Tierleid verkürzen: Weiterentwickeltes Wildunfallzeichen (WUZ) 2.0 vorgestellt

Bereits im Jahr 2019 stellten das Hessische Ministerium des Innern und für Sport, das Polizeipräsidium Südhessen und der Landesjagdverband Hessen e. V. das Projekt „Wildunfallzeichen“ (WUZ) in Südhessen vor. Die heute ca. 50 cm langen Holzstäbe sind mit reflektierender Folie umwickelt und werden von der Polizei nach einem Wildunfall in den Fahrbahnrand gesteckt. So können Hundeführer die Unfallstelle schon aus der Ferne erkennen und somit die Zeit, bis das verletzte Wildtier aufgefunden wird, stark verkürzen.

Weiterentwickeltes Wildunfallzeichen 2.0: Längere Bauform (50 cm), reflektierende Folie aus dem LkW- und Feuerwehrbereich und ein Richtungspfeil auf der Stirnseite sorgen dafür, dass nach einem Unfall verletzte Wildtiere nun noch schneller aufgefunden werden können. Foto: Markus Stifter
Weiterentwickeltes Wildunfallzeichen 2.0: Längere Bauform (50 cm), reflektierende Folie aus dem LkW- und Feuerwehrbereich und ein Richtungspfeil auf der Stirnseite sorgen dafür, dass nach einem Unfall verletzte Wildtiere nun noch schneller aufgefunden werden können. Foto: Markus Stifter

Eine Hightech-Folie aus dem LKW- und Feuerwehrbereich sorgt nun für eine noch bessere Sichtbarkeit und ein Richtungspfeil zeigt die vermutete Fluchtrichtung des Tieres an. Jagdpächter werden gebeten, die WUZ nach der erfolgten Suche möglichst zeitnah bei der zuständigen Polizeistation abzugeben.

„Oft dauert es am längsten, die genaue Stelle zu finden, wo sich der Wildunfall ereignet hat. Wenn wir mit unseren Hunden am Unfallort eintreffen, sind Fahrer und Polizei meist schon weg und wir finden in den seltensten Fällen Fahrzeugteile, Blut oder sonstige Spuren, um dort den Hund zur Fährtenarbeit anzusetzen“,

so Bernd Widmaier, Vorstandsmitglied des Landesjagdverbandes Hessen.

„Meist erleiden Rehe oder auch Wildschweine bei dem Zusammenstoß mit einem Kraftfahrzeug stumpfe innere Verletzungen und müssten ohne Hilfe stunden- oder tagelang leiden. Deshalb ist die genaue und sichtbare Markierung des Unfallortes so wichtig. Kreidestriche auf der Straße, wie sonst üblich, sind in der Dunkelheit, bei Regen oder herabfallendem Laub kaum zu erkennen und wir verbringen unnötig lange Zeit, um mit dem Hund am Fahrbahnrand auf- und abzusuchen, bis wir endlich die Unfallstelle gefunden haben“,

so Widmaier weiter.

Gefahr auch für Hundeführer reduziert

Zudem erhöht sich für die Hundeführer die Gefahr, selbst in einen Unfall verwickelt zu werden, je länger diese am Fahrbahnrand unterwegs sind. Selbst wenn das Wildtier bei dem Zusammenstoß getötet wurde, muss dieses schnellstmöglich gefunden und geborgen werden, damit z. B. nicht durch sogenannte Nachnutzer, wie Wildschweine oder Füchse, Folgeunfälle entstehen. Liegt das Tier im Straßengraben oder ist der Bewuchs am Randstreifen höher, sind selbst tote Tiere oft nur schwer zu finden. Das WUZ, welches ursprünglich von Dietmar Heupel aus dem Kreis Olpe entwickelt wurde, verkürzt somit nicht nur das Leid von verletzten Tieren, sondern schützt auch den Hundeführer und andere Verkehrsteilnehmer vor Sekundarunfällen.

Innenstaatssekretär Stefan Sauer (CDU) lobt die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Innenministerium, der Polizei und der hessischen Jägerschaft.

