Pressemeldung des LJV: Wildunfallgefahr steigt nach Zeitumstellung

Am kommenden Wochenende werden in Deutschland die Uhren wieder auf Sommerzeit umgestellt. Auch wenn aktuell aufgrund der Corona-Pandemie weniger Berufspendler unterwegs sind, nimmt die Gefahr von Wildunfällen für jeden einzelnen rapide zu. Auch das frische Grün auf Wiesen und Feldern sowie die Suche nach neuen Revieren sorgt bei den Rehen für häufigere Wildwechsel. Wie die Statistik des Deutschen Jagdverbandes zeigt, verursachen Rehe über 90 Prozent der Kollisionen. Im Durchschnitt passiert in Deutschland alle 2,5 Minuten ein Wildunfall. Das stetig steigende Verkehrsaufkommen korreliert dabei mit den gestiegenen Unfallzahlen.

Das Risiko für einen Wildunfall steigt nach der Zeitumstellung.
In der Zeit von 6.00 Uhr bis 9.00 Uhr ist die Unfallgefahr im Herbst besonders hoch. Foto: Thorsten Mohr

Während heute die Sonne je nach Region noch um kurz nach 6.00 Uhr morgens aufgeht, verschiebt sich der Sonnenaufgang ab dem kommenden Sonntag auf kurz nach 7.00 Uhr und fällt damit wieder direkt in den morgendlichen Berufsverkehr.  Denn die Uhren werden in der Nacht von Samstag auf Sonntag von 2.00 Uhr auf 3.00 Uhr um eine Stunde vorgestellt.

„Zusätzlich stellt sich durch das Sonnenlicht und die deutlich längere Helligkeit der Stoffwechsel der Wildtiere vom winterlichen Sparbetrieb auf einen erhöhten Nahrungsbedarf um. Die Tiere nehmen deutlich häufiger Nahrung auf. Außerdem lockt das frische Grün die Tiere hinaus auf die Wiesen und Felder. Deshalb werden die zurückgelegten Wege wieder länger und die Tiere überqueren dabei häufiger gefährliche Straßen“, so LJV-Pressesprecher Markus Stifter.

Im Frühjahr lösen sich zudem die „Notgemeinschaften“ – die sogenannten Wintersprünge auf. Junge Rehböcke sind dann auf sich allein gestellt und suchen im April nach einem eigenen Revier. Sie liefern sich mit älteren Rehböcken erbitterte Kämpfe. So kann es passieren, dass auch tagsüber Wildtiere unvermittelt auf die Fahrbahn laufen.

Der Landesjagdverband Hessen rät besonders in wald- und feldreichen Gebieten zu einer angepassten Fahrweise. Wer Tempo 80 statt 100 fährt, verkürzt den Bremsweg bereits um 25 Meter. Der Straßenrand sollte stets genau beobachtet werden. Lässt sich ein Zusammenstoß nicht vermeiden, gilt es das Fahrzeug abzubremsen, ohne dabei auf die Gegenfahrbahn auszuweichen. Ist es zu einem Wildunfall gekommen, sollte sofort über die Notrufnummer 110 die Polizei verständigt werden, die dann den Jagdpächter oder den zuständigen Forstbeamten benachrichtigt.  

Wildunfallstatistik Hessen und Deutschland 2018/2019:

Die DJV-Wildunfallstatistik bildet die Fallwildzahlen (siehe Erläuterung im PDF-Dokument) für den Zeitraum des Jagdjahres 2018/2019 vom 01.04.2018 bis 31.03.2019 ab:

Download: Wildunfallstatistik Hessen und Deutschland

Service

Wie kann ein Wildunfall verhindert werden?

  • Geschwindigkeit entlang unübersichtlichen Wald- und Feldrändern reduzieren.
  • Besonders gefährlich sind neue Straßen durch Waldgebiete, da das Wild seine gewohnten Wege beibehält.
  • Die größte Gefahr droht in der Morgen- und Abenddämmerung, bei Nacht und bei Nebel.
  • Tier am Straßenrand: Abblenden, Hupen, Bremsen.
  • Ein Tier kommt selten allein. Autofahrer sollten stets mit Nachzüglern rechnen.
  • Lässt sich ein Zusammenstoß nicht verhindern: Vollbremsung einleiten und das Lenkrad festhalten. Nicht ausweichen! Sonst endet die Fahrt schnell im Gegenverkehr oder an einem Baum.

 Was ist nach einem Wildunfall zu tun?

  • Unfallstelle sichern: Warnblinkanlage anschalten, Warnweste anziehen, Warndreieck aufstellen und Polizei unter 110 anrufen. Sind Personen verletzt muss der Notruf 112 gewählt werden.
  • Aufgrund der Infektionsgefahr niemals tote Tiere anfassen. Abstand halten zu lebenden Tieren.
  • Wer Wild mitnimmt, macht sich der Wilderei strafbar.
  • Einem geflüchteten Tier nicht folgen. In der Unfallmeldung die Fluchtrichtung mitteilen und die Unfallstelle markieren. Dies gelingt z. B. mit einem weißen Papiertaschentuch, das an einen Ast oder Busch, von der Straße aus gut sichtbar, befestigt wird. Auch ein Einmalhandschuh aus dem Verbandskasten kann z. B. über den nächstgelegenen Leitpfosten gestülpt werden, um den Unfallort zu markieren. So kann der Jäger das verletze Tier leichter finden.
  • Für die Versicherung Wildunfallbescheinigung von Jäger oder Polizei ausstellen lassen.

Der Deutsche Jagdverband (DJV) hat im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem ACV die Kampagne „Tiere kennen keine Verkehrsregeln“ ins Leben gerufen. Auf der Kampagnenwebseite www.wildunfall-vermeiden.de gibt es zahlreiche Infos und Tipps.