Tiere können denken – manche Philosophen tun sich damit schwer

TV-Philosoph Precht macht sich in seinem neuen Buch Gedanken über die Jagd. Mehr als Phrasendrescherei und Halbwahrheiten kommen dabei nicht heraus. Der DJV macht den Faktencheck.

DJV-Präsident Hartwig Fischer Quelle: DJV

(Berlin, 27. Dezember 2016) Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft hat TV-Philosoph Richard David Precht sein neues Buch „Tiere denken“ auf den Markt gebracht. Talkshowauftritte und Interviews verstehen sich für den Medienmenschen von allein. Wenn Buchautoren denken, dann wollen sie natürlich ihr Buch verkaufen.

Gut für die Verkaufszahlen, dass in Interviews und Talkshows schon lange nicht mehr so genau auf den Inhalt geachtet wird und nur das Setzen möglichst provokanter Aussagen mit moralischem Zeigefinger zählt. Dies gepaart mit dem kräftigen Austeilen gegen ein bis zwei vermeintlich populäre Feindesgruppen und dem Verkaufserfolg steht nichts mehr im Wege. Willkommen im postfaktischen Zeitalter.

Der DJV hat einige Behauptungen von Herrn Precht aus dem Kapitel „Naturschutz oder Lustmord?“ aufgegriffen und Fakten gegenübergestellt. Über viele Punkte in dem Buch kann und müsste man sich eigentlich öffentlich aufregen. Dem Autor den Gefallen der Polarisierung und damit der Steigerung seiner Verkaufszahlen tun? Sicherlich nicht.

Worum geht es Richard David Precht? Precht versteht sein Buch als „Beitrag zum Tierschutz“ und attestiert, dass ein „gespaltenes Verhältnis zwischen Tier und Mensch“ besteht. Er stellt die Fragen: „Geht es hier [bei der Jagd in Deutschland] denn nicht auch um den Spaß daran, ein edles Geschöpf zu töten, ihm das Fell abzuziehen, es zu köpfen und eine Trophäe zu ergattern“ und „warum ist Jagen in Afrika pervers und in den eigenen Wäldern legitim?“

Er beschreibt die Jagd als „Strafexpeditionen gegen die Wildnis“, „tötungsfreudiges Hobby“, „Waidmanns blutige Arbeit“, „sportliche Tötungsfreude“, „einen anmutigen Rehbock zum Zeitvertreib in ein Stück Aas zu verwandeln“, der Jäger wird zum „Terminator des Waldes“, die Jagd ist nach seiner Auffassung „eine seltsame Mischung aus Romantik und Tötungswille“ und so weiter.

Precht führt für seine Behauptungen ein juristisches Argument an: Dazu beruft er sich auf § 1 des Tierschutzgesetzes in dem es heißt, „einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen ist verboten“ und stellt die Frage, warum die Jagd dennoch erlaubt ist.

Natürlich gibt Precht auch eine Antwort und zitiert den DJV, „dass die Jagd notwendig ist, um Wildbestände zu regulieren sowie Wildschäden in Wald und Feld vorzubeugen.“ Precht nimmt das auf und schreibt: „Ohne Zweifel: Die ökologische Lage der mitteleuropäischen Restnatur ist so problematisch, dass sie in weiten Teilen der Regulation bedarf. Ohne gezielte Maßnahmen wären größere Tiere wie der Rothirsch in Deutschland mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgestorben, und der Reh- und Damwild-Bestand wäre weitaus geringer, als er zurzeit ist.“

Leider folgt dann aber die Begründung, dass nämlich die Jäger daran Schuld seien. „Jäger haben die Zahl der Rehe in Deutschland nicht nur vermehrt, sondern zugleich gefährlich hochgezüchtet, Die Fütterung des Wildes im Winter verhindert die natürliche Auslese.“ [..] „Nicht wenige Jäger bestellen sogar Äcker zu dem einzigen Zweck, den Wildbestand durch eiweißhaltige Pflanzen so hoch wie möglich zu halten. Hormonpräpariertes Kraftfutter, das gewaltige Stirnwaffen und Eckzähne hervorbringen soll, tut ein Übriges.“

Herr Precht hat aber auch einen Lösungsvorschlag: „Der Wildbestand ließe sich durch empfängnisverhütende Mittel bei der Winterfütterung [ja, das Zitat stimmt, nun verlangt er nach Winterfütterung] sicher und völlig schmerzlos zu regulieren.“

Weiter behauptet er, „es geht den Jägern nicht in erster Linie um Naturschutz. Wenn überhaupt, dann ist der Naturschutz nur Nebenfolge eines anderen Motivs, das sich dadurch öffentlichkeitswirksam tarnt.“ Der DJV macht den Faktencheck und entlarvt auf www.jagdverband.de die gröbsten Patzer.