Hand in Hand für den Tierschutz: Landwirte, Landjugend und Jägerschaft engagieren sich aktiv gegen den Mähtod

Mit Beginn der Wiesenmahd gilt es, dem Mähtod entgegenzutreten. Das frische Grün und insbesondere Kleegrasgemische sind energiereich und eine wertvolle Nahrungsquelle sowohl für Milchkühe als auch für Kälber. Doch fast gleichzeitig kommen Rehkitze zu Welt, die von den Muttertieren in Wiesen versteckt abgelegt werden. Durch eine enge Kommunikation zwischen Jägern und Landwirten können Rehkitze aber auch Junghasen oder die Gelege von bodenbrütenden Vogelarten vor den Mähmaschinen geschützt werden. Drohnen mit Wärmebildkameras, die seit einigen Wochen vom Bundeslandwirtschaftsministerium gefördert werden, können dabei unterstützen.

Rehkitzrettung
Foto: Markus Stifter

„Am wichtigsten ist eine schnelle und reibungslose Kommunikation zwischen Landwirten und Jägern. Erfährt die Jägerin oder der Jäger den geplanten Mähtermin einige Tage im Voraus, können Vergrämungs- und Suchmaßnahmen mit den Helfern oder auch mit Drohnen-Teams koordiniert werden. Die Kombination der verschiedenen Maßnahmen ist der Schlüssel zur erfolgreichen Jungwildrettung“,

so Prof. Dr. Jürgen Ellenberger, Präsident des Landesjagdverbandes Hessen.

„Unsere Bauern sind in Bezug auf dieses Thema sehr sensibilisiert. Zu Beginn der Mähsaison weisen wir jedes Jahr in unseren Mitteilungsmedien, wie dem Landwirtschaftlichen Wochenblatt, auf die Möglichkeiten hin, wie Unfälle mit Wildtieren vermieden werden können.  Wichtig ist dabei die Zusammenarbeit und die frühzeitige Absprache vor dem Mahdtermin zwischen den Landwirten und den Jägern“,

betont der Präsident des Hessischen Bauernverbandes, Karsten Schmal.

Deshalb haben die Hessische Landjugend, der Hessische Bauernverband und der Landesjagdverband bereits im April 2021 ein gemeinsames Online-Seminar für Mitglieder und Helfer veranstaltet und u. a. über bewährte Methoden aber auch den Einsatz von Wärmebilddrohnen ausführlich und anhand verschiedener Fallbeispiele informiert.

Maximilian Becker, Sprecher des Tandem Agrar der Hessischen Landjugend und selbst Junglandwirt:

„Die Jungwildrettung ist für uns eine Herzensangelegenheit. Die Zusammenarbeit zwischen Jägern und Landwirten ist dabei unerlässlich und wird von uns aktiv etwa durch das gemeinsame Wildtierrettungsseminar mit Landesjagdverband Hessen und Hessischem Bauernverband gefördert. Zusätzlich sensibilisieren wir im Rahmen unserer Aktion „Mäh kein Reh“ seit einigen Jahren unsere Mitglieder und stellen kostenfreies Vergrämungsmaterial zur Verfügung“.

Bewährte kombinierte Maßnahmen sind erfolgsversprechend

Am Vorabend vor den Mähtermin werden Scheuchen, kleine Windrädchen, große Mülltüten auf Holzpfählen, Radios oder spezielle Wildwarnsysteme auf der Wiesenfläche platziert, die Muttertiere davon abhalten sollen, ihren Nachwuchs auf dieser Wiese abzulegen. Ungewohnte Geräusche und optische Signale werden auch von speziellen „Wildwarnern“ abgegeben, die im Handel verfügbar sind. Wildwarner oder auch Scheuchen dürfen allerdings nur kurz vor dem Mähen eingesetzt werden, da sich das Wild sonst schnell daran gewöhnt. Auch kann der Landwirt bereits am Vorabend einen Streifen anmähen, damit das Wild die Gefahr rechtzeitig erkennt und über Nacht flüchtet.

Bevor der Landwirt am nächsten Morgen mit dem Mähen beginnt, kommen die Helfer evtl. sogar mit technischer Unterstützung aus der Luft zum Einsatz und suchen aktiv die oft mehrere Hektar großen Wiesen ab. Mit modernen Wärmebildkameras ausgestattet, können Flugdrohnen aus bis zu hundert Metern Höhe ein Kitz sicher erkennen. Die Kameras sind heute so sensibel, dass der Einsatz auch an sonnigen Tagen möglich ist. Zeigt sich ein Kitz auf dem Monitor oder findet einer der Helfer mit oder ohne Hund ein Kitz, wird es mit Handschuhen und auf einem Grasbüschel aus der Wiese getragen. Dabei bekommen die Jäger auch Unterstützung von Kitzrettungsstationen.

Besonders wichtig ist es, dass nach der Suche – egal ob zu Fuß oder aus der Luft – unmittelbar mit dem Mähen begonnen wird. Vergehen auch nur wenige Stunden zwischen Suche und Mähen, kann es sein, dass die Ricke bereits wieder ein Kitz in das hohe Gras ablegt.

Der Landwirt mäht am besten von innen nach außen, um den Tieren noch eine Flucht in die Randbereiche zu ermöglichen. Denn die scheuen Tiere flüchten ungern tagsüber über offene Flächen.

Landwirte, Landjugend und die Jägerschaft sind sich sicher, so in diesem Jahr noch mehr Kitze vor dem Mähtod retten zu können und begrüßen die Unterstützung durch freiwillige Helfer, die sich dem Tierschutz verpflichtet fühlen.

Die Jäger weisen darauf hin, dass Jungtiere häufig in hohem Gras abgelegt werden. Das sei ein normales und natürliches Verhalten. Deshalb sollten Jungtiere an Tagen, an denen nicht gemäht wird, auf keinen Fall berührt oder weggetragen werden.