Vorwort April 2022

Prof. Dr. Jürgen Ellenberger

Liebe Jägerinnen und Jäger,

das Hessische Umweltministerium will die geltende Jagdverordnung evaluieren. Dazu hat der Landesjagdverband Hessen eine umfassende Stellungnahme fristgerecht abgegeben, bei der auch die Eingaben der Kreisjagdvereine eingearbeitet worden sind. Auch befreundete Verbände aus dem Aktionsbündnis ländlicher Raum haben Stellungnahmen abgegeben. Wir haben unsere Stellungnahme auch relevanten Politikern zugänglich gemacht und um Unterstützung nachgesucht. Wie bereits im letzten Hessenjäger gesagt, handelt es sich zunächst nur um eine Abfrage zur Evaluierung, noch nicht um eine Stellungnahme zu einem konkreten Entwurf des Umweltministeriums. Dies wird im Laufe des Jahres geschehen, weil die geltende Jagdverordnung am 31. Dezember 2022 ihre Geltung verliert. Bis dahin muss entschieden werden, ob und wie sie verlängert oder ersetzt wird. Wir empfehlen daher allen Jägerinnen und Jägern in Hessen schon heute, dass sie die Landtagsabgeordneten Ihres Wohnortes auf das Thema ansprechen, um jagd- und vereinsfeindliche Tendenzen frühzeitig zu verhindern.

Auch in diesem Jahr veranstaltete der Landesjagdverband Hessen eine gemeinsame verbandsübergreifende Informationsveranstaltung über die rechtlichen Voraussetzungen der Jungwildrettung. In einem Praxisteil wurden die verschiedenen Methoden und technischen Hilfsmittel zur Wildtierrettung vorgestellt. Die Veranstaltung fand am Samstag, dem 2. April 2022 von ca. 9.30–16.00 Uhr in der Limeshalle Grüningen statt. Angesprochen waren Jäger, Landwirte sowie weitere Interessierte aus dem Bereich des Tier- und Naturschutzes. Eine Teilnahmegebühr wurde nicht erhoben. Der Praxisteil fand auf dem Hof Obersteinberg in Pohlheim statt.

Bis zum Jahr 2025 sollen im Rahmen des Projektes „Bunte Biomasse“ bundesweit mindestens 500 Hektar Mais durch ertragreiche, mehrjährige Wildpflanzenkulturen ersetzt werden. Dafür erhalten die Landwirte einen Ausgleich für Deckungsbeitragsverluste in Höhe von 250,- € pro Hektar und Jahr. Der Landesjagdverband Hessen unterstützt das Projekt als lokaler Kofinanzierer und übernimmt für die hessischen Projektteilnehmer die Hälfte des gezahlten Ausgleichs für den Deckungsbeitragsverlust. Das Projekt „Bunte Biomasse“ ist ein Vorzeigeprojekt der Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Jägern und Biogasanlagenbetreibern. Im November 2020 wurde es als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet. Die Auszeichnung unterstreicht die Bedeutung des Projektes zur Förderung der Biodiversität in der Agrarlandschaft. Wir freuen uns, dass wir als Landesjagdverband Hessen das Projekt „bunte Biomasse“ unterstützen können und hoffen, das Thema „Wildpflanzenkulturen zur Bioenergiegewinnung“ damit auch in Hessen weiter voranzubringen. Unser Bundesland gehört nicht zu den Hochburgen der Bioenergiegewinnung. Dennoch wird auch hier der Anbau von Blühpflanzen als Alternative zu Mais einen positiven Beitrag zur Erhöhung der Vielfalt an Kulturen und Strukturen in den Anbaugebieten leisten und sich entsprechend positiv auf die Biodiversität auswirken. Die Nutzung von Blühpflanzen zur Gewinnung von Bioenergie zeigt auch in sehr anschaubarer Weise, dass landwirtschaftliche Produktion und Natur und Artenschutz auch gemeinsam gedacht werden können und nicht immer in einem Konkurrenzverhältnis zueinanderstehen müssen. Zwar erreicht die Energieausbeute von Blühpflanzen gerade in landwirtschaftlichen Gunstgebieten nicht die Methanausbeute, die durch Mais erreicht werden kann, aber die ökosystemaren Leistungen dieser Flächen für den Natur- und Artenschutz, den Boden- und Grundwasserschutz und sogar das Landschaftsbild sind nicht zu unterschätzen. Sie sollten daher bei einer Bewertung stets in gleicher Weise berücksichtigt werden, wie der reine Methanertrag. Interessierte Landwirte, die einen Teil ihrer Maisanbaufläche durch mehrjährige Blühpflanzenmischungen für die Bioenergiegewinnung ersetzen wollen und sich an dem Projekt „bunte Biomasse“ zu beteiligen möchten, sollen sich in der Geschäftsstelle des Landesjagdverbandes Hessen (Tel.: 06032 93610, E-Mail: info@ljv-hessen.de) melden. Beteiligte Landwirte erhalten einen Ausgleich für den Deckungsbeitragsverlust und werden kostenlos beim Anbau der Bestände und bei der Ernte des Aufwuchses beraten.

Der diesjährige Landesjägertag und die Landestrophäenschau finden am Samstag, 21. Mai 2022 in Gladenbach statt. Den Meldebogen können Sie auf der Startseite des Landesjagdverbandes Hessen (ljv-hessen.de) herunterladen.

Liebe Jägerinnen und Jäger, ich wünsche Ihnen Gesundheit und Waidmannsheil!

Ihr Prof. Dr. Jürgen Ellenberger

Präsident des Landesjagdverbandes