Wildunfälle an der ICE-Strecke Frankfurt-Köln sollen reduziert werden

Wildunfälle und damit das Tierleid zu reduzieren, ist dem Landesjagdverband Hessen (LJV) ein wichtiges Anliegen. Neben öffentlichkeitswirksamen Kampagnen wie dem Aktionstag „Wildunfall vermeiden – Tierleid verhindern“ im Jahr 2019 in Gießen und der Plakatkampagne „Wildunfall verhindern“ möchte der LJV nun gemeinsam mit der Deutschen Bahn (DB Fernverkehr) dazu beitragen, Wildunfälle entlang der ICE-Strecke Frankfurt-Köln zu reduzieren. Ein Unfallschwerpunkt liegt in Höhe der Gemeinde Niedernhausen. Dort hat nun ein erster Ortstermin stattgefunden.

LJV-Pressesprecher Markus Stifter, Andreas Roy und Günter Seher (von links) vor der ICE-Brücke in Höhe von Niedernhausen. Foto: privat
LJV-Pressesprecher Markus Stifter, Andreas Roy und Günter Seher (von links) vor der ICE-Brücke in Höhe von Niedernhausen.
Foto: privat

Hochgeschwindigkeitsstrecke bei Niedernhausen

Mit bis zu 300 Stundenkilometern ist der ICE auf der Überlandstrecke in Höhe von Niedernhausen unterwegs. Die Wildtiere können die Gefahr und vor allem die Geschwindigkeit des herannahenden Zuges nicht einschätzen, so kommt es immer wieder zu Zusammenstößen. Der Hochgeschwindigkeitszug, der eine Länge von rund 300 Metern aufweist, benötigt mehrere Kilometer, um zum völligen Stillstand zu kommen. Ein Abbremsen wie mit einem PKW ist daher so gut wie unmöglich. Die Wildunfälle ereignen sich bei diesen hohen Geschwindigkeiten in Sekundenbruchteilen, besonders in der Dunkelheit ist oft nur ein dumpfer Schlag zu hören. Bei jedem unbekannten Ereignis stoppt der ICE und die Streckenkontrolle überprüft die Bahngleise und den Zug auf mögliche Beschädigungen. An dem entsprechenden Streckenabschnitt ist häufig Schwarz- und Rehwild, seltener auch Rotwild, in Kollisionen mit dem ICE verwickelt.

Wildunfallträchtige Streckenabschnitte identifiziert

Gemeinsam mit den Jagdpächtern Andreas Roy und Günther Seher hatte sich LJV-Pressesprecher Markus Stifter am 7. Februar 2024 mit einem Vertreter der DB Fernverkehr – zuständig für die ICE-Strecken – in Niedernhausen verabredet. An dem entsprechenden Streckenabschnitt wurden statistisch die meisten Wildunfälle registriert. Zwischen Streckenmarkierungen, die in einem Abstand von 200 Metern angebracht sind, konnten die wildunfallträchtigsten Stellen genau identifiziert und in Augenschein genommen werden. Teilweise waren dort ausgeprägte Wechsel des Schwarzwildes zu sehen, an einigen Stellen hatten die Schwarzkittel den Zaun hochgedrückt.

„Zunächst gilt es, mögliche Ursachen nach dem Ausschlussprinzip zu identifizieren, die zu erhöhten Wildunfallzahlen führen können. Handelt es sich um einen zeitweisen Anstieg der Wildunfälle, könnte z. B. eine interessante Feldfrucht, wie Raps oder Mais eine starke Lockwirkung entfalten und so punktuell zu einem Anstieg der Wildunfälle führen,“

so LJV-Pressesprecher Markus Stifter. Auch Zaunmaßnahmen, z. B. bei einer Baustelle, oder der Ausbau von Wohn- und Gewerbegebieten könnte den Wildwechsel an einer anderen Stelle unmöglich machen und so an einer Art Zwangswechsel an der Bahnstrecke zu erhöhten Unfallzahlen führen.

Feldfrüchte, Baustellen und Neubaugebiete können ungewollte Lenkwirkung entfalten

Feldfrüchte mit Lockwirkung sowie temporäre oder dauerhafte Zaunmaßnahmen scheiden an dieser Stelle jedoch aus. Im Bereich zwischen der Bundesautobahn A3 und der ICE-Strecke liegt jedoch ein attraktives Rückzugsgebiet für das Schwarzwild und so sind Wechselbewegungen zwischen den Tageseinständen und den Grünlandflächen an mehreren Stellen deutlich erkennbar.

Technikunterstützung: Optisch-Akustische Wildwarner im Einsatz

Im Sommer 2023 hat die DB Fernverkehr an dem betreffenden Streckenabschnitt bereits optisch-akustische Wildwarner angebracht. Registrieren diese ein Geräusch, wie den herannahenden ICE, senden die Geräte ein Funksignal an weiter entfernte Wildwarner. Beim Rehwild scheinen die Wildwarner eine abschreckende Wirkung zu entfalten.

Die anwesenden Jagdausübungsberechtigten informieren nun weitere Revierpächter und beraten in Abstimmung mit dem LJV und der DB Fernverkehr über weitere Maßnahmen, die zur Reduzierung von Wildunfällen beitragen können. Zunächst setzen die Jäger auf Vergrämungsmaßnahmen. Mit zusätzlichen Ansitzeinrichtungen könne dem Schwarzwild signalisiert werden „hier ist es gefährlich!“ betonen Andreas Roy und Günther Seher.

Der LJV wird sich weiterhin mit der Deutschen Bahn eng abstimmen, um heimische Wildtiere vor unnötigem Leid zu bewahren und natürlich den Verkehr insgesamt sicherer zu gestalten.