Fuchs, Du hast die Gans gestohlen!

Jäger blasen zur Fuchsjagd in Hessen: Hase und Bodenbrüter können aufatmen.

Bild: KauerMross/DJV

Seit 1. April 2016 gilt eine neue Jagdverordnung, die von der Hessischen Umweltministerin Priska Hinz (Bündnis 90/Grüne) erlassen wurde. Die Jagd auf den Fuchs kann nun erst am 15. August beginnen.

„Hasen, aber auch viele bodenbrütende Arten, wie Rebhuhn, Kiebitz und Feldlerche benötigen dringend Schutz vor dem Fuchs, während sie ihr Gelege ausbrüten und ihre Küken großziehen“, sagt Prof. Dr. Jürgen Ellenberger, Präsident des Landesjagdverbandes Hessen. „Die hessischen Jägerinnen und Jäger können ihren gesetzlichen Hegeauftrag nicht mehr erfüllen, da uns durch die neue Jagdverordnung die Hände gebunden sind und wir den Jungfuchs erst ab dem 15. August bejagen dürfen.“

Lebensraum wird knapper

Für viele Tierarten, die in der offenen Landschaft leben, wird der Lebensraum immer knapper. Sie sind Fressfeinden wie dem Fuchs hilflos ausgeliefert.

Andreas Mohr ist Gründer des ersten Rebhuhn-Hegeringes in Hessen und konnte bei einem eigenen Versuch in der Wetterau das Ergebnis einer Göttinger Forschungsgruppe bestätigen. Auch bei ihm wurden 75 % der Gelege gefressen. „Wenn nur 25 % der Rebhühner den Fressfeinden entkommen, brauchen wir uns über den teilweise bedrohlichen Zustand unserer Feldvogelbesätze nicht zu wundern.“

„Jungfüchse zu bejagen, ist kein Vergnügen, aber angesichts der Fleischmengen von 300 bis 500 Gramm, die ein Fuchs täglich zu sich nimmt, brauchen gerade die Bodenbrüter in den ausgeräumten Feldern eine spürbare und frühe Entlastung vor dem hungrigen Raubwild. Deshalb ist für uns Jäger auch der Fang mit zertifizierten und tierschutzgerechten Fallen ein höchst effektives Mittel“, so Mohr weiter.

Raubsäuger nehmen deutlich zu

Dr. Astrid Sutor ist Referentin für Jagd- und Forstwirtschaft beim Deutschen Jagdverband (DJV) und weiß: „Vor Einführung der Tollwutimmunisierung lebten durchschnittlich auf 100 ha ein Fuchs und ein Marder – heute suchen auf der gleichen Fläche zwei bis drei Füchse, Stein- und Baummarder, Iltis und in vielen Regionen auch noch der Waschbär nach Nahrung.

Insgesamt gesehen, hat die Dichte der Raubsäuger deutlich zugenommen.“ Das Argument, dass der Fuchsbestand sich von selbst
auf ein Populationsniveau regelt, das die Artenvielfalt nicht gefährdet und die Fuchsjagd eher noch mehr Nachwuchs erzeugt, lässt sie dabei nicht gelten, sondern verlässt sich auf wissensbasierte Fakten: „Eine Fuchsfähe bringt im Durchschnitt etwa fünf Welpen zur Welt, in der heutigen Kulturlandschaft werden alle satt und die meisten Jungtiere überleben, falls sie nicht an Krankheiten sterben, überfahren oder erlegt werden.

Die Jungfüchse besiedeln zwar nach kurzer Zeit schon eigene Reviere, doch durch die optimale Nahrungsversorgung in der Kulturlandschaft können hohe Populationsdichten erreicht werden. Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür, dass eine verstärkte Bejagung generell zu mehr Nachwuchs führt.“

Hohe Population führt zu Wildseuchen

Das Auftreten von Räude oder der Staupe und Leptospirose sind für Dr. Sutor ein klares Anzeichen für hohe Populationsdichten der Füchse. Besonders die Staupe kann auch für Wildkatzen, Luchs und Wolf bedrohlich werden, denn sie endet immer tödlich. Diese hochansteckende Infektionskrankheit ist auch für Haustiere gefährlich. Das Virus bleibt auch außerhalb des lebenden Organismus noch Tage ansteckend. Hunde- und Katzenhaltern empfiehlt sie dringend eine Überprüfung des Impfschutzes.

„Wir kriegen als Jäger die Staupe nicht weg, doch durch eine reduzierte Anzahl an Füchsen wird die die Übertragungswahrscheinlichkeit gesenkt und die Verbreitung der Staupe eingedämmt“, weiß Prof. Dr. Jürgen Ellenberger und appelliert im Namen der hessischen Jägerinnen und Jäger an Ministerin Hinz „Der Jungfuchs muss wieder ganzjährig bejagbar sein, sonst werden viele Arten in der Feldflur darunter leiden.“