Initiative des Landesjagdverbandes Hessen führt zu einer Allianz der Kreisnaturschutzverbände zum Bau einer Grünbrücke an der A 45

Über 60.000 Fahrzeuge passieren täglich die A 45 im Bereich der Kalteiche im Lahn-Dill-Kreis. In einem über mehrere Jahre angelegten Ausbauprojekt der Autobahn 45 („Sauerlandlinie“) von Gießen nach Dortmund werden Brücken erneuert und die Trasse erweitert. Dies wird voraussichtlich die Barrierewirkung für Wildtiere an der vierspurigen Autobahn weiter erhöhen.

Bild Grünbrücke B 38 Kreis Bergstrasse
Grünbrücke Niederliebersbach an der B 38 Kreis Bergstraße, Quelle: LV Hessen

Die beteiligten Bündnispartner fordern deshalb den Bau einer Querungshilfe für Wildtiere. Ein landesweit bedeutsamer Wildtierkorridor im Dreiländereck Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hessen verläuft in Höhe der „Kalteiche“. Nicht nur Rotwild kommt hier vor, sondern auch Wildkatze und Luchs nutzen diese über Jahrzehnte angenommenen Fernwechsel. Auch das Auftauchen eines Wolfes im Landkreis Siegen-Wittgenstein unmittelbar an der Landesgrenze im Winter 2015 (dokumentiert durch eine Fotofalle) belegt die hohe Attraktivität dieses Waldbereiches.

Um die genetische Vielfalt dieser Großsäuger, die in großflächigen Lebensräumen leben und über weite Strecken wandern, langfristig zu sichern, müssen ihre tradierten Wanderwege durch den Bau von Grünbrücken aufrechterhalten werden. Das stets enger werdende Straßennetz (aktuell rund 17.400 km in Hessen) erschwert zunehmend solche Wanderungen.

Grünbrücken sind bepflanzte Übergänge, die bis zu 50 m breit sein können. Sie ermöglichen dem Wild ein gefahrloses Überqueren von Autobahnen und sollten ausschließlich diesem Zweck dienen.

Der richtige Standort ist entscheidend, damit die Wildtiere die Grünbrücke schnell akzeptieren. Idealerweise liegen Grünbrücken an bestätigten Fernwechseln der betroffenen Arten.

Im Rahmen der Gesamtausbaustrecke von der Landesgrenze bis zum „Gambacher Kreuz“ bei Butzbach ist die „Kalteiche“ jene Lokalität, die die besten Voraussetzungen bietet, dass Wildtiere das Bauwerk auch annehmen. Auch die Geländeform begünstigt den Bau einer Querungshilfe an dieser Stelle.

Bild Grünbrücke
(von links): Lavinia Dittmar (Naturschutzbeauftragte im Jagdverein Wetzlar), Thomas Schäfer (Vorstandsmitglied im LJV Hessen), Rolf W. Becker (LJV Hessen); Rudolf Fippl (HGON, Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz) Foto: Markus Stifter

Die Kreisnaturschutzverbände unter Führung des Landesjagdverbandes Hessen sehen in der Forderung nach einer Grünbrücke einen Beitrag zur Sicherung der biologischen Vielfalt („Biodiversität“) im hiesigen Raum.

Der LJV Hessen widmet sich als anerkannter Naturschutzverband seit 1992 der Thematik „Lebensraumzerschneidung und Grünbrücken“ mit großem Engagement und hat zwischenzeitlich zur Realisierung mehrerer Grünbrücken in Hessen u. a. an der A 7 bei Hünfeld, A 45 im Seulingswald, B 62 bei Biedenkopf und verschiedene an der A 44 zwischen Kassel und Eisenach beigetragen.