Wildunfallgefahr steigt nach Zeitumstellung: Die meisten Zusammenstöße mit Wildtieren passieren im April

Am kommenden Wochenende werden in Deutschland die Uhren wieder auf Sommerzeit umgestellt. Die Gefahr von Wildunfällen nimmt besonders im April und auch noch im Mai rapide zu. Wissenschaftler haben kürzlich über 30.000 Datensätze aus dem Tierfund-Kataster ausgewertet und festgestellt, dass insbesondere Rehe an jeder zweiten Kollision beteiligt sind. Die Gefahr für einen Zusammenstoß mit einem Wildtier ist in den frühen Morgenstunden zwischen 6.00 Uhr und 8.00 Uhr am höchsten.

In den Monaten April und Mai ist die Wildunfallgefahr besonders hoch, das zeigt eine Datenauswertung des Tierfund-Kasters.
Foto: Thorsten Mohr

Während heute die Sonne je nach Region schon um kurz nach 6.00 Uhr morgens aufgeht, verschiebt sich der Sonnenaufgang ab dem kommenden Sonntag auf kurz nach 7.00 Uhr und fällt damit direkt in den morgendlichen Berufsverkehr. Denn die Uhren werden in der Nacht von Samstag auf Sonntag von 2.00 Uhr auf 3.00 Uhr um eine Stunde vorgestellt.

„Wie die aktuelle Auswertung zeigt, kommt es insbesondere mit Rehböcken im April immer wieder zu Verkehrsunfällen. Die männlichen Tiere, die gerade geschlechtsreif geworden sind, werden auf der Suche nach einem neuen Revier oft von älteren Böcken vertrieben. Deshalb laufen die jungen Rehböcke häufig unvermittelt und hochflüchtig auf die Fahrbahn. Auch das frische Grün auf Wiesen und Feldern sorgt bei den Rehen für häufigere Wildwechsel“,

so LJV-Pressesprecher Markus Stifter.

Die Datenauswertung zeigt außerdem: Auch rund drei Dutzend Kleinsäuger-Arten wie Marder, Ratten, Igel und Eichhörnchen machen insgesamt 12 % der gemeldeten Wildunfälle im Tierfund-Kataster aus. Hase und Kaninchen kommen zusammen auf weitere 10 %, Füchse auf 7 %. Erst dann folgt mit dem Wildschwein (5 %) ein zweites großes Wildtier.

Pressegrafik: Wildunfälle in Deutschland von April 2018 bis Februar 2021, Quelle: DJV

Der Landesjagdverband Hessen rät besonders in wald- und feldreichen Gebieten zu einer angepassten Fahrweise. Wer Tempo 80 statt 100 fährt, verkürzt den Bremsweg bereits um 25 Meter. Der Straßenrand sollte stets genau beobachtet werden. Lässt sich ein Zusammenstoß nicht vermeiden, gilt es das Fahrzeug abzubremsen, ohne dabei auf die Gegenfahrbahn auszuweichen. Ist es zu einem Wildunfall gekommen, sollte sofort über die Notrufnummer 110 die Polizei verständigt werden, die dann den Jagdpächter oder den zuständigen Forstbeamten benachrichtigt.

Gemeinsam mit dem Polizeipräsidium Mittelhessen und dem ADAC Hessen-Thüringen hat der Landesjagdverband Hessen im Herbst 2020 den Präventionsfilm „Wildunfälle verhindern – Und was tun nach einem Wildunfall?“ veröffentlicht. Der Film kann unter folgender Webadresse kostenlos angesehen und heruntergeladen werden:

https://ljv-hessen.de/wildunfall-film/

Ratgeber und Service:

Wie kann ein Wildunfall verhindert werden?

  • Geschwindigkeit entlang von unübersichtlichen Wald- und Feldrändern reduzieren.
  • Besonders gefährlich sind neue Straßen durch Waldgebiete, da das Wild seine gewohnten Wege beibehält.
  • Die größte Gefahr droht in der Morgen- und Abenddämmerung, bei Nacht und bei Nebel.
  • Tier am Straßenrand: Abblenden, Hupen, Bremsen.
  • Ein Tier kommt selten allein. Autofahrer sollten stets mit Nachzüglern rechnen.
  • Lässt sich ein Zusammenstoß nicht verhindern: Vollbremsung einleiten und das Lenkrad festhalten. Nicht ausweichen! Sonst endet die Fahrt schnell im Gegenverkehr oder an einem Baum.

 Was ist nach einem Wildunfall zu tun?

  • Unfallstelle sichern: Warnblinkanlage anschalten, Warnweste anziehen, Warndreieck aufstellen und Polizei unter 110 anrufen. Sind Personen verletzt, muss der Notruf 112 gewählt werden.
  • Aufgrund einer möglichen Infektionsgefahr: Tote Tiere nur mit Handschuhen anfassen.
  • Wer Wild mitnimmt, macht sich der Wilderei strafbar.
  • Einem geflüchteten Tier nicht folgen. In der Unfallmeldung die Fluchtrichtung mitteilen und die Unfallstelle markieren. Dies gelingt z. B. mit einem weißen Papiertaschentuch, das an einen Ast oder Busch, von der Straße aus gut sichtbar, befestigt wird. Auch ein Einmalhandschuh aus dem Verbandskasten kann z. B. über den nächstgelegenen Leitpfosten gestülpt werden, um den Unfallort zu markieren. So kann der Jäger das verletze Tier leichter finden.

Hintergrundinformationen: Was ist das Tierfund-Kataster?

Jeder kann helfen: Mit dem Tierfund-Kataster werden im Straßenverkehr verunfallte Wildtiere erstmals bundesweit systematisch erfasst. Die gesammelten Daten können helfen, Unfallschwerpunkte zu identifizieren und zu entschärfen. Über die Tierfund-Kataster-App lassen sich Daten unterwegs schnell erfassen. Sie ist kostenlos und als iPhone- und Android-App erhältlich. Bisher haben über 20.000 Nutzer mehr als 90.000 Funde gemeldet. Der Landesjagdverband Schleswig-Holstein und die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel haben das Tierfund-Kataster 2011 ins Leben gerufen. Ende 2016 hat der DJV das Projekt auf ganz Deutschland ausgeweitet.