Staatssekretär Dr. Stefan Heck: „Wildtiere sollen nicht leiden müssen“ Polizeipräsidium Südhessen testet Wildunfallzeichen

Wiesbaden/Darmstadt. Bei Verkehrsunfällen mit Wildtieren kommen glücklicherweise nur selten Menschen ums Leben. Das angefahrene Tier ist aber oft so stark verletzt, dass es möglichst rasch von seinem Leid erlöst werden muss. Damit ein herbeigerufener Jäger verletztes Wild schnellstmöglich nach einem Zusammenprall findet, können Wildunfallzeichen (oder kurz „WUZ“) bei der sogenannten „Nachsuche“ hilfreich sein.

Wildunfallzeichen (WUZ)
Mit dem Wildunfallzeichen (WUZ) wird die genaue Unfallstelle markiert, damit das Nachsuchengespann ohne Verzögerung mit der Suche des verletzten Tiers beginnen kann. Foto: Markus Stifter

Die leuchtenden Pfähle werden von den in der Regel zuerst alarmierten Polizeibeamten am Rande der Straße platziert und weisen den Jäger in die Richtung des geflüchteten Tieres. Auf Vorschlag des Hessischen Landesjagdverbands testet zunächst das Polizeipräsidium Südhessen im Landkreis Darmstadt-Dieburg die reflektierenden Hinweisgeber auf ihren Nutzen für den Tierschutz und die hessische Polizei.

Anlässlich der Vorstellung des Pilotprojekts erklärte Innenstaatssekretär Dr. Stefan Heck:

„Die Wildunfallzeichen sind eine einfache und clevere Idee, die die Arbeit unserer Jägerinnen und Jäger bei der Nachsuche erleichtern sollen. Nach einer Kollision soll ein Tier so wenig wie möglich leiden müssen. Außerdem zeigt die Initiative, dass Polizei und Jägerschaft in Hessen gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Da die Tage jetzt wieder merklich kürzer und die Sicht schlechter werden, appelliere ich an alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer in Hessen, auf eine angepasste Geschwindigkeit zu achten“,

so der Staatssekretär.  

„Selbst wenn das Wildtier nach dem Aufprall mit dem Fahrzeug geflüchtet ist, trägt es meist schwerste innere Verletzungen davon und muss umgehend mit einem speziell ausgebildeten Jagdhund nachgesucht werden, um dem Tier unnötigen Schmerz und Leid zu ersparen. Verletzte Tiere sollten auf keinen Fall angefasst oder gar mitgenommen werden, letzteres ist sogar strafbar. Unfallbeteiligte sollten unbedingt warten, bis die Polizei bzw. eine Jägerin oder ein Jäger eingetroffen ist, damit die Unfallstelle genau markiert werden kann“,

so Bernd Widmaier, Vorstandsmitglied im Landesjagdverband Hessen e. V. Angefertigt werden die WUZ in den Mühltal-Werkstätten der Stiftung Nieder-Ramstädter Diakonie.

Übergabe der Wildunfallzeichen WUZ
LJV-Vorstandsmitglied Bernd Widmaier (Mitte) übergibt die Wildunfallzeichen (WUZ) an Innenstaatssekretär Dr. Stefan Heck (2. von links) und Polizeipräsident Bernd Lammel (links). Foto: Markus Stifter

 

Drei von vier Wildunfällen passieren, wenn es dunkel ist 

Nach der polizeilichen Unfallstatistik weisen die Polizeistation Ober-Ramstadt und Dieburg die meisten Unfälle mit Wildbeteiligung im Landkreis Darmstadt-Dieburg auf, sodass die Erprobung des WUZ dort erfolgt. Nach einer Testphase von 12 Monaten erfolgt eine Evaluation, im Rahmen dessen wird geprüft, ob die leuchtenden (Markierungs-)stäbe künftig hessenweit bei der Polizei zum Einsatz kommen sollen. Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Südhessen ereigneten sich im letzten Jahr 2.336 Wildunfälle. Hierbei wurden 40 Personen verletzt. Bei 145 Unfällen entstand massiver Sachschaden am beteiligten Fahrzeug – der Sachschaden belief sich auf insgesamt 3,4 Millionen Euro. Etwa drei von vier Wildunfällen ereigneten sich während der Dunkelheit. Eine Häufung war in den Abend- und frühen Morgenstunden feststellbar. 
 

In Hessen insgesamt deutlich weniger Wildunfälle im letzten Jahr 

Von rund 146.000 polizeilich bekannten Verkehrsunfällen im letzten Jahr waren etwa 19.500 Wildunfälle. In 2018 wurden deutlich weniger Wildunfälle als im Vorjahr gemeldet. 1.731 Fälle weniger, das entspricht einem Rückgang von mehr als acht Prozent. Entsprechend gab es auch 13 Prozent weniger Verletzte. Dennoch handelt es sich bei etwa jedem siebten Unfall in Hessen um einen Wildunfall. Allerdings kommen bei Wildunfällen nur sehr selten Menschen zu Schaden. Bei 99 Prozent der Fälle bleibt es bei Sachschäden.

 
Tipps der hessischen Polizei zur Vermeidung von Wildunfällen

  • Auf ausgewiesene Beschilderung in Bezug auf Wild achten.
  • Gerade in Wald- und Feldbereichen besonders vorsichtig fahren.
  • Zu den Dämmerungszeiten und Dunkelheit besonders aufmerksam fahren.
  • Geschwindigkeitsbegrenzungen einhalten.
  • Tempo an unübersichtlichen Straßenabschritten verringern.
  • Bei Sichtkontakt zu Wild abblenden und hupen, damit die Tiere Fluchtwege finden können.
  • Lenkrad nicht herumreißen – lieber ein kontrollierter Unfall als ein unkontrolliertes Ausweichen – im Ernstfall Lenkrad festhalten und abbremsen.
  • Auf Nachzügler achten – Wildtiere sind selten alleine unterwegs

Und falls es doch zu einem Unfall kommt…

  • Wenn möglich, kontrolliert anhalten. 
  • Warnblinkanlage einschalten und die Unfallstelle absichern.
  • Bei Personenschäden Hilfsmaßnahmen einleiten.
  • Warnweste anziehen und sich wenn möglich hinter die Schutzplanken oder neben den Straßenrand zurückziehen um nicht vom nachfolgenden Verkehr erfasst zu werden.
  • Polizei oder den zuständigen Jäger anrufen und am Unfallort bleiben, bis die Polizei oder der Jäger eintrifft.  

Bei jedem Wildunfall – auch mit kleineren Wildtieren – sollte die Polizei alarmiert werden. Sind Personen verletzt, sollte schnellstmöglich über den Notruf 112 der Rettungsdienst gerufen werden.
 

Der Landesjagdverband Hessen dankt dem Erfinder des Wildunfallzeichens, Dietmar Heupel, herzlich für die Genehmigung das WUZ in Hessen produzieren und verwenden zu dürfen.