Wildunfallzeichen – Pilotprojekt in Dieburg und Ober-Ramstadt

Registrierung für Revierpächter, Jagdaufseher, Mitjäger und Hundeführer aus den Projektgebieten

Viele Jägerinnen und Jäger kennen die Situation: Mitten in der Nacht klingelt das Telefon, die Polizei ist dran. Wieder ein Wildunfall. Die Beschreibung des Unfallortes klingt bereits beim Telefonat recht schwammig: „Ungefähr 150 bis 200 Meter nach der langgezogenen Rechtskurve auf der linken Fahrbahnseite, soll es passiert sein…“

Suche nach der Unfallstelle dauert oft zu lange

Angekommen im Revier wird die Situation nicht klarer. Keine Glassplitter von Fahrzeuglicht oder Blinker, keine Haare und kein Schweiß, so lange der Scheinwerferkegel der Taschenlampe sich suchend über die oft nasse und mit Herbstlaub bedeckte Fahrbahn bewegt. Mit dem Hund am Riemen wird der Fahrbahnrand akribisch abgesucht, um den Abgang oder das bereits verendete Wildtier zu finden. Währenddessen rauschen Autos und Lastwagen mit hoher Geschwindigkeit an dem Nachsuchengespann vorbei. Es vergeht wertvolle Zeit, in der das verletzte Wildtier unnötige Schmerzen erleidet. Zudem ist das Suchengespann länger als nötig den Gefahren des Straßenverkehrs ausgesetzt.

LJV-Vorstandsmitglied Bernd Widmaier hat deshalb das Pilotprojekt „Wildunfallzeichen – WUZ“ initiiert, welches von Dietmar Heupel erfunden wurde und sich bereits im Kreis Olpe und Aschaffenburg bewährt hat.

Nach der Aufnahme eines Wildunfalls steckt die Polizei einen ca. 30 cm langen und mit Reflektorfolie beklebten Stab an den Fahrbahnrand. So ist der Unfallort bereits aus größerer Entfernung gut sichtbar.

Gemeinsam mit dem Hessischen Ministerium des Innern und für Sport sowie dem Polizeipräsidium Südhessen wurde das Pilotprojekt „Wildunfallzeichen“ am 25. Oktober 2019 auf einer Pressekonferenz in Darmstadt vorgestellt. Innenstaatssekretär Dr. Stefan Heck erklärte bei der Vorstellung des Projektes:

„Die Wildunfallzeichen sind eine einfache und clevere Idee, die die Arbeit unserer Jägerinnen und Jäger bei der Nachsuche erleichtern sollen. Nach einer Kollision soll ein Tier so wenig wie möglich leiden müssen. Außerdem zeigt die Initiative, dass Polizei und Jägerschaft in Hessen gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Da die Tage jetzt wieder merklich kürzer und die Sicht schlechter werden, appelliere ich an alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer in Hessen, auf eine angepasste Geschwindigkeit zu achten.“

Pressekonferenz Wildunfallzeichen
LJV-Vorstandsmitglied Bernd Widmaier (Mitte) übergibt die Wildunfallzeichen (WUZ) an Innenstaatssekretär Dr. Stefan Heck (2. von links) und Polizeipräsident Bernd Lammel (links). Foto: Markus Stifter

 

„Selbst wenn das Wildtier nach dem Aufprall mit dem Fahrzeug geflüchtet ist, trägt es meist schwerste innere Verletzungen davon und muss umgehend mit einem speziell ausgebildeten Jagdhund nachgesucht werden, um dem Tier unnötigen Schmerz und Leid zu ersparen. Verletzte Tiere sollten auf keinen Fall angefasst oder gar mitgenommen werden, letzteres ist sogar strafbar. Unfallbeteiligte sollten unbedingt warten, bis die Polizei bzw. eine Jägerin oder ein Jäger eingetroffen ist, damit die Unfallstelle genau markiert werden kann“,

so Bernd Widmaier, Vorstandsmitglied im LJV.
Drei von vier Wildunfällen passieren, wenn es dunkel ist. Nach der polizeilichen Unfallstatistik weisen die Polizeistation Ober-Ramstadt und Dieburg die meisten Unfälle mit Wildbeteiligung im Landkreis Darmstadt-Dieburg auf, sodass die Erprobung des WUZ dort erfolgt. Nach einer Testphase von 12 Monaten erfolgt eine Evaluation, im Rahmen dessen wird geprüft, ob die leuchtenden (Markierungs-)stäbe, die von den Behindertenwerkstätten gefertigt wurden, künftig hessenweit bei der Polizei zum Einsatz kommen sollen. Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Südhessen ereigneten sich im letzten Jahr 2.336 Wildunfälle. Hierbei wurden 40 Personen verletzt. Bei 145 Unfällen entstand massiver Sachschaden am beteiligten Fahrzeug – der Sachschaden belief sich auf insgesamt 3,4 Millionen Euro. Etwa drei von vier Wildunfällen ereigneten sich während der Dunkelheit. Eine Häufung war in den Abend- und frühen Morgenstunden feststellbar.

Am 8. November 2019 lud der Landesjagdverband die Mitglieder der südhessischen Hegegemeinschaften sowie die Jagdausübungsberechtigten zu einem Vortrag zur praktischen Anwendung der Wildunfallzeichen ein.

Foto: Markus Stifter

Aufruf an alle Jagdausübungsberechtigten aus der Region Dieburg und Ober-Ramstadt:

Der LJV bittet alle Revierpächterinnen und -pächter aus den beiden Projektgebieten Dieburg und Ober-Ramstadt sowie Jagdaufseher, Mitjäger oder Hundeführer, die dort aktiv sind, sich zu registrieren, damit ein Erfahrungsaustausch einfach und schnell möglich ist. Im Juni ist ein weiteres Treffen zur Vorstellung einer Zwischenbilanz geplant.

Projektgebiet I: Dieburg

Pilotgebiet I: Dienstgebiet der Polizeistation Dieburg

 
 

Projektgebiet II: Ober-Ramstadt

Pilotgebiet II: Dienstgebiet der Polizeistation Ober-Ramstadt

 

Downloads:

Download: Fragebogen für Reviere im Testgebiet

Registrierung für Revierpächter, Jagdaufseher, Mitjäger und Hundeführer aus dem Projektgebiet

Download: Präsentation Wildunfallzeichen mit Kontaktdaten zu den Polizeidienststellen Dieburg und Ober-Ramstadt