Liebe Jägerinnen und Jäger,
am 8. Oktober 2023 ist in Hessen der Landtag neu gewählt worden. Realistisch erscheinen zwei Regierungsvarianten. Entweder die Fortsetzung der bisherigen Koalition aus CDU und Bündnis 90/Die Grünen oder eine Koalition aus CDU und SPD. Ich habe den Hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein angeschrieben und an die Wahlprüfsteine erinnert. Ebenso haben wir die relevanten jagdpolitischen Sprecher angeschrieben. Jetzt kommt es darauf an, dass die Jagd und der ländliche Raum in Hessen gestärkt werden.
Seit dem 1. Oktober 2023 ist unser Film „Achtung Wolf!“ im Internet (Youtube-Link Film: Achtung Wolf!) abrufbar. Die Wölfe verbreiten sich schnell in Deutschland, auch in Hessen. Der Wolfsbestand steigt exponentiell. Der Film zeigt die Folgen des Anstiegs der Wolfspopulation. Es kommt zu immer mehr Wolfsrissen an Weidetieren wie Schafen, Rindern und Pferden. Immer häufiger gibt es Wolfssichtungen und Wolfsbegegnungen durch den Menschen, der Wolf läuft bereits durch Dörfer und verliert zunehmend die Scheu. Wie hoch ist künftig die Gefahr für die Weidetierhalter oder gar für den Menschen? Welche Antworten gibt die neueste Wolfs-Forschung? Der Wolf ist nach der FFH-Richtlinie in der EU streng geschützt. Ist eine Bejagung des Wolfs wie in Schweden sinnvoll? Der Film ist bereits über 44.000 Mal aufgerufen. Ein toller Erfolg. Schauen Sie sich den Film an und verbreiten Sie ihn über Ihre Kontakte. Die Bevölkerung muss über den Konflikt Wolf und Mensch sachlich informiert werden.
Selbst die Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat jetzt einen VORSCHLAG ZU SCHNELLABSCHÜSSEN VON WÖLFEN präsentiert. Das ist einer erster Schritt in die richtige Richtung, aber insgesamt unzureichend. Ohne DNA-Nachweis soll künftig bereits nach einem erstmaligen Nutztierriss in einer geschützten Herde der Abschuss von Wölfen in einem Umkreis von einem Kilometer und innerhalb von 21 Tagen möglich sein. Voraussetzung dafür: Es handelt sich um eine Region mit erhöhtem Rissvorkommen. Es ist unverständlich, warum das Bundesumweltministerium erst jetzt diese Möglichkeit einräumt und bisher verhindert hat. Der Deutsche Jagdverband (DJV) fordert angesichts stark gestiegener Nutztierrisse seit langem ein regional differenziertes Bestandsmanagement – so wie es übrigens auch im Koalitionsvertrag der Bundesregierung steht. Erst Ende Juli 2023 hatten der DJV und sieben weitere Verbände konkrete Handlungsempfehlungen an die Bundesumweltministerin geschickt – bis heute gab es keine Antwort. Der Vorschlag zu Schnellabschüssen von Steffi Lemke soll in eine Beschlussfassung auf der Umweltministerkonferenz der Länder Ende November überführt werden. Bereits zu Beginn des nächsten Jahres sollen die Schnell-Entnahmen angewendet werden können.
Das Bundesamt für Naturschutz hat die neuen amtlichen Monitoringzahlen zum Wolf veröffentlicht. Deutscher Bauernverband, Deutscher Jagdverband und Deutsche Reiterliche Vereinigung kritisieren die mangelnde Aktualität der Daten. Das derzeitige Monitoringverfahren mit Stichtag 30. April 2023 berücksichtigt die dynamische Entwicklung der Bestände nur unzureichend – der Nachwuchs aus dem Sommer fehlt regelmäßig. Das heißt: Bei offiziell nachgewiesenen 231 Wolfspaaren müssen für das Jahr 2023 mindestens 1.000 Welpen hinzugerechnet werden. Die Verbände fordern deshalb das Bundesumweltministerium auf, für die atlantische und die kontinentale biogeografische Region den günstigen Erhaltungszustand des Wolfs sofort an die EU-Kommission zu melden.
Die traditionellen Hubertusmessen finden in jedem Jahr rund um den Hubertustag am 3. November statt und werden von den örtlichen Jagdvereinen (mit-)organisiert. Die Termine, die dem Landesjagverband gemeldet wurden, finden Sie unter www.ljv-hessen.de.
Der Landesjagdverband richtet am 7. November 2023 um 18.00 Uhr das Praxisseminar „Notfall im Jagdrevier“ mit dem Anästhesisten und Notfallmediziner Dr. med. Richard Humburg im Landhotel Jägerhof in Malsfeld (bei Homberg/Efze) aus. Plötzlich kracht beim Aufbauen eine Leitersprosse, ein Keiler nimmt einen Hundeführer an oder ein harmlos erscheinender Wespenstich wird durch eine allergische Reaktion zum lebensbedrohlichen Notfall. Jägerinnen und Jäger müssen dann bedacht und richtig handeln, um sich oder ihren Jagdfreunden das Leben zu retten. Hinzu kommen die Schwierigkeiten im Revier: Am Unfallort ist kein Handynetz verfügbar, der genaue Unfallort lässt sich schwer beschreiben und ein Rettungswagen kann den Unfallort aufgrund schlechter Wege nicht erreichen. Wer in einer solchen Situation nicht hilflos sein möchte, sollte gut vorbereitet sein, falls bei der nächsten Jagd ein Notfall eintritt. Der erfahrene Anästhesist und Notfallmediziner Dr. med. Richard Humburg aus Wiesbaden ist selbst begeisterter Jäger, und hat auf Basis der Initiative „Erste Hilfe auf der Jagd“ von Markus Stifter ein differenziertes Erste-Hilfe-Seminar speziell für Jägerinnen und Jäger entwickelt.
Liebe Jägerinnen und Jäger, ich wünsche Ihnen alles Gute und vor allem viel Waidmannsheil.
Ihr Prof. Dr. Jürgen Ellenberger
Präsident des Landesjagdverbandes