Liebe Jägerinnen und Jäger,
da das neue Waffengesetz eine Abfrage beim Verfassungsschutz fordert, hatte der Landesjagdverband Hessen sich bereits vor Inkrafttreten des neuen Gesetzes politisch dafür eingesetzt, dass dies ohne Nachteile für die Jägerinnen und Jäger, die ihren Jagdschein bis zum 31. März 2020 verlängern mussten, geschieht. Dank großen Engagements des Hessischen Innenministeriums und der meisten Mitarbeiter der Unteren Jagbehörden scheint dies nach den Rückmeldungen, die dem Landesjagdverband Hessen vorliegen, gelungen zu sein. Das Beispiel zeigt, wie effektiv und bürgerfreundlich es sich gestaltet, wenn ein Fachministerium und Behörden mit der organisierten Jägerschaft vertrauensvoll zusammenarbeiten.
In der ersten Märzwoche 2020 fanden die diesjährigen Frühjahrs-Bezirkstagungen des Landesjagdverbandes Hessen statt. Die anwesenden Vereinsvorsitzenden wurden u.a. über Art und Weise sowie Inhalt eines „Verbände-Gesprächs“ im HMUKLV im Februar 2020 informiert. Vor diesem Gespräch wurde dem Landesjagdverband Hessen trotz ausdrücklichen Bittens keine Tagesordnung übersandt. Die zahlreich anwesenden Mitglieder des Vorstandes des Landesjagverbandes Hessen wurden dann mit folgenden Ansinnen konfrontiert: Bejagung des Rehwildes ab 1. April, Abschaffung der Abschlusspläne auf Rehwild und Einführung der Tresterkirrung. Bereits im Verlaufe des Gesprächs hat der Landesjagdverband Hessen seine Ablehnung solcher pauschaler Maßnahmen ohne Rücksicht auf tatsächliche Schad- und Gefährdungslagen zum Ausdruck gebracht. Die Vereinsvorsitzenden haben auf den Bezirkstagungen diesen Standpunkt mit großer Mehrheit unterstützt. Der Landesjagdverband Hessen hat einen Vier-Punkte-Plan erarbeitet und konstruktive Vorschläge zum Thema Wald mit Wild auch und gerade in Zeiten von Waldschäden erarbeitet. Der Deutsche Jagdverband (DJV) hat am 20. März 2020 unter dem Titel „Gemeinsam für einen klimastabilen Wald“ folgende Pressemitteilung dazu veröffentlicht:
„Anlässlich des Internationalen Tages des Waldes macht der DJV auf die Herausforderung des Waldumbaus aufmerksam. Dürre, Stürme, Insekten und Waldbrand haben den Wald bundesweit auf einer Fläche in der Größe des Saarlandes stark geschädigt. Etwa sechs Milliarden Bäume müssen gepflanzt werden. Die Jäger sehen sich dabei als Partner der Waldbauern: Eine verstärkte Jagd in den Aufforstungsflächen ist notwendig. Gleichzeitig warnt der DJV vor Pauschalforderungen. “Jagd ist nicht das Allheilmittel”, sagt DJV-Vizepräsident Dr. Dirk-Henner Wellershoff. Waldbauern müssten viel Zeit und Geld in Pflege- und Schutzmaßnahmen investieren, so Dr. Wellershoff. Die Herausforderung: In den vergangenen 30 Jahren wurde bundesweit deutlich über die Hälfte der Mitarbeiter im Forstbereich entlassen, damit sich der Wald wirtschaftlich rechnet. Knapp ein Drittel Deutschlands ist mit Wald bedeckt. Das entspricht rund 11,4 Millionen Hektar. Das Ziel des angestrebten Waldumbaus sollen klimaresilliente Wälder sein – mit einer hohen Arten- und Altersvielfalt. Der DJV macht deutlich, dass sich die angestrebte Artenvielfalt nicht auf wenige Baumarten beschränken darf. Vielmehr benötigen Wälder strukturreiche Flächen und Ruhezonen mit Kräutern, Gräsern und Büschen. Diese sind Lebensraum für Tiere vom Hirschkäfer bis zum Rothirsch. Jäger haben im vergangenen Jagdjahr 2018/19 (1. April bis 31. März) vom Rehwild über 1,2 Millionen Tiere erlegt, vom Rotwild 77.000 und vom Damhirsch 65.000. Das sind insgesamt fünf Prozent mehr Tiere als im Vorjahr. Die Jäger haben damit ihre gesetzliche Aufgabe erfüllt und sorgen für einen gesunden, artenreichen Wildbestand.“
Die Regierungskoalition in Hessen hat am 17. März 2020 eine Änderung des Hessischen Jagdgesetzes zur ASP-Prävention in den Landtag eingebracht. Der Landesjagdverband Hessen hat sich aufgrund der Wichtigkeit direkt mit dem jagdpolitischen Sprecher der CDU-Fraktion Hessen, Markus Meysner, persönlich getroffen und nachgehakt. In dem am Mittwoch, 18. März 2020, in der Geschäftsstelle des Landesjagdverbandes Hessen stattgefundenen Gespräch erläuterte der Landesjagdverband Hessen eindeutig die Position der hessischen Jägerschaft: Das Hessische Jagdgesetz hat sich bewährt und bereits im Koalitionsvertrag ist ausdrücklich vereinbart, dass dieses nicht verändert werden soll. Markus Meysner versicherte daraufhin, dass die geplante punktuelle Änderung des Hessischen Jagdgesetzes ausschließlich die ASP-Prävention und -bekämpfung sowie die damit verbundene Bejagung des Schwarzwildes betreffe. Weitere Änderungen seien ausdrücklich nicht vorgesehen. Kernpunkt der Änderung ist die gesetzliche Klarstellung zur Verwendung von Nachtzieltechnik bei der Saujagd. Erst kürzlich wurde der Erwerb und der Besitz im neuen Bundes-Waffengesetz geregelt, eine Verwendung auf der Jagd ist bisher jedoch noch über das Bundes- bzw. die Landesjagdgesetze verboten.
Liebe Jägerinnen und Jäger, die Corona-Pandemie ereilt auch uns. Die Jagdmesse in Alsfeld musste abgesagt werden. Der Bundesjägertag in Bonn und weitere DJV-Veranstaltungen wurden ebenfalls abgesagt. Auch der Landesjägertag im Mai 2020 muss abgesagt werden und wird zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt. DJV und LJV haben in Eilbriefen an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und an das Hessische Umwelt-, Innen- und Sozialministerium eine klare Ausnahmeregelung für Jägerinnen und Jäger im Falle möglicher Ausgangssperren zur Eindämmung der Corona-Pandemie gefordert. Die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest und die Verhinderung von Wildschäden macht Jagd notwendig. Sonst drohen Ernteausfälle durch Wildtiere und der Erfolg der verstärkten Schwarzwildbejagung in den vergangenen Jahren würde zunichte gemacht. Jagd hilft außerdem der Landwirtschaft und damit einer systemrelevanten Daseinsvorsorge.
Liebe Jägerinnen und Jäger, bleiben Sie gesund!
Mit den besten Grüßen und Waidmannsheil
Ihr Prof. Dr. Jürgen Ellenberger
Präsident des Landesjagdverbandes