Afrikanische Schweinepest: Hohe Anzahl an Kadavern auf der Rheininsel „Mariannenaue“

Von der Rheininsel „Mariannenaue“ im Kerngebiet Beta im Rheingau-Taunus-Kreis wurden mittlerweile 36 Schwarzwildkadaver geborgen, davon wurden 31 Kadaverproben als ASP-positiv bestätigt. Zum Redaktionsschluss des Hessenjägers wurden auf der Homepage des HMLU insgesamt 122 Kadaverfunde im Rheingau-Taunus-Kreis ausgewiesen, 35 davon wurden positiv beprobt (Stand: 08.01.2025, 7.00 Uhr).

In großen Tonnen werden die nächsten Schwarzwildkadaver, die auf der "Mariannenaue" geborgen wurden mithilfe eines Feuerwehrbootes nach Hattenheim gebracht und an das Veterinäramt zur Entsorgung übergeben. Foto: Markus Stifter
In großen Tonnen werden die nächsten Schwarzwildkadaver, die auf der "Mariannenaue" geborgen wurden mithilfe eines Feuerwehrbootes nach Hattenheim gebracht und an das Veterinäramt zur Entsorgung übergeben. Foto: Markus Stifter

Weitere Kadaverfunde und Verschärfung durch Hochwasser

Weitere Funde am Rheinufer zwischen Eltville und Hattenheim konzentrierten sich auf den Bereich zwischen dem „Erbacher Wäldchen“ und der Grünau. Zum Redaktionsschluss waren vier Positivbefunde auf dem „Festland“ bekannt. Trotz intensiver Suche mittels Wärmebilddrohnen und Kadaversuchhunden gab es erfreulicherweise nördlich der Bundesstraße B 42 bisher keinen Positivbefund (Stand: 10.01.2025). Ab der 3. Kalenderwoche 2025 sollen weitere Suchaktionen stattfinden.

„Sorgen bereitet uns momentan das ansteigende Hochwasser nach den ergiebigen Schnee- und Regenfällen der vergangenen Wochen. Durch steigende Hochwasserpegel könnte einerseits vitales Schwarzwild aus den Brombeerdickungen und Schilfbereichen am Rhein über die Bundesstraße 42 in die Weinberge und ggf. sogar in die Wälder ziehen und so das Virus weiterverbreiten. Andererseits besteht nun insgesamt sowohl in Hessen als auch in Rheinland-Pfalz ein erhöhtes Risiko dafür, dass Kadaver z. B. aus dem Altrheinarm Stockstadt-Erfelden sowie ggf. von den Rheininseln in andere Gebiete abgetrieben werden“,

so Markus Stifter, Pressesprecher des Landesjagdverbandes Hessen.

Auf Anregung der Rheingauer Jägerschaft wird der Rheingau-Taunus-Kreis nun mit den Jagdpächtern und der Polizei über bekannte Wildwechsel und Unfallschwerpunkte sowie die Einführung einer Geschwindigkeitsreduzierung für die B 42 beraten. Tiere, die vom Rhein aus über die B 42 ziehen, würden durch Elektrozäune auf der anderen Straßenseite zurückgehalten und so könnte es auf der stark befahrenen Bundesstraße zu gefährlichen Situationen kommen. Die Jägerschaft wies außerdem darauf hin, dass durch die grundsätzlich wichtigen Schutzzäune nun die Gefahr besteht, dass Schwarzwild sich auf der Flucht vor dem Hochwasser nun auch durch Unterführungen, Ausfahrten der Bundesstraße, etc. in Ortslagen bewegen könnte.

Mutwillige Zerstörung von Elektrozäunen und Hinweisplakaten zur Leinenpflicht

Besorgniserregend war weiterhin, dass ein mobiler Elektrozaun, der südlich des Kloster Eberbachs verläuft, an zwei Tagen mutwillig zerstört wurde. Am Abend des 23.12.2024 meldete ein Reiterhof „herunterhängende Litzen“ beim Jagdverein Rheingau. Noch in der Nacht wurde der Zaun vom Vereinsvorsitzenden kontrolliert und es wurde festgestellt, dass dieser an mehreren Stellen vermutlich mit einem Seitenschneider durchtrennt wurde. Die hinzugerufene Polizei nahm den Schaden auf und noch in der Nacht wurde die Reparatur für den kommenden Tag mit dem Regierungspräsidium Darmstadt koordiniert. Durch den schnellen und unbürokratischen Einsatz des Forstamtes Rüdesheim konnte der Zaun am nächsten Tag wieder instandgesetzt werden.