“Der Einsatz der Wildunfallzeichen im Landkreis Darmstadt-Dieburg ist ein großer Erfolg für den Tierschutz und die Verkehrssicherheit insgesamt. Das Hessische Ministerium des Innern und für Sport sowie auch das Polizeipräsidium Südhessen arbeiten deshalb gemeinsam mit dem Landesjagdverband an einer stetigen Verbesserung des Projektes. Nach einem Zusammenstoß soll ein Wildtier so wenig wie möglich leiden müssen, das ist uns ein wichtiges Anliegen“,

so der Staatssekretär.

Informationsveranstaltung im Kreistagssitzungssaal Darmstadt-Dieburg

Lutz Köhler (CDU), Erster Kreisbeigeordneter des Landkreises Darmstadt-Dieburg, hob auf einer Informationsveranstaltung für Jäger und Hegegemeinschaften am Donnerstag, 21.09.2023, im Kreistagssitzungssaal ebenfalls das Engagement aller Projektbeteiligter hervor. Gemeinsam mit dem Kreisjagdberater Erich Mehring und der Unteren Jagdbehörde in seinem Hause hat er die Fortschritte und die Weiterentwicklung eng begleitet.

„Ich freue mich, dass wir die Weiterentwicklung des Projekts jetzt auch finanziell mit Mitteln aus der Jagdsteuer unterstützen. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Jägerinnen und Jägern im Landkreis ist uns sehr wichtig. Deshalb unterstützen wir gerne diese Initiative, die dabei hilft, Tierleid zu verkürzen“,

so Köhler weiter.

Von links: Bernd Widmaier (Vorstandsmitglied des LJV Hessen), Lutz Köhler (Erster Kreisbeigeordneter des Landkreises Darmstadt-Dieburg), Dr. Christa Wilczek (Kreistierschutzbeauftragte), Robert Fornoff (Polizeipräsidium Südhessen) und Erich Mehring (Kreisjagdberater) bei der Übergabe der weiterentwickelten Wildunfallzeichen am Donnerstag im Kreistagssitzungssaal in Darmstadt. Foto: Markus Stifter
Von links: Bernd Widmaier (Vorstandsmitglied des LJV Hessen), Lutz Köhler (Erster Kreisbeigeordneter des Landkreises Darmstadt-Dieburg), Dr. Christa Wilczek (Kreistierschutzbeauftragte), Robert Fornoff (Polizeipräsidium Südhessen) und Erich Mehring (Kreisjagdberater) bei der Übergabe der weiterentwickelten Wildunfallzeichen am Donnerstag im Kreistagssitzungssaal in Darmstadt. Foto: Markus Stifter

Weiterentwicklung des Wildunfallzeichens nach Evaluationsphase

Der Landesjagdverband Hessen hat im Frühjahr eine Evaluation durchgeführt, Verbesserungsvorschläge aufgegriffen und gemeinsam mit dem Polizeipräsidium Südhessen das WUZ weiterentwickelt. Die Wildunfallzeichen haben nun eine längere Bauform, sind auf noch größere Entfernungen sichtbar und ein Richtungspfeil zeigt dem Hundeführer an, in welche Richtung das Wildtier nach dem Zusammenprall geflüchtet ist. Die WUZ werden zudem seit Projektbeginn in Handarbeit in den Nieder-Ramstädter Werkstätten gefertigt.

Aufruf an Hegegemeinschaften und Jagdpächter im Kreis Darmstadt-Dieburg

Das Polizeipräsidium Südhessen und der Landesjagdverband Hessen bitten alle Jägerinnen und Jäger, eingesammelte Wildunfallzeichen besonders in den Monaten April/Mai und Oktober/November, in denen statistisch die meisten Wildunfälle passieren, möglichst zeitnah bei der zuständigen Polizeistation abzugeben, damit diese wieder genutzt werden können. Im Idealfall sollte im Revier eine Person mit dieser Aufgabe betraut werden und die eingesammelten Wildunfallzeichen mindestens zweimal pro Monat an die Polizei zurückgeben. Jagdpächter werden ebenfalls gebeten, mit ihren Reviernachbarn Kontakt aufzunehmen, falls dort Wildunfallzeichen am Straßenrand verbleiben, z. B., weil einem neuen Pächter das Projekt noch nicht bekannt ist.