Projekt geht in die Praxis: Blühflächen statt Mais

Heute ist Auftaktveranstaltung des Kooperationsprojekts „Bunte Biomasse“ von Veolia Stiftung, Deutschem Jagdverband und Deutscher Wildtier Stiftung. Für mehr Artenvielfalt: Wildpflanzenmischungen sollen deutschlandweit 500 Hektar Mais für die Biogasproduktion ersetzen.

Auftaktveranstaltung: Die Projektpartner Veolia Stiftung, Deutscher Jagdverband und Deutsche Wildtier Stiftung luden am 27.06.2019 zum Auftakt ihres Gemeinschaftsprojekts „Bunte Biomasse“ ein. Quelle: Kuhn/DJV

Schluss mit der Theorie, es geht in die Praxis: Die Projektpartner Veolia Stiftung, Deutscher Jagdverband und Deutsche Wildtier Stiftung laden heute um 14 Uhr zur Auftaktveranstaltung ihres Gemeinschaftsprojekts „Bunte Biomasse“ in die Feldflur ein. Ort des Geschehens: der Landwirtschaftsbetrieb Schulte in Delbrück (NRW). Teilnehmer der Veranstaltung bekommen hautnah vorgeführt, wie „Bunte Biomasse“ funktionieren kann. Nach einer kurzen inhaltlichen Einführung wird vor den Augen der Gäste eine mehrjährige, ertragreiche Wildpflanzenmischung eingesät, die zukünftig Biomasse für die Methanproduktion liefern soll. Auch unterschiedlich alte, etablierte Bestände werden besichtigt: Dem Summen und Brummen lauschen, nachfragen, Ideen sammeln – alles möglich!

Für eine größere Biodiversität in der Feldflur sollen im Rahmen des Projekts in den kommenden fünf Jahren deutschlandweit 500 Hektar Mais durch ertragreiche, mehrjährige Wildpflanzenmischungen zur Biomasseproduktion ersetzen werden. Landwirt Schulte ist einer von bereits 25 Landwirten bundesweit, die sich seit dem Projektauftakt im April bei den Initiatoren gemeldet haben. Er möchte auf etwa 10 Hektar Mais durch Wildpflanzen ersetzen. „Für mich als Landwirt und Biogasanlagenbetreiber ist Bunte Biomasse wahrscheinlich die effizienteste Möglichkeit, um die Lebensräume in der Feldflur zu verbessern“, betont Richard Schulte. „Meine Flächen sind ein Magnet für Feldhasen, Fasane und viele Brutvögel.“

Die positiven Wirkungen von „Bunter Biomasse“ sind unstrittig: Die Kulturen aus bis zu 25 verschiedenen Wildpflanzenarten haben im Vergleich zu anderen Energiepflanzen eine bessere Struktur als Bruthabitat, weisen deutlich mehr Blütenvielfalt und -reichtum aus und haben dadurch eine größere und vielfältigere Wirbellosen-Fauna. Zusätzlich sorgen mehrjährige Wildpflanzen nach der Ernte für einen Bewuchs im Winter und damit für Erosionsschutz und ein Nahrungs- und Deckungshabitat für Wintergäste und Niederwild. Hervorzuheben ist auch, dass die Intervalle der Bodenbearbeitung im Wildpflanzenanbau mit 5-jähriger Nutzung im Vergleich zu konventioneller Ackernutzung oder zwei-Kultur-Nutzung wesentlich größer sind. So erfolgen in den Jahren 2 bis 5 nur Düngung und Ernte. Die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln ist nicht erforderlich. Schließlich haben die Wildpflanzen ein hohes Potenzial zur Stickstoffbindung, was den Stickstoffaustrag ins Grundwasser deutlich vermindert.

Hinsichtlich der Biomasseerträge gibt es zwischen dem Anbau von Wildpflanzen und Silomais kaum noch eine Differenz. Da allerdings der Methanertrag des Substrats von den Wildpflanzenflächen nur bei etwa 70 Prozent pro Tonne Trockenmasse im Vergleich zum Mais liegt, gewährt das Projekt „Bunte Biomasse“ einen Ausgleich von 250 Euro pro Hektar und Nutzungsjahr. Im kalkulatorischen Ergebnis ergibt sich dann eine Abweichung zwischen Wildpflanzen und Silomais von minus 45 Euro: Eine Investition, deren „Return-on-Investment“ sich angesichts der umfassenden positiven Wirkungen für Biodiversität, Bodenqualität und Wasserressourcen mehr als sehen lassen kann!