Zerstörter Elektrozaun südlich des Kloster Eberbach im Rheingau-Taunus-Kreis, Foto: Markus Stifter
Zerstörter Elektrozaun südlich des Kloster Eberbach im Rheingau-Taunus-Kreis, Foto: Markus Stifter

Am 1. Weihnachtsfeiertag (25.12.2024) stellte Markus Stifter eine erneute mutwillige Zaunbeschädigung fest. Diesmal wurden die durchgeschnittenen Elektrolitzen sowie mehrere Isolationsgriffe von einem Gattertor entfernt. Nach den Weihnachtstagen kontrolliert nun ein vom Land Hessen beauftragtes Wartungsunternehmen täglich den Zaun.

Die Jägerschaft aus dem Rheingau und dem Untertaunus hatte in Abstimmung mit dem Rheingau-Taunus-Kreis vor den Feiertagen noch 200 Plakate ausgebracht, um insbesondere die Besucher während der Feiertage über die Leinenpflicht zu informieren. Innerhalb von 2-3 Tagen waren alle Plakate verteilt. Wir danken dem Weingut Hulbert aus Eltville für die Unterstützung bei der Verteilung der Plakate sowie allen Jägerrinnen und Jägern, die den Aushang so kurz vor den Weihnachtstagen noch möglich gemacht haben.

Von links: Thomas Kaltwasser, Vorsitzender des Jagdvereins Untertaunus und Markus Stifter, Vorsitzender des Jagdvereins Rheingau, bei der Anbringung des ersten Plakates mit dem Motiv „Leinen los kann tödlich sein“ des HMLU in Schlangenbad.
Von links: Thomas Kaltwasser, Vorsitzender des Jagdvereins Untertaunus und Markus Stifter, Vorsitzender des Jagdvereins Rheingau, bei der Anbringung des ersten Plakates mit dem Motiv „Leinen los kann tödlich sein“ des HMLU in Schlangenbad. Foto: Markus Stifter

Die Plakate wurden an stark frequentierten Wanderwegen, Waldparkplätzen und entlang des Rheins platziert. Leider wurden auch einige der Plakate mutwillig zerstört, heruntergerissen, zerknickt oder weggeworfen. Bezüglich der Plakataktion gab es zudem weitere „Anfeindungen“ über die sozialen Medien.

Der Landesjagdverband und die beteiligten örtlichen Jagdvereine danken allen engagierten Jägerinnen und Jäger für ihren unermüdlichen Einsatz in der Seuchenbekämpfung. Trotz der jagdlichen Einschränkungen packen alle gemeinsam mit an, um die ASP so schnell wie möglich wieder aus Hessen zu verbannen.

Die Jägerschaft unterstützt das Veterinäramt und die Gefahrenabwehrabteilung des Rheingau-Taunus-Kreises bei der Bergung von Schwarzwildkadavern wie hier von der Rheininsel Mariannenaue. Foto: Markus Stifter
Die Jägerschaft unterstützt das Veterinäramt und die Gefahrenabwehrabteilung des Rheingau-Taunus-Kreises bei der Bergung von Schwarzwildkadavern wie hier von der Rheininsel Mariannenaue. Foto: Markus Stifter

Gemeinsam mit dem Kreisbauernverband Rheingau-Taunus rufen Kreis und die Jagdvereine Untertaunus und Rheingau weiterhin zu einer verstärkten, aber waidgerechten Schwarzwildbejagung insbesondere in der Sperrzone I und dort, wo Schwarzwild bejagt werden darf, auf. Durch die Reduzierung des Wildschweinbestands im äußeren „Gürtel“ um die infizierte Zone kann sich das Virus – sollte es doch zu einem Eintrag kommen – nicht so schnell verbreiten.

Die Jägerschaft stellt in dieser Krisensituation wieder einmal unter Beweis, wie wichtig die Jagd insbesondere für Landwirtschaft und die Schweinehaltungsbetriebe als auch für die gesamte Bevölkerung ist.

„Deshalb: Lassen Sie uns weiter Hand in Hand zusammenwirken, damit wir die ASP schon bald wieder unter Kontrolle haben“,

so Markus Stifter abschließend. Der Landesjagdverband Hessen dankt dem ASP-Führungsstab und der Pressestelle sowie dem Rheingau-Taunus-Kreis und dem RP Darmstadt für die hervorragende Zusammenarbeit selbst an und über die Feiertage.

Der LJV Hessen berichtet und informiert die Jägerinnen und Jäger über aktuelle Entwicklung, den Zaunbau und weitere Maßnahmen zur ASP-Bekämpfung stets aktuell in den sozialen Medien. Abonnieren Sie die Kanäle Ihres LJV Hessen auf Facebook, Instagram, Youtube und Tiktok sowie den verbandseigenen WhatsApp-Kanal unter www.ljv-hessen.de/whatsapp .

 

Autor und Fotograf: Markus Stifter