Der Waschbär in Hessen

Um die Ausbreitung des Waschbären in Hessen detailliert darstellen zu können, hat Dominik Deuster im Rahmen seines FÖJ-Projektes für den LJV Hessen die Waschbärstrecken aus den einzelnen hessischen Landkreisen ausgewertet und grafisch aufbereitet. Die Auswertung zeigt, dass die Ausbreitung offensichtlich stetig voranschreitet und sich der Waschbär auch in Südhessen immer wohler fühlt.

Bild Waschbär
Quelle: Rolfes/DJV

Download Artikel „Der Waschbär in Hessen“ aus dem Hessenjäger Juni 2020

Im Jahre 1934 wurden zur Bereicherung der natürlichen Fauna bei Bringhausen am Edersee zwei Waschbärpärchen ausgesetzt. Der Initiator der Aussetzung Forstmeister Wilhelm Freiherr von Berlepsch ging damals von nur einer geringen Gefahr für die heimische Tierwelt aus und beantragte die Freisetzung von zwei männlichen und zwei trächtigen weiblichen Waschbären beim Landesjägermeister in Berlin. Obwohl Experten davon abrieten, wurde die Freisetzung genehmigt und die vier Tiere, die aus einer Pelztierfarmzucht bei Ippinghausen nahe Kassel stammten, zum Edersee transportiert und in einem Waldstück freigelassen. Auch wenn sie aufgrund ihrer heimlichen und nächtlichen Lebensweise die nächsten Jahre nur selten in Erscheinung traten, entwickelte sich die nordhessische Waschbärpopulation offenbar prächtig, so dass der Waschbär bereits 1954 zum Schutz der heimischen Fauna in das hessische Jagdrecht aufgenommen wurde. Während der nächsten zwei Jahrzehnte wurden in Hessen jährlich nur einige hundert Waschbären erlegt, bis die Jagdstrecke dann ab 1970 die 1000-er Marke knackte. Bis zur Jahrtausendwende blieben die Strecken noch im niedrigen vierstelligen Bereich, so dass im Jahr 2000 erstmals eine hessenweite Strecke von knapp 5000 Tieren gemeldet wurde. Ab diesem Zeitpunkt stieg die jährliche Strecke stetig an und erreichte ihren bisherigen hessischen Höchstwert im Jagdjahr 2012/2013 mit fast 30.000 Waschbären. Vergleichbar hohe Zahlen werden deutschlandweit nur aus Brandenburg und Sachsen-Anhalt gemeldet. 

Jagdstrecke Waschbär in Hessen, Grafik: Dominik Deuster (bitte zum Vergrößern anklicken).

Um die Verbreitung des Waschbären in Hessen noch detaillierter darstellen zu können, habe ich im Rahmen meines FÖJ-Projektes die Waschbärstrecken aus den einzelnen Landkreisen ausgewertet und graphisch aufbereitet. Wie anhand der hessenweiten Karte sichtbar, ist der Waschbär vor allem in den nördlicheren Kreisen weit verbreitet, während es im Süden unseres Bundeslandes noch Gebiete gibt, in denen jährlich nur ganz wenige Waschbären erlegt werden. Der Vergleich der Jagdstrecken ausgehend von 2006 bis 2018 zeigt jedoch, dass die Ausbreitung offensichtlich stetig voranschreitet und der Waschbär sich auch in Südhessen immer wohler fühlt.


Abbildung 2: Übersicht der Waschbärstrecken in den einzelnen hessischen Landkreisen von 2006 – 2018. Angegeben sind die Mittelwerte aus je vier Jahren. Für das Jagdjahr 2018/2019 ist die Jahrestrecke dargestellt. Grafik: Dominik Deuster (bitte zum Vergrößern anklicken).

Auch die Jagdstrecken des Marderhundes habe ich graphisch aufbereitet. Da der Marderhund in Hessen noch nicht so weit verbreitet ist, habe ich hier die Gesamtstrecke aus den Jahren 2006 bis 2019 dargestellt. Der Marderhund wurde vor allem in den Mittelhessischen Landkreisen erlegt. Klar an der Spitze liegt hier der Wetteraukreis mit einer Gesamtstrecke von 77 Marderhunden. Im Vergleich zu den Strecken mit jährlich weit über 6 000 Tieren, die in den Nördlichen und Nordöstlichen Bundesländern wie Schleswig-Holstein, Mecklenburg -Vorpommern oder Brandenburg gemeldet werden, sind die Strecken in Hessen noch sehr gering. So wurden in Hessen seit Beginn der Erfassung des Marderhundes auf der Streckenliste im Jagdjahr 1986/1987 insgesamt erst 469 Stück als erlegt oder Fallwild gemeldet.

Abbildung 3: Gesamtstrecke des Marderhundes aus den Jahren 2006 -2019 in den hessischen Landkreisen. Grafik: Dominik Deuster (bitte zum Vergrößern anklicken).

Autor: Dominik Deuster

(Deuster absolviert in der Geschäftsstelle des Landesjagdverbandes in Bad Nauheim ein freiwilliges ökologisches Jahr (FÖJ) und dankt der Obersten Jagdbehörde für die Bereitstellung der Streckendaten und der Angabe der Jagdflächen. )

 

 

 

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