Die Haselmaus – Wildtier des Jahres 2017

Die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) ist ein vorwiegend nachtaktives Nagetier aus der Familie der Schlafmäuse oder Bilche. Die Schlafmäuse sind mit den echten Mäusen nur entfernt verwandt, sondern ähneln eher den Hörnchen, dessen bekanntester Vertreter das Eichhörnchen ist. Neben der Haselmaus gehören auch der bei uns viel häufigere Siebenschläfer und der sehr seltene Gartenschläfer zur Familie der Schlafmäuse.

Haselmaus (Muscardinus avellanarius)
Haselmaus (Muscardinus avellanarius) Quelle: Björn Schulz/DJV

Die Haselmaus erreicht etwa die Größe einer Hausmaus (daumengroß) und wiegt 15 bis 40 Gramm und wird (mit Schwanz) kaum 15 Zentimeter lang. Das Fell ist gelblich oder rötlichbraun bis ockerfarben mit einem weißen Kehl- und Brustlatz. Beim Schlafen wird der Schwanz auf der Bauchseite bis über den Kopf um den Körper gerollt. Im Freiland werden Haselmäuse bis 4 Jahre alt. Sie klettern hervorragend, wobei der lange, buschige Schwanz zum Balancieren eingesetzt wird.

Verbreitung der Haselmaus

Haselmäuse sind in Zentraleuropa bis nach Russland hinein weit verbreitet und kommen auch in Südengland und Südschweden vor. Ihr bevorzugter Lebensraum sind reich strukturierte Mischwälder und abwechslungsreiche, vielgestaltige  Waldränder, wobei die Haselmaus das Vorkommen von Haselsträuchern besonders liebt.

Durch die Lebensraumzerstörung ist die Haselmaus selten geworden. Dabei genießt sie als eine Art des Anhangs IV der europäische Fauna Flora Habitatrichtlinie (FFH) besonderen Schutz. Die Haselmaus steht damit als Tierart unter dem besonderen Rechtsschutz der EU stehen, weil die Gefahr besteht, dass sie ausstirbt. Dieser Artenschutz gilt nicht nur in Schutzgebieten, sondern in ganz Europa.

Tagesablauf der Haselmaus

Tagsüber schläft die Haselmaus in einem faustgroßen, kugelförmigen Nest, dass sie aus trockenem Laub und Grashalmen in Büschen (Brombeerdickicht) und Bäumen, manchmal auch in Vogelnistkästen baut. Von April bis Ende Oktober sind die Haselmäuse meist nachts aktiv und fressen Knospen, Beeren, Insekten, Nüsse (vor allem Haselnüsse), aber auch kleine wirbellose Tiere, manchmal auch Vogeleier. Die Haselnüsse öffnet die Haselmaus in typischer Weise, um an die fettreichen Nusskerne zu gelangen. Dabei nagt sie in die noch nicht verholzte Schale ein kreisrundes Loch, wobei nur Haselmäuse hierbei ihre Nagezähne parallel zur Lochkante führen. Nussschalen mit diesen typischen Fraßspuren sind ein sicherer und oft der einzige Hinweis auf das Vorkommen von Haselmäusen.

Das Weibchen wirft ein- bis zweimal im Jahr zwei bis fünf Junge, die etwa 40 Tage nach der Geburt bei der Mutter bleiben. Die Tragzeit beträgt etwa 22 bis 24 Tage.

Zu den natürlichen Feinden der Haselmäuse zählen Fuchs, Hermelin und Mauswiesel, aber auch Greifvögel und – wegen ihrer nächtlichen Lebensweise – vor allem Eulen.

Den Winter verschläft sie in einem frostsicheren Nest, oft in Erdhöhlen oder Baumstümpfen. Herzschlag und Atemfrequenz sind massiv verlangsamt, die Körpertemperatur kann bis auf wenige Grad über dem Gefrierpunkt abfallen. In dieser Zeit des Kälteschlafs, der wissenschaftlich Torpor genannt wird, ernähren sich die Tiere ausschließlich von ihren Fettreserven.

Im dem altrömischen Kochbuch des Caelius Apicius „De re coquinaria“  (Über die Kochkunst) aus dem 3. oder 4. Jahrhundert werden Haselmäuse als eine besonders Delikatesse genannt.

Haselmäuse sind besonders durch den Verlust geeigneter Lebensräume bedroht. Artenreiche Waldrand- und andere Saumstrukturen (Hecken, Feldholzinseln) müssen dringend erhalten und neu gestaltet werden. Auch in naturnahen Gärten mit ruhigen Hecken und Haselsträuchern können Haselmäuse leben.