Vorwort November 2022

Prof. Dr. Jürgen Ellenberger

Liebe Jägerinnen und Jäger,

zum äußerst umstrittenen Entwurf der Hessischen Jagdverordnung (HJagdV) gab es im Oktober Neuigkeiten zu vermelden. Auf einer Veranstaltung am 7. Oktober 2022, an der Markus Stifter für den LJV Hessen teilgenommen hat, berichtete der jagdpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Michael Ruhl, informell über den aktuellen Verhandlungsstand zwischen CDU und Bündnis 90/Die Grünen zum Entwurf der geplanten Jagdverordnung. Die Koalitionspartner hätten sich darauf geeinigt, dass die Bejagung des Feldhasen und des Rebhuhns erhalten bleibe. Das Blässhuhn solle ebenfalls wieder eine Jagdzeit erhalten. Die Jagdzeiten von Rabenkrähen und der Nilgans sollten erweitert werden. Die Jungjägerprüfung solle hinsichtlich der Schießleistung und der schriftlichen Fragen angepasst werden, Die Aufgaben der Hegegemeinschaften sollten präzisiert werden, dazu werde das HMUKLV eine Mustersatzung erstellen und diese als Empfehlung herausgeben. Für die Kontrolle von Lebendfangfallen mit elektronischem Fangmelder sollte künftig eine tägliche Überprüfung, morgens zwischen 5.00 Uhr und 9.00 Uhr, in der HJagdV verankert werden. Die CDU gehe davon aus, dass die Veröffentlichung der Jagdverordnung zeitnah noch im Oktober erfolge.

Der Landesjagdverband Hessen hat seine Mitgliedsvereine über den aktuellen Stand der Verhandlungen zur HJagdV per E-Mail informiert und kurzfristig zu einer außerordentlichen Bezirksversammlung am 18. Oktober 2022 nach Bad Nauheim eingeladen. Vereinsvertretern aus allen Bezirken wurde der aktuelle Verhandlungsstand sowie die Inhalte eines persönlichen Gesprächs von mir mit Ministerpräsident Boris Rhein, erläutert. Der Ministerpräsident hat darin die wichtige Aufgabe der Jägerschaft betont und seine Unterstützung zugesichert. Bereits am 12. Oktober 2022 fand ein Gespräch mit der FDP-Fraktion im Hessischen Landtag statt. Auch diese sicherte ihre Unterstützung zu. LJV-Vizepräsident Dr. Nikolaus Bretschneider-Herrmann berichtete über die Sitzung des Landesjagdbeirates, in der Ministerialdirigent Carsten Wilke die wichtige Funktion der Hegegemeinschaften. Die Teilnehmer der Bezirksversammlung bestätigten, dass mit dem bisher informell angekündigten Konsens zwischen CDU und Bündnis 90/Die Grünen wichtige Kernforderungen des LJV erfüllt seien. Es wurde ebenfalls sehr positiv aufgenommen, dass der LJV bereits parallel eine Imagekampagne mit zwei Plakatmotiven geplant hat, die dann ab dem 20. Oktober 2022 in der Landeshauptstadt Wiesbaden veröffentlicht worden sind.

Liebe Jägerinnen und Jäger, am 3. November gedenken Jäger in ganz Deutschland und in Teilen Europas ihres Schutzheiligen Sankt Hubertus, Pfalzgraf von Burgund. Er wird als Begründer einer nachhaltigen und waidgerechten Jagd angesehen. Anlässlich des Hubertustages laden die Jagdvereine in Hessen zur jährlichen Hubertusmesse ein. Der Überlieferung nach war Hubertus als junger Edelmann ein zügelloser Jäger, der die Erlegung des Wildes als Selbstzweck sah. Weder christliche Feiertage noch ethische Grundsätze hinderten den Jäger, seiner Leidenschaft hemmungslos nachzugehen. Nachdem seine Frau gestorben war, ging er als Einsiedler in die Wälder der Ardennen, um dort über seine Trauer hinwegzukommen und ernährte sich ausschließlich durch die Jagd. Eine Begegnung mit einem Hirsch, der ein leuchtendes Kreuz zwischen seinen Geweihstangen trug, bekehrte ihn und ließ ihn erkennen, dass die Jagd nicht allein dem Selbstzweck dient, sondern ein Dienst an der Natur mit weitreichender Verantwortung ist. Diese „Achtung vor dem Geschöpf“ ging als Waidgerechtigkeit in die Verhaltensgrundsätze der Jägerschaft ein. Der Heiliggesprochene wird meist mit Jagdhund und Jagdhorn kniend vor dem „Hubertushirsch“ dargestellt, bewaffnet mit Schwert und Spieß. Hubertusmessen werden Anfang November von Jagdhornbläsern begleitet und in feierlich geschmückten Kirchen gehalten. Sie finden auf der Startseite des Landesjagdverbandes (www.ljv-hessen.de) die Termine von Hubertusmessen, die uns auf Anfrage von den Jagdvereinen gemeldet worden sind.

Es ist wichtig, immer wieder auf die Bedeutung der Jagd für Natur- und Artenschutz sowie die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung hinzuweisen. Über 374.000 Jäger liefern heute in Deutschland jährlich hochwertiges Wildfleisch im Wert von etwa 190 Millionen Euro. Sie sind zudem gesetzlich verpflichtet, einen gesunden, artenreichen Wildbestand zu erhalten. Dazu gehört beispielsweise die Prävention von Tierseuchen oder übermäßigen Fraßschäden in Wald und Feld. Ebenso die Bejagung von Fleischfressern wie Fuchs und Waschbär zugunsten bedrohter Arten. Über 82 Millionen Euro geben Jäger jährlich aus eigener Tasche für Biotoppflege und Artenschutz aus. Hinzu kommen weitere 100 Millionen Euro für die Prävention von Wildschäden.

Liebe Jägerinnen und Jäger, ich wünsche Ihnen weiterhin guten Anblick und Waidmannsheil bei den anstehenden Gesellschaftsjagden.

Ihr Prof. Dr. Jürgen Ellenberger

Präsident des Landesjagdverbandes