Vorwort Januar 2018

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Prof. Dr. Jürgen Ellenberger (Präsident LJV Hessen)

Liebe Jägerinnen und Jäger,

zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses dieses Heftes haben die konkreten Verhandlungen zu einer erneuten großen Koalition aus Union und SPD im Bund noch nicht richtig begonnen, ein Ende ist noch nicht absehbar.

Im neuen Jahr 2018 werden im Herbst Landtagswahlen in Hessen stattfinden. Alle Jägerinnen und Jäger in Hessen sind aufgerufen schon zeitig, die Parteien und Personen, die sich zur Wahl stellen, danach zu befragen, wie sie zur Jagd in Hessen und den hessischen Jägerinnen und Jägern stehen. Der Landesjagdverband Hessen wird Wahlprüfsteine erarbeiten, die er versenden und auch den Jägerinnen und Jägern zur Verfügung stellen wird. Auf der Messe in Alsfeld und insbesondere auf dem Landesjägertag in Fulda wird sich die Gelegenheit bieten, in dieser Richtung aktiv zu werden.

Am 7. Dezember 2017 fand in Hannover die gemeinsam vom Deutschen Jagdverband und dem ADAC veranstaltete Fachtagung zur Wildunfallverhütung statt. Rund 200 Experten nahmen an der Fachtagung von ADAC und DJV teil, um über die Wirksamkeit von Wildwarnreflektoren zu diskutieren. Wissenschaftler des Instituts für Wildbiologie Göttingen und Dresden stellten das Ergebnis einer Langzeitstudie aus Schleswig-Holstein vor, die ADAC, DJV und weitere Partner unterstützt haben: Auf den mit Reflektoren ausgestatteten Strecken wurden im Schnitt 60 Prozent weniger Wildunfälle registriert. Während vier Jahren trat weder ein Gewöhnungseffekt noch eine Verlagerung des Unfallgeschehens auf. Über ähnlich hohe Rückgänge bei Wildunfällen berichteten die Initiatoren der Aktion Lichtzaun in Baden-Württemberg, die auf 4.000 Straßenkilometern Reflektoren angebracht hatten. Ein Langzeitprojekt der Universität für Bodenkultur Wien kommt zu dem Schluss: Wenn der richtige Reflektor richtig eingesetzt, montiert und gewartet wird, dann wirkt er.

Deutlich kritischer beurteilten Vertreter vom Gesamtverband der Deutschen Versicherer (GDV), Technische Universität (TU) Dresden sowie Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) die Wirksamkeit von Wildwarnreflektoren. Der FVA-Wissenschaftler wies nach, dass die Farbe Blau für Rehe keine Warnfarbe ist. Bei verschiedenen Versuchen zeigten die Tiere keine Verhaltensänderung oder gar einen Fluchtreflex. Der GDV-Vertreter konnte noch keine Ergebnisse der eigenen Untersuchung präsentieren, verwies aber auf internationale Studien, die mehrheitlich keine Wirksamkeit von Reflektoren nachweisen konnten. Die lichttechnische Untersuchung der TU Dresden hatte zum Ergebnis, dass Wildwarnreflektoren überhaupt keine für Wildtiere wahrnehmbaren Lichtreflexe in den Straßenseitenraum abstrahlen können. Allerdings hat eine kleine Befragung unter Autofahrern ergeben, dass 70 Prozent aufmerksamer oder langsamer fahren, wenn sie Reflektoren wahrnehmen. Bei künftigen Forschungsprojekten sollte der Faktor Mensch entsprechend stärker berücksichtigt werden.

Angesichts dieser unterschiedlichen Bewertungen hat sich der Landesjagdverband Hessen an die hessische Straßenbauverwaltung gewandt und gefordert, dass auch weiterhin die blauen Reflektoren an hessischen Straßen angebracht werden können. Nach den Beobachtungen der heimischen Jägerinnen und Jäger geht die Zahl der Wildunfälle an Strecken, an denen die Reflektoren angebracht sind, messbar zurück. Auch wenn die Wirkweise nicht abschließend geklärt ist, so kann eine Wirkung nicht kategorisch verneint werden. Jeder verhinderte Wildunfall ist ein Erfolg. Daran muss auch der Straßenbauverwaltung gelegen sein, die für die Verkehrssicherheit auf hessischen Straßen einen gesetzlichen Auftrag hat.

Anmerkung der Redaktion: Nach Redaktionsschluss der Januar-Ausgabe unseres Hessenjägers teilte Hessen Mobil mit, dass ab sofort die von der Jägerschaft finanzierten Wildwarnreflektoren – bis zur Vorlage weiterer Evaluationsergebnisse – wieder entgeltfrei angebracht werden.
Zum Artike
l Wildwarnreflektoren werden wieder genehmigt

Am Rande der Fachtagung stellte der DJV das Tierfund-Kataster (tierfund-kataster.de) vor: Über Internet und App können Verkehrsteilnehmer Wildunfälle melden. Sogar ein Foto lässt sich für die bessere Bestimmung des Wildtieres hochladen. Wissenschaftler der Universität Kiel werten die Daten aus. So sollen Wildunfallschwerpunkte ermittelt und schließlich entschärft werden. Mehr als 40.000 Datensätze liegen inzwischen bundesweit vor.

Am 6. Dezember 2017 habe ich an einem Spitzengespräch des Deutschen Jagdverbandes beim Bundesamt für Naturschutz in Bonn teilgenommen, bei dem es unter anderem um das Management invasiver Arten, insbesondere Waschbär und Nutria ging. Am 13. Dezember 2017 hat sich das Präsidium des Landesjagdverbandes Hessen mit dem hessischen Bauernverband in Friedrichsdorf getroffen, um unsere Gemeinsamkeiten in Bezug auf die drohende afrikanische Schweinepest (ASP) zur eruieren. Ebenfalls am 13. Dezember 2017 hat unser Schatzmeister Christof Wehrum mit unserem Pressesprecher Markus Stifter in Mücke eine Schatzmeistertagung abgehalten, auf der der Leitfaden für Anträge zur Förderung aus der Jagdabgabe vorgestellt worden ist. Dieser Leitfaden wird kontinuierlich auf dem Laufenden gehalten.

Liebe Jägerinnen und Jäger, wie ich bereits in meinem letzten Vorwort schrieb, informiert der Landesjagdverband Hessen die hessischen Jägerinnen und Jäger ständig über die Vereinsvorsitzenden zu Neuem im Lande Hessen. Wenn Sie unmittelbar und zeitnah informiert werden wollen, melden Sie sich als Bezieher unseres Newsletters an. Die Anmeldung ist kinderleicht. Sie müssen nur Ihre E-Mail-Adresse eingeben und auf „Bestellen“ klicken, schon werden sie direkt von Ihrem Landesjagdverband Hessen informiert.

Liebe Jägerinnen und Jäger, ich wünsche Ihnen eine gute Zeit und Waidmannsheil und für das nun begonnene Jahr 2018 alles erdenklich Gute!

Ihr Prof. Dr. Jürgen Ellenberger

Präsident des Landesjagdverbandes