen Umwelt- und Naturschutz. Weiter fordert er: Der Katalog der jagdbaren Arten ist beizubehalten.
Eine Erweiterung ist mit Blick auf den umfassenden Schutz sich wieder ausbreitender oder zurückkehrender Arten (insbesondere besonders konfliktträchtiger Arten wie Wolf oder Biber) zu prüfen. Im Ergebnis gehören alle Arten ins Jagdrecht, die genutzt werden können, die im Rahmen der Hegeverpflichtung mit jagdlichen Mitteln zu reduzieren sind oder im Rahmen des Jagdrechts gefördert werden müssen. Insbesondere gehören invasive Arten, die mit jagdlichen Mittel kontrolliert und an der weiteren Ausbreitung gehindert werden können, bundesweit ins Jagdrecht. Sie müssen – entsprechend der EU-Verordnung – eine ganzjährige Jagdzeit bekommen (bei Beachtung des Elterntierschutzes). Schließlich fordert er keine Verschärfung des Waffengesetzes: Aufgabe der Politik muss es sein, den illegalen Waffenbesitz einzudämmen. Deutschland hat schon jetzt eines der schärfsten Waffengesetze der Welt. Weitere Verschärfungen treffen immer nur die legalen Waffenbesitzer, die in der Kriminalitätsstatistik jedoch kaum eine Rolle spielen. Auch die noch ausstehende Umsetzung der EU-Feuerwaffenrichtlinie darf über das zwingend Erforderliche nicht hinausgehen.
Wie ich bereits in meinen letzten beiden Vorworten schrieb, ist die Afrikanische Schweinepest (ASP) nur noch 300 Kilometer von Deutschland entfernt, bedroht sind Haus- und Wildschweine. Das Ansteckungsrisiko lässt sich bereits jetzt durch eine effektive Jagd senken. Alle erfolgsversprechenden Jagdmethoden – auch die Maisernte – sollen unbedingt genutzt werden, um den Schwarzwildbestand zu reduzieren. Der Landesjagdverband Hessen hat dazu ein Merkblatt mit wichtigen Tipps zur Schwarzwildbejagung erstellt.
Im Herbst läuft die Maisernte: Für Jägerinnen und Jäger eine gute Möglichkeit, die Schwarzwildbestände in der Feldflur und somit im Seuchenfall das Ansteckungsrisiko der Afrikanischen Schweinepest zu reduzieren. Für eine erfolgreiche Bejagung sollten sich Jäger und Landwirte frühzeitig über Erntezeiten abstimmen, um Vorbereitungen und Sicherheitsmaßnahmen treffen. Auch sollten Landwirte Bejagungsschneisen einhäckseln, um eine Bejagung überhaupt erst zu ermöglichen. Ungeklärte Todesfälle bei Wildschweinen sind unverzüglich dem zuständigen Veterinäramt zu melden, da das Virus hochansteckend und für Schweine immer tödlich ist. Der Deutsche Bauernverband und der Deutsche Jagdverband fordern aufgrund der aktuellen Situation Bund und Länder auf, eine effektive und flächendeckende Schwarzwildbejagung in Deutschland sicherzustellen. Dazu gehört insbesondere, die Jagdruhe in Schutzgebieten aufzuheben. Zudem sollten Behörden bundesweit dem Vorbild einiger Bundesländer und Kommunen folgen und künftig keine Gebühren mehr für die Trichinenuntersuchung von Frischlingen erheben.
Nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts führt bei Schwarzwild die Infektion zu sehr schweren, aber unspezifischen Allgemeinsymptomen wie Fieber, Schwäche, Fressunlust, Bewegungsstörungen und Atemproblemen. Durchfall und Blutungsneigung (Nasenbluten, blutiger Durchfall, Hautblutungen) können ebenfalls auftreten. Erkrankte Tiere zeigen mitunter eine verringerte Fluchtbereitschaft („Liegenbleiben in der Suhle“) oder andere Auffälligkeiten wie Bewegungsunlust und Desorientiertheit. Die Erkrankung betrifft alle Altersklassen und Geschlechter gleichermaßen und führt in nahezu allen Fällen, etwa innerhalb einer Woche, zum Tod des Tieres. Beim Aufbrechen der Stücke sollte auf vergrößerte, „blutige“ Lymphknoten, eine vergrößerte Milz und feine, punkt- oder flächenförmige Blutungen in den Organen, der Haut oder Unterhaut geachtet werden. Die Lunge und die Atemwege sind häufig mit Schaum gefüllt.
Liebe Jägerinnen und Jäger, ich wünsche Ihnen für die anstehenden Herbstjagden Waidmannsheil!
Ihr Prof. Dr. Jürgen Ellenberger
Präsident des Landesjagdverbandes