Fachsymposium „Der Wolf – Artenschutz oder Artenschwund?“ sorgt für großes Interesse

Von Wölfen und Menschen: Wie viel Wolf verträgt die Kulturlandschaft und welche Konsequenzen hat seine Rückkehr für die Weidetierhaltung? Mit einem in Hessen bisher einmaligem Fachsymposium zog der Landesjagdverband Hessen am 9. September 2023 großes Interesse und rund einhundert Teilnehmer, die teilweise von weit her angereist waren, in die Hessenhalle nach Alsfeld.

Rund 100 Teilnehmer waren gespannt auf die Vorträge der Experten aus Wissenschaft und Praxis: Foto: Jörg Lemmer.
Rund 100 Teilnehmer waren gespannt auf die Vorträge der Experten aus Wissenschaft und Praxis: Foto: Jörg Lemmer.

Zahlreiche renommierte Experten aus Wissenschaft und Praxis beleuchteten an diesem Tag das Pro und Kontra zur Rückkehr des großen Beutegreifers. Der LJV berichtete schon während der Veranstaltung und veröffentlichte Video-Interviews der Experten auf Facebook und Instagram.

Moderiert wurde das Symposium von den beiden LJV-Vizepräsidenten Dr. Nikolaus Bretschneider-Herrmann und Dr. Rudolf Leinweber.

„Der LJV setzt sich bereits seit Langem dafür ein, den Wolf ins Jagdrecht zu überführen. Er muss als jagdbare Art ins Jagdrecht aufgenommen werden, zurzeit ohne Jagdzeit, aber wir müssen die jagdlichen Mittel einsetzen können, um den Konflikt „Mensch-Wolf“ in den Griff zu bekommen. Dort, wo der Wolf Probleme bereitet, muss auch eine Regulierung möglich sein, so wie das in Schweden oder Finnland der Fall ist. Das ist mit europäischem Recht vereinbar, so wie es Prof. Brenner gerade in einem aktuellen Gutachten für die FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag herausgearbeitet hat. Das ist eine unserer wichtigsten Forderungen. Dort wo der Wolf Probleme macht, muss der Mensch regulieren dürfen“,

so Prof. Dr. Jürgen Ellenberger, Präsident des Landesjagdverbandes Hessen.

Prof. Dr. Dr. habil. Sven Herzog von der TU Dresden bekräftigt auf dem Hessischen Wolfssymposium in Alsfeld: „Wir haben uns 25 Jahre lang darauf beschränkt, einfach zuzuschauen wie die Landschaft durch den Wolf wiederbesiedelt wird. Das hat dem Wolf gutgetan, er hat sich reichlich vermehrt, vermehrt sich immer noch. Wir müssen sehen, wie wir in Zukunft mit dieser Tierart umgehen. Wir haben in den letzten 20 Jahren sehr große Akzeptanzprobleme bekommen, gerade bei Haltern von kleinen Huftieren. Es ist sicherlich wichtig, jetzt intelligente Konzepte des Wolfsmanagements, des aktiven und passiven Herdenschutzes zu entwickeln, um ein Miteinander zwischen Menschen und Wolf auch in Zukunft hinzubekommen.“

Nach einer kurzen Pause referierte Dr. Michael Weiler zum Thema „Der Wolf – Konsequenzen für die Weidetierhaltung“. Als Fachtierarzt für Pferde war er bis zu seinem Ruhestand Inhaber und Leiter der Tierklinik in Gelnhausen am Spitalacker. Er befürchtet, dass es durch den Wolf zum Verlust der Weidetierhaltung und damit auch zu einem Verlust an Biodiversität kommen könnte. Der Umgang mit dem Wolf müsse sich ändern, der gute Erhaltungszustand sei erreicht und es müsse möglich sein, Wölfe aus bestimmten Gebieten fernzuhalten.

Dr. Michael Weiler war von 1997 bis 2007 beim Aufbau von Pferdekliniken in Wolfsgebieten in Osteuropa beteiligt und berichtete über seine dortigen Erfahrungen. Foto: Jörg Lemmer.
Dr. Michael Weiler war von 1997 bis 2007 beim Aufbau von Pferdekliniken in Wolfsgebieten in Osteuropa beteiligt und berichtete über seine dortigen Erfahrungen. Foto: Jörg Lemmer.

Ulrich Maushake, Forstdirektor (Bundesforstamt Grafenwöhr) sprach in seinem Vortrag über den Einfluss des Wolfes auf das Rotwild auf dem Truppenübungsplatz: „Grafenwöhr stellt ein komplexes Ökosystem dar. Was wir sagen können, ist, dass der Wolf hier massiven Einfluss auf den Rotwildbestand nimmt. Das Rotwild selbst stellt einen wichtigen Bestandteil des Ökosystems dar. Inwieweit der Wolf infolgedessen Einfluss auf die Artenvielfalt in Grafenwöhr nimmt, kann ich zurzeit noch nicht sagen, diese Fragestellung ist aber ganz aktuell Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen.“

Jos Hornung vom Wolfszentrum Hessen (HLNUG) ging auf die aktuelle Situation des Wolfsmonitorings in Hessen ein: „Wir haben am Wolfszentrum in Hessen derzeit vier Mitarbeiter. Dazu haben wir von HessenForst über 50 amtliche Wolfsberaterinnen und Wolfsberater. Hier wird weiteres Personal geschult. Auch bei den Ehrenamtlichen haben wir ca. 32 amtliche Wolfsberaterinnen und Wolfsberater aus den Landkreisen. Die überwiegende Mehrheit kommt aus der Jägerschaft, u. a. auch die Landesjagdbeauftragten für den Wolf aus dem Landesjagdverband“.

Raoul Reding, Wolfsbeauftragter der Landesjägerschaft Niedersachsen e. V. berichtet, dass in seinem Bundesland eine Besonderheit gelte: In Niedersachsen liege das Wolfsmonitoring in Jägerhand und somit bestehe ein Potenzial von rund 57.000 Mitgliedern, die das Monitoring übernehmen können. Jägerinnen und Jäger, die über entsprechende Fachkenntnisse verfügen, bereits im Wildmonitoring geschult sind und so auf der Fläche Sichtungen und Hinweise zum Wolf erfassen können.

Der LJV hat während der Veranstaltung mit allen Referenten kurze Video-Interviews geführt, die Sie über Facebook und Instagram aufrufen können.

Alle Filme sind auch über www.ljv-hessen.de/wolfssymposium abrufbar.

Der LJV dankt allen Referenten sowie den Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die sachlich geführten Diskussionen und das gelungene Fachsymposium in Alsfeld.

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Markus Stifter, LJV-Pressesprecher