Jäger kämpfen erfolgreich für Grünbrücken an der A 44

Die Autobahn A 44, die derzeit durch das nordhessische Bergland zwischen Kassel und Eisenach gebaut wird, fügt der empfindlichen Naturlandschaft der nordosthessischen Mittelgebirge erhebliche Schäden zu. Vor allem aber zerschneidet sie einen der letzten bisher unzerschnittenen Naturräume Hessens.

Grünbrücke Küchen
Beispielfoto Grünbrücke in Küchen
Foto: Rolf-W. Becker/LJV Hessen

Dies ist von besonderer Bedeutung da hier zahlreiche, in anderen Regionen Deutschlands längst ausgestorbene oder selten gewordene, große Säugetiere leben, für die die neue Autobahn ein erhebliches Wanderungshindernis darstellt, sodass genetische Isolation und evtl. sogar Aussterben von Teilpopulationen drohen. Hier sind in erster Linie das Rotwild und die Wildkatze zu nennen. Sie besitzen in Nordosthessen eines ihrer größten, zusammenhängenden Vorkommen in Mitteldeutschland, die in einem genetischen Austausch mit den Vorkommen im Harz und im Thüringer Wald stehen.

Daher war es das Bestreben der Jägerschaft, vom Beginn der Autobahnplanung an, ihr wildbiologisches Fachwissen in den Planungsprozess einzubringen, um den Zerschneidungseffekt der Autobahntrasse möglichst zu mindern. Das wichtigste Instrument dazu ist der Bau von Grünbrücken. Nur die Jägerinnen und Jäger wissen, wo die uralten Fernwechsel des Rotwildes die Täler von Losse, Wehre, Sontra und Ulfe queren, wo also die Tiere vom Kaufunger Wald und Meißner zum Stiftswald bei Kaufungen oder in den Riedforst nördlich von Spangenberg wechseln. Auch die Fernwechsel vom Seulingswald in den Ringgau und zum Thüringer Wald sollten möglichst erhalten bleiben.

Koordiniert wurden die Forderungen der Jägerschaft an die Straßenbauverwaltung vom Referenten für Naturschutz und Wildbiologie des Landesjagdverbands Hessen, Rolf-Walter Becker, gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Lebensraum des Rotwildrings Meißner-Kaufunger Wald.

Auch durch das Naturschutzengagement der Jäger konnten bisher vier Grünbrücken bei Küchen, Hasselbach, Harmuthsachsen und Waldkappel für die Wildtiere realisiert werden. Eine weitere Grünbrücke bei Helsa, die den alten Fernwechsel vom Stiftswald zum Kaufunger Wald und zum Meißner aufrechterhalten soll, ist in konkreter Planung.

Diese Grünbrücken werden natürlich nicht nur von Rothirschen und Wildkatzen, sondern von fast allen wildlebenden Tieren bis hin zu den Kleinsäugern, aber auch von Vögeln, Fledermäusen und Schmetterlingen genutzt.

„Aber nicht nur die Grünbrücken mindern den Zerschneidungseffekt der Autobahn in der Landschaft. Auch die vielen, zum Teil kilometerlangen Tunnel, wie etwa bei Hirschhagen, die den Autobahnbau leider auch so teuer machen, wirken gleichzeitig positiv für die Tiere als natürliche Grünbrücken, “ betonte Rolf-Walter Becker. „Es ist das Bemühen der Jägerschaft bei großen Infrastrukturprojekten darauf zu achten, dass die Lebensinteressen der großen Säugetiere ausreichend berücksichtigt werden.

Text: Dr. Jörg Brauneis, Jagdverein Hubertus Kreis Eschwege e.V.