Vorwort September 2019

Bild: Prof. Dr. Jürgen Ellenberger
Prof. Dr. Jürgen Ellenberger (Präsident LJV Hessen)

Liebe Jägerinnen und Jäger,

erst ab dem 1. August dürfen Waschbären in Hessen wieder bejagt werden, die Schonzeit für Füchse endete sogar erst am 14. August. Bodenbrüter wie Rebhuhn, Kiebitz oder die Feldlerche waren bis dahin schutzlos dem Druck der Beutegreifer ausgesetzt. Aber auch Junghasen und Kaninchen leiden unter der vom grün geführten Umweltministerium verordneten Schonzeit für Fuchs und Waschbär. Zwar haben CDU und Bündnis 90/Die Grünen im Koalitionsvertrag vereinbart, dass die Schonzeit für Jungwaschbären aufgehoben werden soll, die Umsetzung wird jedoch vom Umweltministerium weiterhin mit dem Argument verzögert, dass dazu eine erneute Verbändeanhörung nötig sei. Dabei ließe sich die Aufhebung der Schonzeit genauso einfach umsetzen, wie die Schonzeitaufhebung für adultes Schwarzwild. Auch in Bezug auf Ausnahmegenehmigungen wird vom Umweltministerium gemauert. Für die Reviere des Rebhuhnhegerings Wetterau wurde trotz frühzeitiger Antragsstellung auf Schonzeitaufhebung die Bearbeitung aus nicht nachvollziehbaren Gründen verzögert bis es ohnehin zu spät war. Die Reviere im Birkwildhegering Rhön erhielten die Schonzeitaufhebung erst mit Schreiben vom 10.07.2019 und lediglich für Fuchs und Mink. Die Schonzeitaufhebung für Waschbär und Marderhund wurde nicht erteilt, da die Oberste Jagdbehörde für eine Ausnahmegenehmigung zu invasiven Arten nicht zuständig sei. Das ist völlig unverständlich, da Waschbär und Marderhund in Hessen dem Jagdrecht unterliegen. Den Revieren der Hegegemeinschaft Wiesbaden/Ost erteilte die Behörde eine Absage.  Dabei zeigt ein Vogelschutzprojekt in Reichelsheim, welche Bruterfolge möglich sind, wenn Bodenbrüter vor Fuchs und Waschbär geschützt sind. Über 100 Kiebitzküken wurden dort gezählt. Gleiches gilt für das Bremer Blockland, das Wiesenvogelschutzprojekt Eiderstedt oder das Naturschutzgebiet Dümmer. Wer wie das Umweltministerium Artenschutz im Munde führt, muss die Schonzeit für Fuchs und Waschbär unter Berücksichtigung des Elterntierschutzes schnellstmöglich aufheben. Wissenschaft und Praxiserfahrung statt Ideologie!

Am Freitag, dem 16. August 2019 fand in Großen-Buseck in Kooperation des Landesjagdverbandes Hessen und des Jagdvereins Hubertus Gießen und Umgebung eine Informationsveranstaltung der Jägerschaft, Land- und Forstwirtschaft und anderer Naturschutzverbände statt. Fabian Best, Revierjagdmeister und Landwirt aus Nieder-Wöllstadt, referierte über Niederwildhege “Zusammenspiel aus Lebensraumverbesserung und Raubwildbejagung”. Prof. Dr. Dr. Sven Herzog, Dozentur für Wildökologie und Jagdwirtschaft, Institut für Waldbau und Forstschutz, TU Dresden, referierte über “Der Wald soll wachsen: Konzepte für einen Waldumbau mit Wild”. Näheres finden Sie im inneren dieses Heftes. Es wäre schön gewesen, wenn die zuständigen Mitarbeiter des Umweltministeriums sich beide Vorträge angehört hätten und ihr Handeln danach ausrichten würden. Wissenschaft und Praxiserfahrung statt Ideologie!

Die Erntezeit geht bis Oktober. Jetzt können vor allem Wildschweine effektiv bejagt werden. Sicherheit steht dabei an erster Stelle und geht immer vor Jagderfolg. Der Deutsche Jagdverband empfiehlt Jägerinnen und Jägern grundsätzlich nur von erhöhten Einrichtungen, etwa Hochsitzen, zu schießen. So geht der Schuss stets in Richtung Boden, der die Kugel aufhält. Auch sollten aus Sicherheitsgründen signalfarbene Kleidung getragen und Mindestabstände zu Erntefahrzeugen sowie Nachbarschützen eingehalten werden. Warnschilder sollen Verkehrsteilnehmer auf den laufenden Jagdbetrieb hinweisen, damit sie ihre Geschwindigkeit anpassen.

Ich erinnere noch einmal daran, dass der Landesjagdverband Hessen und die Oberste Jagdbehörde alle Jägerinnen und Jäger herzlich zu den folgenden Informationsabenden zum Niederwildmonitoring einlädt: Dienstag, 17.09.2019 um 19.00 Uhr im Umweltbildungszentrum „Schatzinsel Kühkopf“, Hofgut Guntershausen, Außerhalb 27, 64589 Stockstadt am Rhein; Mittwoch, 18.09.2019 um 19.00 Uhr im Landhaus Klosterwald, Am Klosterwald 1, 35423 Lich-Arnsburg und Donnerstag, 19.09.2019 um 19.00 Uhr in der Jagdbibliothek des Verlages Neumann-Neudamm, Schwalbenweg 1, 34212 Melsungen. Erscheinen Sie bitte zahlreich. Auch diejenigen, die bisher noch nicht beim Wildtierinformationssystem der Länder Deutschlands (WILD) oder den hessischen Zählverfahren mitgemacht haben, sollten sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, sich fachgerecht informieren zu lassen.

Liebe Jägerinnen und Jäger, ich wünsche ich Ihnen weiterhin Anblick und Waidmannsheil!

Ihr Prof. Dr. Jürgen Ellenberger

Präsident des Landesjagdverbandes