Vorwort Oktober 2020

Prof. Dr. Jürgen Ellenberger

Liebe Jägerinnen und Jäger,

die Afrikanische Schweinepest (ASP) hat Deutschland erreicht. In Brandenburg sind nahe der polnischen Grenze infizierte Wildschweine bestätigt worden. Die Jägerinnen und Jäger in den betroffenen Gebieten Brandenburgs sind erstaunt und erschüttert über das bisherige Krisenmanagement der örtlichen Behörden, insbesondere die fehlende Kommunikation mit den Akteuren vor Ort und deren fehlende Einbindung.

Auf der DJV-Präsidiumsklausur am 17. September 2020 war der Staatssekretär des Bundeslandwirtschaftsministeriums, Uwe Feiler, dazu gekommen. Mit ihm diskutierte das Präsidium die Lage und übergab ihm ein Forderungspapier zur effektiven Bekämpfung der ASP. So soll der Bund sich einbringen, damit ein Flickenteppich von Vorschriften und Zuständigkeiten verhindert wird. Das Virus kennt keine Kreis- oder Ländergrenzen.

Eine schnelle Isolierung des Seuchenherdes und ein reibungsloser Informationsfluss sind für die Eindämmung entscheidend. Dabei ist sich die Jägerschaft in Deutschland ihrer wichtigen Rolle bei der Seuchenprävention bewusst. Hierzu muss sie aber unterstützt werden. Eine zentrale Forderung, die gegenüber dem Staatssekretär vom Präsidium vorgebracht wurde, ist der Ankauf von Schwarzwildstrecken durch den Staat. Der Landesjagdverband Hessen hat diese Forderung bereits vor langer Zeit auch in Hessen vorgetragen und sowohl in Gesprächen als auch schriftlich immer wieder vom Umweltministerium in Wiesbaden eingefordert. Nur wenn die Jägerschaft eine garantierte und gesicherte Abnahme für das erlegte Schwarzwild hat, ist eine wirksame ASP-Prävention zuverlässig möglich.

Das DJV-Forderungspapier, das wir an alle Teilnehmer unseres News-Letters versandt haben und das Sie auf der Internet-Seite des Landesjagdverbandes finden, enthält in elf Punkten wichtige Maßnahmen zugunsten der Jagd:

  1. Übernahme der Trichinenuntersuchungsgebühr durch die Länder sowie Aufwandsentschädigung für ASP-Monitoring und Beprobung von Kadavern.
  2. Unterstützung bei der Vermarktung von Schwarzwild-Wildbret u.a. durch Ankauf, Einlagerung und haltbare Verarbeitung.
  3. Vorgaben des Lebensmittelhygienerechts überprüfen. Die lebensmittelrechtlichen Vorgaben müssen dahingehend überprüft werden, ob sie der Direktvermarktung durch die Jägerschaft entgegenstehen.
  4. Jagd in befriedeten Gebieten und Schutzgebieten zulassen sowie jagdliche Infrastruktur ausbauen.
  5. Die Infrastruktur bezüglich Sammelstellen für Aufbruch und Fallwild muss stark ausgebaut werden.
  6. Straßenverkehrsrechtliche Genehmigungen bei revierübergreifenden Drückjagden unbürokratisch erteilen.
  7. Ausbildung und Einsatz von Hunden (u.a. Schwarzwildgatter, Hundesteuerbefreiung, Schutzausrüstung) fördern.
  8. Der Einsatz von Nachtzieltechnik (Vor- und Aufsatzgeräte) sollte bundesweit auch mit Infrarot-Aufheller für die Jagd auf Schwarzwild möglich sein.
  9. Kleine Kugel für Frischlinge erlauben.
  10. Bejagungsschneisen unbürokratisch zulassen, um die Feld- und Erntejagd, insbesondere im Seuchenfall, zu erleichtern.
  11. Aufhebung bzw. Überprüfung von Kirrverboten.
  12. Zusammenarbeit vor Ort stärken. Es ist unabdingbar, dass Jäger und Landwirte an Krisengesprächen teilnehmen und eingebunden werden.

Die Eindämmung der ASP ist eine nationale Aufgabe. Daher sind Anstrengungen aller Akteure erforderlich. Die hessische Jägerschaft hat ihren Beitrag zur Seuchenprävention durch eine beachtliche Jagdstrecke unter Beweis gestellt. Auch im laufenden Jagdjahr sind große Anstrengungen erforderlich. Unabdingbar ist dabei, dass die Behörden der Jägerschaft helfen und sie nicht behindern. Das ist aber leider bei den Straßensperrungen der Fall. Im inneren dieses Heftes finden Sie dazu einen Erlass, der Straßensperrungen bei Drückjagden nicht erleichtert, sondern nahezu unmöglich macht. So darf das einfach nicht gehen. Einerseits flammende Appelle an die hessische Jägerschaft, mehr zu erlegen, anderseits Behinderung der Jagdausübung durch bürokratische Monster.

Liebe Jägerinnen und Jäger, ich wünsche Ihnen Gesundheit und reichlich Anblick.

Mit den besten Grüßen und Waidmannsheil

Ihr Prof. Dr. Jürgen Ellenberger

Präsident des Landesjagdverbandes