Vorwort Oktober 2023

Prof. Dr. Jürgen Ellenberger

Liebe Jägerinnen und Jäger,

am 8. Oktober 2023 wird in Hessen der Landtag neu gewählt. Vergleichen Sie die Antworten der im Landtag vertretenen Parteien, die auf unsere Wahlprüfsteine geantwortet haben (abrufbar unter www.ljv-hessen.de). Der Landesjagdverband hat die wichtigsten Fragen und die dazu eingegangenen Antworten auch nochmal elektronisch versandt. Die wichtigsten Forderungen des Landesjagdverbandes sind ein eigenständiges Ministerium für die Jagd und den ländlichen Raum mit einem Jagdreferenten, der Jäger ist, eine eigenverantwortliche Jagdausübung im Rahmen des bewährten Reviersystems, eine Besatzerfassung und ein Wildmonitoring, das ausschließlich durch die Jägerschaft durchgeführt wird und nicht durch eine staatlich gelenkte Behörde, eine Entbürokratisierung des Förderwesens, damit Jägergeld unbürokratisch in Jägerhand kommt, die Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht sowie eine agrarpolitische Weichenstellung, die bedrohte Arten der Feldflur besser schützt. Falls Sie noch keine Briefwahl gemacht haben, gehen Sie zur Wahl! Nur wer wählen geht, kann mit seiner Stimme darüber mitentscheiden, wie die Jagd in Hessen zukünftig gestaltet wird! Treffen Sie bitte Ihre Wahlentscheidung sorgfältig und mit Bedacht. Geben Sie den Parteien Ihre Stimme, die der Jagd positiv gegenüberstehen und dies in Regierungsverantwortung auch umsetzen können.

Der Landesjagdverband Hessen hat am 9. September 2023 in der Hessenhalle Alsfeld ein Wolfssymposium unter dem Titel „Der Wolf – Artenschutz oder Artenschwund?“ durchgeführt. Mit diesem in Hessen bisher einmaligem Fachsymposium zog der Landesjagdverband Hessen großes Interesse und rund einhundert Teilnehmer, die teilweise von weit her angereist waren, in die Hessenhalle nach Alsfeld. Prof. Dr. Dr. habil. Sven Herzog von der TU Dresden bekräftigte: „Wir haben uns 25 Jahre lang darauf beschränkt, einfach zuzuschauen wie die Landschaft durch den Wolf wiederbesiedelt wird. Das hat dem Wolf gutgetan, er hat sich reichlich vermehrt, vermehrt sich immer noch. Wir müssen sehen, wie wir in Zukunft mit dieser Tierart umgehen. Wir haben in den letzten 20 Jahren sehr große Akzeptanzprobleme bekommen, gerade bei Haltern von kleinen Huftieren. Es ist sicherlich wichtig, jetzt intelligente Konzepte des Wolfsmanagements, des aktiven und passiven Herdenschutzes zu entwickeln, um ein Miteinander zwischen Menschen und Wolf auch in Zukunft hinzubekommen.“ Dr. Michael Weiler, Fachtierarzt für Pferde war bis zu seinem Ruhestand Inhaber und Leiter der Tierklinik in Gelnhausen am Spitalacker. Er befürchtet, dass es durch den Wolf zum Verlust der Weidetierhaltung und damit auch zu einem Verlust an Biodiversität kommen könnte. Der Umgang mit dem Wolf müsse sich ändern, der gute Erhaltungszustand sei erreicht und es müsse möglich sein, Wölfe aus bestimmten Gebieten fernzuhalten. Ulrich Maushake, Forstdirektor (Bundesforstamt Grafenwöhr), sprach in seinem Vortrag über den Einfluss des Wolfes auf das Rotwild auf dem Truppenübungsplatz: „Grafenwöhr stellt ein komplexes Ökosystem dar. Was wir sagen können, ist, dass der Wolf hier massiven Einfluss auf den Rotwildbestand nimmt. Das Rotwild selbst stellt einen wichtigen Bestandteil des Ökosystems dar. Inwieweit der Wolf infolgedessen Einfluss auf die Artenvielfalt in Grafenwöhr nimmt, kann ich zurzeit noch nicht sagen, diese Fragestellung ist aber ganz aktuell Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen.“ Jos Hornung vom Wolfszentrum Hessen (HLNUG) ging auf die aktuelle Situation des Wolfsmonitorings in Hessen ein: „Wir haben am Wolfszentrum in Hessen derzeit vier Mitarbeiter. Dazu haben wir von HessenForst über 50 amtliche Wolfsberaterinnen und Wolfsberater. Hier wird weiteres Personal geschult. Auch bei den Ehrenamtlichen haben wir ca. 32 amtliche Wolfsberaterinnen und Wolfsberater aus den Landkreisen. Die überwiegende Mehrheit kommt aus der Jägerschaft, u. a. auch die Landesjagdbeauftragten für den Wolf aus dem Landesjagdverband“. Raoul Reding, Wolfsbeauftragter der Landesjägerschaft Niedersachsen e. V. berichtete, dass in seinem Bundesland eine Besonderheit gelte: In Niedersachsen liege das Wolfsmonitoring in Jägerhand und somit bestehe ein Potenzial von rund 57.000 Mitgliedern, die das Monitoring übernehmen können. Jägerinnen und Jäger, die über entsprechende Fachkenntnisse verfügen, bereits im Wildmonitoring geschult sind und so auf der Fläche Sichtungen und Hinweise zum Wolf erfassen können. Der LJV hat während der Veranstaltung mit allen Referenten kurze Video-Interviews geführt, die Sie über Facebook und Instagram aufrufen können. Alle Filme sind auch über www.ljv-hessen.de/wolfssymposium abrufbar.

Bei der DJV-Bundesmeisterschaft im jagdlichen Schießen vom 6. bis zum 9. September 2023 in Bremgarten wurde Marcel Begoin aus Hessen Bundesmeister aller Klassen. Dritter wurde Christian Janka aus Hessen. In der Damenwertung sicherte sich die im vergangenen Jahr zweitplatzierte Katja Ullrich aus Hessen den Spitzenplatz.

Liebe Jägerinnen und Jäger, ich wünsche Ihnen alles Gute und vor allem viel Waidmannsheil in der bereits begonnenen Brunftzeit.

Ihr Prof. Dr. Jürgen Ellenberger

Präsident des Landesjagdverbandes