Rotwild-Lebensraumgutachten Gieseler Forst übergeben

Autor: Markus Stifter
Am Freitag, 20. März 2018 wurde in Großenlüder das Lebensraumgutachten „Gieseler Forst“ mit einem konkreten Umsetzungskonzept an die 46 Reviere der Rotwildhegegemeinschaft übergeben. Ziel des Konzeptes ist es, die Lebensräume für das größte heimische Säugetier, das Rotwild, zu erhalten und zu verbessern.

von links: LJV-Präsident Prof. Dr. Jürgen Ellenberger, Sebastian Keidel (Forstamtsleiter Burghaun), David Nöllenheidt (Forstamtsleiter Fulda), Dr. Walter Arnold, MdL (CDU-Fraktion Hessen), Michael Wehner (UJB Fulda), Dr. Rudolf Leinweber (Vorsitzender Hegegemeinschaft Gieseler Forst), Landrat Bernd Woide (Landkreis Fulda). Foto: Markus Stifter

Angestrebt wird eine genetisch gesunde Population und ein an das Gebiet angepasster Wildbestand. Insbesondere die Wanderbewegungen des Wildes sollen erhalten werden, damit ein genetischer Austausch zwischen den einzelnen Populationen möglich ist. Damit die Tiere die jahrzehntealten Fernwechsel wieder annehmen, sind Deckung, Äsung (Nahrung) und Ruhe dringend nötig. In den großen Waldgebieten des Gieseler Forstes werden deshalb Äsungsflächen und großflächige Wildruhezonen eingerichtet. Dort finden die scheuen Tiere einen Rückzugsort und können auch am Tage ungestört Nahrung aufnehmen, dies verhindert Schälschäden an Buchen und Fichten.

Dr. Rudolf Leinweber Foto: Markus Stifter

An dem nun vorliegenden Werk haben zwölf Personen über einen Zeitraum von sechs Jahren intensiv gearbeitet. Der Vorsitzende der Rotwild-Hegegemeinschaft „Gieseler Forst“ Dr. Rudolf Leinweber betonte insbesondere das gute Miteinander von Jägern und Förstern und die hohe Motivation aller Beteiligten in der Fläche, dem Rotwild einen besseren Lebensraum zu bieten.

In Hessen gibt es 20 Rotwildgebiete mit einer Gesamtgröße von 629.500 Hektar, dies entspricht rund einem Drittel der Landesfläche Hessens.

Landrat Bernd Woide Foto: Markus Stifter

Landrat Bernd Woide begrüßte das große Engagement der Hegegemeinschaft und betonte, er sei stolz darauf, dass der Kreis Fulda eine ländliche Region ist und der Arten- und Landschaftsschutz ohne die Jagd nicht möglich seien.

Ulrich Knickrehm von der Oberen Jagdbehörde lobte die ehrenamtliche Arbeit aller Beteiligten. Mit dem vorliegenden Gutachten der Hegegemeinschaft habe man ein großes Stück geschafft. Nun gehe aber die Arbeit weiter, um das Konzept auch in der Fläche umzusetzen. Das Gutachten sei auch eine wichtige Information für die Obere Jagdbehörde und fließe auch in behördliche Entscheidungen ein.

Das Rotwild könne als stärkstes hier lebendes Säugetier nicht nur geduldet werden, sondern hätte eine Berechtigung zu leben und sich zu entwickeln, hob der jagdpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Dr. Walter Arnold, hervor. Grundsätzlich müssten jedoch die Schälschäden bei HessenForst in einer vertretbaren Größenordnung bleiben. Aktuell beschäftige sich der Landesrechnungshof mit den Schälschäden, die dem Landesbetrieb Ertragsausfälle bescheren.

LJV-Präsident Prof. Dr. Jürgen Ellenberger zeigte sich erfreut, dass bereits das dritte Rotwild-Lebensraumgutachten unter aktiver Beteiligung des Landesjagdverbandes veröffentlicht worden ist. „Das Niederwild ist ebenso wichtig, wie das Lebensraumgutachten der Hegegemeinschaft Wiesbaden/Ost im vergangenen Jahr zeigt.“

LJV-Präsident Prof. Dr. Jürgen Ellenberger Foto: Markus Stifter

Es könne nicht sein, dass der König der Wälder in Reservaten eingesperrt wird und Autobahnen diese Lebensräume zerschneiden. Deshalb setze sich der LJV mit Nachdruck für den Bau weiterer Grünbrücken ein, die nicht nur dem Rotwild, sondern auch vielen anderen Arten wie dem Luchs, der Wildkatze oder dem Wolf eine sichere Überquerung immer breiter werdender Autobahnen ermöglichen. „Im Landkreis Fulda an der A7 ist bereits die erste Grünbrücke an einer Autobahn erfolgreich umgesetzt, die nächste an der A49 ist gerade im Bau und für eine weitere Querungshilfe an der A45 bei Haiger/Burbach an der Kalteiche kämpft der Landesjagdverband, damit diese im Planfeststellungsverfahren fest verankert wird.“. Der LJV-Präsident appellierte an alle Jägerinnen und Jäger in Hessen: „Im Oktober sind Landtagswahlen. Der LJV hat bereits Wahlprüfsteine erarbeitet und im HessenJäger veröffentlicht. Bringen sie alle diese Wahlprüfsteine in Gespräche mit ihren Lokalpolitikern ein und sorgen sie dafür, dass unsere Themen Gehör finden. Im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD in Berlin ist der Satz ‚Wir erkennen die Jagd als nachhaltige Nutzungsform an und wollen sie weiterhin stärken. Wir werden bundeseinheitliche Regelungen für eine Zertifizierung von Jagdmunition mit optimaler Tötungswirkung bei gleichzeitiger Bleiminimierung, einen Schießübungsnachweis, die Jäger- und Falknerausbildung sowie -prüfung schaffen.‘ Diese Aussage wünsche ich mir auch in Hessen“, so Ellenberger weiter.

Der Naturschutzreferent des Landesjagdverbandes, Rolf-Walter Becker, zeigte auf einer Folienpräsentation die Wanderbewegungen des Rotwildes auf und lobte den Bau der Grünbrücke an der A7. Die Querungshilfe sei bereits kurz nach der Fertigstellung vom Rotwild angenommen worden und ermögliche nun einen genetischen Austausch bis nach Thüringen.

Rolf Becker vom LJV Hessen. Foto: Markus Stifter

Der Leiter des Forstamtes Fulda, David Nöllenheidt, zeigte in einer Präsentation die nächsten Handlungsfelder auf, die nun in die Praxis umgesetzt werden sollen.

David Nöllenheidt. Foto: Markus Stifter

 

Dr. Rudolf Leinweber bei der Übergabe des Lebensraumgutachtens an die Reviere. Foto: Markus Stifter
Dr. Rudolf Leinweber, Dr. Walter Arnold, jagdpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion und LJV-Präsident Prof. Dr. Jürgen Ellenberger. Foto: Markus Stifter

Download Lebensraumgutachten als PDF (niedrige Auflösung, 3 MB)

Download Lebenraumgutachten als PDF (hohe Auflösung, 40 MB)