Vorwort Juni 2022

Prof. Dr. Jürgen Ellenberger

Liebe Jägerinnen und Jäger,

erstmals nach zwei Jahren Corona-Pandemie fand die Messe Jagen-Fischen-Offroad wieder statt. Vom 13. bis 15. Mai konnten die Besucher der Messe an zahlreichen Ständen Informationen rund um die Jagd, das Fischen und Offroad erhalten und sich auch mit nötigem Material eindecken. Die Messe war sehr gut besucht. Die Besucher und auch die Aussteller waren sehr zufrieden. Auch der Landesjagdverband Hessen war mit einem Stand vertreten, der permanent mit den Mitarbeitern der Geschäftsstelle und wechselseitig mit Vorstandsmitgliedern besetzt war.

Am 11. Mai meldete der Landesjagdverband Hessen, dass gegen 6.30 Uhr in der Nähe von Riedstadt das erste Rehkitz vor dem Mähen gerettet wurde. Das erst wenige Tage alte Jungtier wurde von den Jägern des Kreisjägervereins Groß-Gerau mit einer Drohne aufgespürt und konnte so vor dem sicheren Mähtod bewahrt werden. Damit die Kitzrettung in ganz Hessen so vorbildlich läuft, hat der Landesjagdverband Hessen gemeinsam mit dem Hessischen Bauernverband, der Hessischen Landjugend und dem Verband der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer im April einen großen Informationstag zur Jungwildrettung in Mittelhessen veranstaltet und stellt nun eine praktische Checkliste für Jäger und Landwirte vor. Zur Unterstützung der Jungwildrettung hat der Landesjagdverband Hessen die wichtigsten Informationen und eine praktische Checkliste in Form einer Broschüre zusammengefasst. Diese kann im Internet unter www.ljv-hessen.de/kitzrettung kostenlos heruntergeladen oder über die Geschäftsstelle per E-Mail an info@ljv-hessen.de angefordert werden.

Anfang Mai fand die Vorstellung des Filmes von Markus Stifter mit dem Titel „Hessens Wälder ohne Hirsche“ statt. In der Kritik des Films stehen sowohl die amtlich festgelegten Rotwildbezirke als auch Autobahnen, die Lebensräume zerschneiden und einen Wechsel der Tiere zwischen den Rotwildgebieten unmöglich machen. In den isolierten Gebieten steigt die Inzuchtrate unter den Tieren immer weiter an, warnen Organisationen wie die Deutsche Wildtier Stiftung und der Landesjagdverband Hessen. Rotwildbezirke wurden in den 1950er Jahren aus forstwirtschaftlichen Beweggründen geschaffen. Sie sollten die Ausbreitung der Tiere verhindern. Beibehalten wurden sie vor allem in den südlichen Bundesländern. Laut den Landesverordnungen darf das Rotwild die behördlich ausgewiesenen Lebensräume nicht verlassen. Geschieht es dennoch, schreiben die Verordnungen den konsequenten Abschuss dieser Tiere vor. Zusätzlich stellen Autobahnen wie die A 5 und die A 45 in Hessen für das Rotwild unüberwindbare Barrieren dar. So können sich die Tiere in den Rotwildbezirken nur noch untereinander verpaaren. Die Auswirkungen in Hessen hat eine Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen untersucht. Die Ergebnisse sind bedenklich. Alle Rotwildbezirke in Hessen sind bereits von hohen Inzuchtgraden betroffen, fand Professor Dr. Dr. Gerald Reiner bei seinen Untersuchungen heraus. Außerdem bedarf es eines festen Etats von 50 Millionen Euro pro Jahr im Haushaltsplan des Bundes, um Lebensräume, die durch Autobahnen zerschnitten wurden, z.B. mit Grünbrücken wieder zu vernetzen. Die Abschaffung der Rotwildgebiete, die freie Wanderung von männlichen Tieren und der Bau von Querungshilfen (Grünbrücken) sind zwingend notwendig, damit das Rotwild in den deutschen Wäldern langfristig überleben kann. Den Film „Hessens Wälder ohne Hirsche“ von Markus Stifter können Sie unter folgendem Link kostenfrei ansehen: www.hirsche-in-gefahr.de/.

Anlässlich des Pressegesprächs auf dem Landesjägertag in Gladenbach hat der Landesjagdverband Hessen die Landesregierung aufgefordert, zukünftig ab Beginn der Jagdzeit am 1. August alles männliche Rotwild, bis auf Kälber außerhalb der Rotwildbezirke, per Verordnung zu schonen, damit die Tiere wieder ihrem natürlichen Wandertrieb folgen können und so für einen Genaustausch zwischen den Populationen sorgen.

Der diesjährige Landesjägertag und die Landestrophäenschau fanden am Samstag, 21. Mai 2022 in Gladenbach statt. Die hessische Umweltministerin Priska Hinz, die Landtagsabgeordneten Ruhl und Bamberger (beide CDU), Müller (Bündnis 90/Die Grünen) und Knell (FDP) waren ebenso erschienen wie die 1. Beigeordneten des Landkreises Marburg-Biedenkopf, Zachow und der Stadt Gladenbach, Becker. Die Ehre gab uns Regierungspräsident Weinmeister aus Kassel nebst seinen Mitarbeitern aus der Oberen Jagdbehörde in Kassel. Herr van der Heide von HessenForst, Herr Zentgraf vom Verband der hessischen Fischer, Herr Müller für den hessischen Bauernverband, den Verband der hessischen Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer und die Naturlandstiftung, Herr von der Tann für den hessischen Waldbesitzerverband und Herr von Gall für die Stiftung Hessischer Jägerhof in Kranichstein bezeugten ihre Verbundenheit mit dem Landesjagdverband Hessen. Ebenso anwesend war auch der zuständige Kreisjagdberater Joachim Treude. Freuen konnten wir uns über unsere Ehrenmitglieder Peter Boettcher, Wilfried Graf, Hans Schindl und Adolf Tausch. Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier hatte uns spontan ein digitales Grußwort übermittelt, das wir vor allen Grußworten einspielten. Der Saal war übervoll; es mussten zusätzliche Tische gestellt werden, junge Leute setzen sich noch an den Rand des Saales. Es war eine sehr gelungene Veranstaltung. Vielen Dank auch an dieser Stelle für die Hinterländer Jägerschaft für die Ausrichtung und auch großen Dank an die Bläser der Hinterländer und der Marburger Jäger für ihre sehr gute musikalische Untermalung.

Liebe Jägerinnen und Jäger, ich wünsche Ihnen weiterhin gutem Anblick und Waidmannsheil!

Ihr Prof. Dr. Jürgen Ellenberger

Präsident des Landesjagdverbandes