Feldflurprojekt Wiesbaden-Ost

Foto: DJV/Seifert

Der weltweite Verlust von Biodiversität, also der Vielfalt der Lebewesen, betrifft nicht nur ferne Länder und Kontinente, sondern auch die Natur direkt vor unserer Haustür. Eindrucksvolle Beispiele für den dramatischen Rückgang der Artenvielfalt sind die Zielarten des Feldflurprojektes, auf die ein besonderes Augenmerk gelegt wird. Zu diesen zählen insbesondere Rebhuhn, Wachtel, Feldlerche und Grauammer sowie Feldhase und Feldhamster. So haben beispielsweise die Bestände des Rebhuhns in Deutschland seit 1980 um über 90%abgenommen. Die Zahl der Feldhasen ist seit den 1980er Jahren um etwa 75% geschrumpft, der Feldhamster ist in weiten Teilen Deutschlands mittlerweile ausgestorben. Und auch die übrigen erwähnten Zielarten sowie zahlreiche weitere, hier nicht genannte Tierarten sind von drastischen Bestandsrückgängen betroffen – beispielsweise viele Vogelarten und Insekten. Die Gründe hierfür sind komplex. Sie reichen von einer ausgeräumten Agrarlandschaft, die von unter hohem Produktionsdruck stehenden Landwirten immer intensiver bewirtschaftet wird, bis zur Einschleppung von invasiven Arten wie beispielsweise dem Waschbär.

Die Jägerinnen und Jäger der Hegegemeinschaft Wiesbaden-Ost sehen es als ihre Verpflichtung an, sich gemeinsam mit Landwirtinnen und Landwirten sowie dem städtischen Umweltamt für den Erhalt der Artenvielfalt vor Ort einzusetzen. Es gilt miteinander zu handeln – und nicht gegeneinander. Dabei geht es weniger um echte „Wildnis“, sondern um eine vielfältige und artenreiche Kulturlandschaft, in der nach dem Prinzip „Schützen durch Nützen“ einenachhaltige Nutzung und Artenschutz Hand in Hand gehen, um allen Interessen gerecht zu werden.

Die Vernetzung von Biotopstrukturen mit Blühstreifen, Heckenstreifen und Feldholzinseln bietet ideale Deckung und Nahrung für die heimische Tierwelt. Luftaufnahme: Markus Stifter
Die Vernetzung von Biotopstrukturen mit Blühstreifen, Heckenstreifen und Feldholzinseln bietet ideale Deckung und Nahrung für die heimische Tierwelt. Luftaufnahme: Markus Stifter

Egal ob groß und auffällig oder klein und unscheinbar, alle Arten brauchen ein Zuhause. Aus diesem Grund hat die Bereitstellung und Verbesserung von Lebensräumen in der überwiegend strukturarmen modernen Agrarlandschaft oberste Priorität und bildet die erste Säule der Bemühungen im Feldflurprojekt. Dazu werden Blühflächen angelegt und Feldgehölze gepflegt. Darüber hinaus setzen sich die Projektbeteiligten für eine schonendere Bewirtschaftung, insektenfreundlichere Feldfrüchte und den Erhalt von Brachen und Grünland ein.

Die zweite Säule des Projektes ist die gezielte Förderung besonders bedrohter Arten. So wird beispielsweise das Rebhuhn durch gezieltes Zufüttern gefördert, es werden Nistkästen für Vögel wie den Steinkauz montiert und Getreidestreifen als winterliche Nahrungsquelle erhalten.

Die dritte Säule des Engagements der Jägerinnen und Jäger besteht aus einem wissenschaftlich fundierten Wildtiermanagement. Dieses umfasst die regelmäßige und systematische Erfassung der Bestandsdichten der einzelnen Arten im Projektgebiet sowie die gezielte Entnahme von Prädatoren, insbesondere invasiven Arten wie dem Waschbär. Dies trägt dazu bei, den übermäßigen Druck auf die zu schützenden Arten zu verringern.

Ein weiteres wichtiges Ziel ist es, die vielen aufmerksamen Spaziergänger, Reiter, Wanderer und anderen Naturfreunde für die Vielfalt in dieser Landschaft zu sensibilisieren und zu einem rücksichtsvollen Verhalten gegenüber der Natur und ihren Mitmenschen zu bewegen. Gerade in einem Ballungsraum wie dem Rhein-Main-Gebiet ist dies eine Voraussetzung für die Erhaltung von Kulturlandschaft und Biodiversität.

Weitergehende Informationen zum Projekt finden Sie auf der Website des Umweltamtes der Stadt Wiesbaden unter folgendem Link:https://www.wiesbaden.de/leben-in-wiesbaden/umwelt/natur-landschaft/feldflurprojekt-wi-ost.php