Pressemitteilung: Risiko von Wildunfällen steigt nach der Zeitumstellung

Am kommenden Wochenende werden die Uhren auf Winterzeit umgestellt. Nach der Zeitumstellung wird es morgens früher hell und abends eine Stunde früher dunkler. Damit fällt die Dämmerungszeit, in der sich die heimischen Wildtiere auf Nahrungssuche begeben, wieder in die Hauptverkehrszeit. Deshalb ist auf den Straßen besondere Vorsicht geboten.

Das Risiko für einen Wildunfall steigt nach der Zeitumstellung.
In der Zeit von 6.00 Uhr bis 9.00 Uhr ist die Unfallgefahr im Herbst besonders hoch. Foto: Thorsten Mohr

Dunkelheit, fallendes Laub und Nebel erhöhen ebenfalls die Wildunfallgefahr

Autofahrer müssen im Herbst vermehrt mit Wild auf den Straßen rechnen. Besonders in der Morgen- und Abenddämmerung besteht eine erhöhte Gefahr für Wildunfälle. Der Landesjagdverband Hessen gibt Tipps für eine sichere Fahrt.

„Insbesondere die Morgenstunden werden zur Falle für Tier und Mensch. Zwischen 6.00 Uhr und 9.00 Uhr morgens ist das Risiko für einen Zusammenstoß besonders hoch. Rehe, Hirsche und Wildschweine sind derzeit auf Nahrungssuche, um sich Fettreserven für die kalten Wintermonate anzufressen“,

so LJV-Pressesprecher Markus Stifter.

Wildschweine und das Damwild, was sich jetzt in der Paarungszeit befindet, trifft es dabei besonders häufig. Dies zeigt eine Datenauswertung aus dem Tierfundkataster des Deutschen Jagdverbandes (DJV).

Pressegrafik: Wildunfälle pro Tag in Hessen, Quelle: LJV Hessen
Pressegrafik: Wildunfälle pro Tag in Hessen, Quelle: LJV Hessen

Doch auch in den Abendstunden sollten Autofahrer wachsam sein und das Tempo insbesondere auf Überlandstrecken drosseln. Am Abend wird es nach der Zeitumstellung eine Stunde früher dunkel. „Die Dämmerungsphase beginnt bereits gegen 17.00 Uhr und fällt damit ebenfalls in die Rush-Hour. Wer dann Tempo 80 statt 100 fährt, verkürzt seinen Bremsweg um ca. 24 Meter und kann so vielleicht den Zusammenstoß mit einem Wildtier vermeiden“, so Stifter weiter.

Der Landesjagdverband Hessen weist auf den Ratgeberfilm „Wildunfälle verhindern“ (www.ljv-hessen.de/wildunfall-film) hin. Der Film zeigt, wie Wildunfälle verhindert werden können, was zu tun ist, wenn ein Wildtier plötzlich auf die Straße springt und wie man sich nach einem Zusammenstoß richtig verhält. Der Film kann über die Webseite kostenlos heruntergeladen und von den Redaktionen auf eigenen Online-Portalen genutzt werden.

Service: Wie verhalte ich mich, wenn ein Wildtier am Straßenrand steht?

Wenn ein Tier am Straßenrand steht, sollte der Fahrer kontrolliert bremsen, abblenden und hupen. Die Augen der Wildtiere sind deutlich lichtempfindlicher als die des Menschen, das Fernlicht blendet und macht orientierungslos. Der Hupton hilft Wildtieren, sich akustisch zu orientieren und zu flüchten. Falls eine Kollision unvermeidbar ist, sollte der Autofahrer nicht riskant ausweichen, sondern das Lenkrad gut festhalten und bremsen. Ein unkontrolliertes Ausweichmanöver erhöht das Unfallrisiko, besonders wenn das Auto in den Gegenverkehr gerät oder die Fahrt am Baum endet.
Nach einer Kollision muss die Unfallstelle unverzüglich gesichert werden: Warnblinkanlage einschalten, Warnweste anlegen und Warndreieck aufstellen.
Tote Tiere sollten nicht angefasst oder mitgenommen werden. Das Mitnehmen von getötetem Wild kann darüber hinaus als Wilderei zu bewerten sein.
Im Interesse des Tierschutzes ist es nach einem Wildunfall Pflicht, die Polizei anzurufen, selbst wenn das Tier geflüchtet ist. Diese kontaktiert den zuständigen Jäger, der das verletzte Tier suchen und erlösen kann. Die Polizei oder der Jäger stellen vor Ort eine Wildunfallbescheinigung aus, die als Nachweis bei der Versicherung dient. Wer einen Wildunfall nicht meldet, macht sich nach § 3 (2) des hessischen Jagdgesetzes strafbar.

Wie kann ein Wildunfall verhindert werden?

  • Geschwindigkeit entlang unübersichtlichen Wald- und Feldrändern reduzieren.
  • Besonders gefährlich sind neue Straßen durch Waldgebiete, da das Wild seine gewohnten Wege beibehält.
  • Die größte Gefahr droht in der Morgen- und Abenddämmerung, bei Nacht und bei Nebel.
  • Tier am Straßenrand: Abblenden, Hupen, Bremsen.
  • Ein Tier kommt selten allein. Autofahrer sollten stets mit Nachzüglern rechnen.
  • Lässt sich ein Zusammenstoß nicht verhindern: Vollbremsung einleiten und das Lenkrad festhalten. Nicht ausweichen! Sonst endet die Fahrt schnell im Gegenverkehr oder an einem Baum.

 Was ist nach einem Wildunfall zu tun?

  • Unfallstelle sichern: Warnblinkanlage anschalten, Warnweste anziehen, Warndreieck aufstellen und Polizei unter 110 anrufen. Sind Personen verletzt, muss der Notruf 112 gewählt werden.
  • Aufgrund der Infektionsgefahr niemals tote Tiere ohne Handschuhe anfassen. Abstand halten zu lebenden Tieren.
  • Wer Wild mitnimmt, macht sich der Wilderei strafbar.
  • Einem geflüchteten Tier nicht folgen. In der Unfallmeldung die Fluchtrichtung mitteilen und die Unfallstelle markieren. Dies gelingt z. B. mit einem weißen Papiertaschentuch, das an einen Ast oder Busch, von der Straße aus gut sichtbar, befestigt wird. Auch ein Einmalhandschuh aus dem Verbandskasten kann z. B. über den nächstgelegenen Leitpfosten gestülpt werden, um den Unfallort zu markieren. So kann der Jäger das verletze Tier leichter finden.
  • Für die Versicherung Wildunfallbescheinigung von Jäger oder Polizei ausstellen lassen.

Wildunfälle in Zahlen:

  • Die Statistik des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zeigt, dass es im vergangenen Jahr rund 800 Mal am Tag auf deutschen Straßen zu Zusammenstößen mit Wildtieren gekommen ist. Insgesamt wurden für 284.000 Wildunfälle mehr als 940 Millionen Euro von den Versicherungen gezahlt, pro Tag also rund 2,6 Mio. Euro.
  • Die Auswertung der hessischen Jagdstreckenstatistik zeigt, dass die meisten Wildunfälle mit Rehwild passieren. Im Jagdjahr 2022/2023 (vom 01.04.2022 bis 31.03.2023) wurden hessenweit insgesamt 15.790 verunfallte Tiere durch die Jagdausübungsberechtigten gemeldet. Davon waren 13.861 Rehe, 1.768 Wildschweine und 108 Stück Rotwild betroffen. Insgesamt ergibt sich gegenüber dem Vorjahr (16.177) ein leichter Rückgang von rund 387 Wildunfällen, beim Rehwild jedoch verzeichnen wir eine Steigerung um rund 830 Tieren (Vorjahr 13.032), die dem Verkehr zum Opfer gefallen sind.
  • Da nicht alle Wildunfälle in die Jagstreckenstatistik mit einfließen, liegt die Dunkelziffer vermutlich noch um einiges höher. Auch die vielen kleinen Wildtiere wie Füchse, Waschbären, Feldhasen, Igel oder Marder werden durch die offiziellen Statistiken nicht erfasst. Die App „Tierfundkataster“ macht diese Daten jedoch sichtbar. Außerdem werden so auch Meldungen von seltenen oder naturschutzfachlichen Arten wie Biber/Fischotter, Wildkatze, etc. erfasst und liefern Rückschlüsse, wo diese Arten vorkommen.
  • Machen Sie mit! Und melden Sie tot aufgefundene Wildtiere über die App „Tierfundkataster“. Die Erfassung hilft Unfallschwerpunkte zu erkennen und macht sichtbar, wie groß die Verluste durch den Straßenverkehr bei den nicht-meldepflichtigen Arten wie Füchse, Igel, Marder, Greifvögel etc. sind.